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Im Museum Barberini hatten am Sonntag Klima-Aktivisten ein Gemälde von Monet mit Kartoffelbrei beworfen.

© Foto: TSP/MANFRED THOMAS

„Kann Kartoffelbrei Aufklärung?“: Was Menschen in Potsdam zur Barberini-Attacke sagen

Für den Kartoffelbrei-Angriff auf ein Gemälde von Monet haben viele Potsdamer nur wenig Verständnis. Sie wünschen sich andere Protestformen für den Klimaschutz.

Von
  • Eva Mueller
  • Rahel Zimmermann

Zeichen für den Klimaschutz oder Akt der Zerstörung? Am Tag nach der Brei-Attacke auf ein Monet-Gemälde im Museum Barberini haben die Potsdamer Neuesten Nachrichten bei einer Straßenumfrage vor dem Museum die Stimmung eingefangen. Während viele Befragte den Klimaschutz als wichtiges Anliegen bewerten, stößt die gewählte Protestform auf mehr oder weniger scharfe Ablehnung.

Hans-Werner Heinze, 75 Jahre, Bischofswerder, Landwirt
Hans-Werner Heinze, 75 Jahre, Bischofswerder, Landwirt

© Andreas Klaer

„Da sollte es eine richtige Strafe geben, damit so etwas nicht wieder passiert. Das ist kein Protest, sondern Dummheit. Denn hier geht es um Bilder, die für normale Menschen eine Bedeutung haben, man darf sie nicht beschmieren. Das bringt das Gegenteil von dem, was das eigentliche Ziel ist. Und das, was sie wollen, geht unter.“
Hans-Werner Heinze, 75 Jahre, Bischofswerder, Landwirt

Sylvia Großkopf, 69 Jahre, Seddiner See, Rentnerin
Sylvia Großkopf, 69 Jahre, Seddiner See, Rentnerin

© Andreas Klaer

„Protest finde ich legitim und die Botschaft der Gruppe auch. Aber auch Protest hat Grenzen, diese Aktion geht, denke ich, deutlich zu weit. Die Werke in dem Museum sind unwiederbringlich, sie sind Allgemeingut und sollten daher nicht zerstört werden. Manche kleben sich ja auch an die Straße, aber das hier ist eine andere Dimension, weil es um Kultur geht. Wir haben Glück, dass das Gemälde hinter einer Glasscheibe war.“
Sylvia Großkopf, 69 Jahre, Seddiner See, Rentnerin

Manuela Arlt, 54 Jahre, Linde (Oberhavel), Kinderbetreuerin
Manuela Arlt, 54 Jahre, Linde (Oberhavel), Kinderbetreuerin

© Andreas Klaer

„Meiner Meinung nach ist das nicht gut, gerade wenn man den Wert der Bilder bedenkt. Genauer gesagt halte ich das Werfen mit Kartoffelbrei für eine Schweinerei, man sollte seine Meinung anders äußern. Ich finde generell das Ziel Umweltschutz gut, aber die Art und Weise des Protests sollte man verändern.“
Manuela Arlt, 54 Jahre, Linde (Oberhavel), Kinderbetreuerin

Constanze Hintze, 58 Jahre, München, Vermögensberaterin
Constanze Hintze, 58 Jahre, München, Vermögensberaterin

© Andreas Klaer

„Die Aktion war nicht richtig. Das Zeichen, das gesetzt werden sollte, wurde verfehlt. Das Museum hier ist der falsche Platz, auch die Zielgruppe stimmt nicht. Ich meine, die Gemälde sind kollektive Erinnerungsstücke. Sie gehören also uns allen und sind dafür da, allen Freude zu machen. Den Wunsch nach Veränderung bezüglich des Klimawandels kann ich nachvollziehen, aber um das umzusetzen, gibt es andere Möglichkeiten. Beispielsweise kann man Strom sparen oder auf die eigene Nahrung achten. Doch diese Art des Protests bewirkt mehr negative Stimmung als positive.“
Constanze Hintze, 58 Jahre, München, Vermögensberaterin

Julia Stein, 24 Jahre, Hannover, studiert Landwirtschaftsarchitektur und Umweltplanung
Julia Stein, 24 Jahre, Hannover, studiert Landwirtschaftsarchitektur und Umweltplanung

© Andreas Klaer

„Erstmal finde ich die Idee amüsant, wenn man so davon hört. Das ist auch eine schöne Ablenkung von manch anderen aktuellen Nachrichten. Aber ich denke schon, dass auch kleinere Aktionen wie diese etwas bewirken können, weil sie sich herumsprechen. Ich persönlich setze mich auch für den Naturschutz ein, aber ich bin überzeugt, dass der Wandel immer bei einem selbst anfangen muss.

Kann Kartoffelbrei Aufklärung oder kommt er doch nur als Provokation an?

Julia Stein, Studentin

Natürlich ist auch Aufklärung ein wichtiger Punkt - kann Kartoffelbrei das oder kommt er doch nur als Provokation an? Denn die Kunst ist schließlich nicht das Problem. Ich persönlich setze Aktivismus anders um. Der Protest hat zwar seine Berechtigung, aber ich bin unsicher, ob das der beste Weg ist.“
Julia Stein, 24 Jahre, Hannover, studiert Landwirtschaftsarchitektur und Umweltplanung

Helga Klinge, 60 Jahre, Berlin, Sekretärin
Helga Klinge, 60 Jahre, Berlin, Sekretärin

© Eva Müller

„Protest ist generell gut. Nicht gut ist es, ihn an der Kunst auszuleben - das geht zu weit. Die Aktivisten sollten sich etwas anderes einfallen lassen. Es ist traurig, dass sie sich an der Kunst vergreifen. Einzelaktionen sind das eine, aber die Daueraktionen der „Letzten Generation“ nerven einfach nur noch. Sie wirken eher gegen das Anliegen von mehr Klimaschutz als dafür.“
Helga Klinge, 60 Jahre, Berlin, Sekretärin

Sebastian Stein, 42 Jahre, Berlin, Ingenieur
Sebastian Stein, 42 Jahre, Berlin, Ingenieur

© Eva Müller

„Ich kann nicht nachvollziehen, was diese Aktion mit dem Klimaschutz zu tun haben soll. Die Botschaft der Aktivisten kommt nicht an, ihre Mittel sind falsch. Sich an Autobahnen kleben hat noch einen Sinn, der Verkehr ist ein großes Problem. Aber ein Kunstwerk zu beschmieren, das halte ich, vorsichtig gesagt, für schwierig.“
Sebastian Stein, 42 Jahre, Berlin, Ingenieur

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