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Das Haus von Ramona Dohnicht und Thomas Hallier wurde von der AG Historische Stadtkerne als Denkmal des Monats geehrt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Sechs Jahre restauriert: Potsdamer Weberhaus ausgezeichnet

Das Architekten-Paar Ramona Dohnicht und Thomas Hallier investierte fast 400.000 Euro in die denkmalgerechte Sanierung eines Weberhauses aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Ein kleines Stück des historischen Babelsbergs strahlt wieder wie früher: Stolz stehen Thomas Hallier und Ramona Dohnicht vor dem ehemaligen Weberhaus in der Garnstraße 27, das sie sechs Jahre lang liebevoll restauriert haben. „Wir sind erst vor kurzem fertig geworden“, sagt Dohnicht, die das Haus zusammen mit ihrem Mann bewohnt.

Belohnt wurde das am Freitag mit der Auszeichnung „Denkmals des Monats“, die von der AG Historische Stadtkerne des Landes Brandenburg verliehen wurde, inklusive Plakette. „Wir sind froh, dass sich immer wieder Menschen finden, die solche Denkmäler erhalten“, sagte der Vorsitzende der AG, Frederik Bewer. „Diese kleinen Weberhäuser gehen manchmal etwas unter, aber sie sind das Herz von Babelsberg“, sagte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos).

Die Webersiedlung Nowawes ist Mitte des 18. Jahrhundert entstanden, das Haus in der Garnstraße ist jedoch um einiges jünger: Vermutlich wurde es zwischen 1850 und 1860 erbaut. „Wir hatten für uns ein Häuschen in der Stadt gesucht und sind eher zufällig online darauf gestoßen“, sagt Hallier. „Meine Frau meinte: Guck mal, ein Haus mit Fensterläden, so was wollte ich schon immer.“

Das eingeschossige Wohnhaus mit Satteldach musste an zahlreichen Stellen saniert werden, vor allem der Dachstuhl hatte es nötig: „Wir mussten mehrere Deckenbalken austauschen und die Balken mit Zangen verstärken“, sagt Hallier. Ebenfalls ausgetauscht wurden einige Fenster sowie die dazugehörigen Läden, denn diese entsprachen nicht dem historischen Original. Abgesehen davon war aber fast alles an dem Bauwerk erhalten geblieben.

Knapp 400.000 Euro investiert

Hallier führt die interessierten Besucherinnen und Besucher ins Wohnzimmer: „Das war die Weberstube, dann gab es noch eine Kammer und eine Küche.“ Diese Aufteilung hat jedes Weberhaus, in der Stube stand zudem immer ein Webstuhl – die Häuser waren Wohn- und Arbeitsstätte zugleich.

Der Dachstuhl musste am stärksten saniert werden, einige Dachbalken waren schadhaft.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Nach hinten wurde das Haus durch einen Neubau erweitert, in dem sich nun die geräumige Küche sowie eine Treppe ins Obergeschoß befindet. Knapp 400.000 Euro haben Hallier und Dohnicht in das gesamte Projekt investiert. „Die Planungen haben wir selbst gemacht“, sagt Hallier, der genau wie seine Frau Architekt ist.

Entstanden war die Webersiedlung 1751, als Friedrich II. Nowawes als Kolonie für evangelische Weber aus Böhmen errichten ließ, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden. „Das Ganze hatte natürlich einen wirtschaftlichen Hintergedanken, denn die Weber sollten vor allem Stoffe für die preußische Armee herstellen“, sagt Marc Jumpers von der Unteren Denkmalschutzbehörde Potsdam. Neben Tuch aus Baumwolle sollten sie auch Seide herstellen, weshalb überall in Nowawes Maulbeerbäume gepflanzt wurden, die Futterpflanze der Seidenraupe. Das Vorhaben scheiterte, da die meisten Bäume nach einigen Jahrzehnten eingegangen waren.

Von den 210 Weberhäusern, die einst existierten, sind heute noch etwa 100 erhalten. Allerdings: Viele von ihnen sind gar nicht wirklich verschwunden, sondern wurden einfach nur aufgestockt und sind heute nicht mehr als solche zu erkennen. „Manche Weberhäuser stehen also immer noch, aber sie stecken in den neuen Häusern drin“, sagt Jumpers.

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