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Sie will auch in Rio jubeln. Laura Lindemann hat mehrfach bewiesen, dass sie der Konkurrenz der Welt-Elite gewachsen ist. Das möchte sie auch bei Olympia zeigen, doch noch wartet die 19-jährige Potsdamerin auf ihr Ticket zu den Spielen im August.

©  dpa

Triathlon in Potsdam: Rio-Hoffnung und Liga als Härtetest

Während Laura Lindemann im Training die olympische Radstrecke simuliert, stellt sich der Potsdamer Triathlon-Nachwuchs den deutschen Top-Teams. Und Lasse Lührs zieht es derweil dorthin, wo die Weltspitze trainiert.

Es ein nur schwer zu ertragender Wartezustand, den die Deutsche Triathlon Union (DTU) ihren Kaderathleten abverlangt, die sich Hoffnungen auf einen Start bei den Olympischen Spielen in Rio machen. Ende Juni will der Verband dem Deutschen Olympischen Sportbund vorschlagen, ob bei den Frauen neben der qualifizierten Anne Haug zwei weiteren Sportlerinnen ein Rio-Ticket ausgestellt wird. Bei den Männern wären noch alle drei Plätze zu vergeben. Das eigentliche Nominierungskriterium – eine Top-Acht-Platzierung bei zwei ausgewählten Weltcup-Rennen in diesem Jahr – konnte keiner erfüllen.

Mit ihrem zehnten Platz in Yokohama Mitte Mai kam Laura Lindemann vom Triathlon Potsdam e.V. der Anforderung jedoch sehr nahe. Alles spricht dafür, dass die 19-jährige Doppel-Junioren-Welt- und Europameisterin am 20. August an der Startlinie des olympischen Triathlons steht. Aber sicher ist es eben noch nicht. „Das ist eine schwierige Situation, vor allem für den Kopf“, sagt Lindemann.

Fast nur junge Eigengewächse im Potsdamer Bundesliga-Team

So konsequent eine Olympia-Nominierung der besten deutschen Nachwuchs-Triathletin auch wäre, es gibt natürlich einen Plan B. Der heißt Mexiko statt Brasilien. Im mexikanischen Cozumel findet im September die diesjährige Junioren-Weltmeisterschaft statt, bei der Lindemann ihren Titel verteidigen will. Das aktuelle Training indes ist in allen Belangen auf einen Start in Rio ausgerichtet. Ab dieser Woche wird die Potsdamerin in Pirna trainieren, vor wenigen Tagen war sie im Trainingslager in Goslar. Im bergigen Terrain des Harzes beziehungsweise in Sachsen simuliert sie Belastungen auf dem Rad, wie sie auf der olympischen Strecke in Rio zu erwarten sind. In den acht Runden an der Copacabana geht es jeweils gut eine Minute lang einen Berg mit 20 Prozent Steigung hoch. „In Goslar haben wir einen Anstieg gefunden, an dem ich das in Intervallen sehr gut trainieren konnte“, erzählt Lindemann.

Ihre Olympia-Teilnahme wäre die Krönung der Stützpunktarbeit am Potsdamer Luftschiffhafen, aus dem immer wieder erfolgreiche Nachwuchs-Triathleten hervorgehen. Gemeinsam mit dem Team Saar stellt der Potsdamer Verein das jüngste Team der insgesamt 14 Mannschaften in der aktuellen Bundesliga-Saison. Während sich die Top-Teams wie Titelverteidiger Buschhütten oder Witten für die vier Liga-Wettkämpfe mit internationalen Stars verstärken und damit die Bundesliga zur stärksten der Welt macht, bringen die beiden Bundesnachwuchsstützpunkte Saarbrücken und Potsdam fast nur junge Eigengewächse an den Start. Ausnahme bei den Havelstädtern sind die beiden Spanier Jesus Gomar und Alberto Parilla sowie der siebenfache Balkanmeister Ognjen Stojanovic aus Serbien und bei den Frauen die Neuseeländerin Debby Lynch. Seit Mai trainiert zudem die deutsche Triathlon-Hoffnung Lisa Tertsch in Potsdam, zieht aber dieses Jahr noch weiter auf ein US-College. Die Darmstädterin wurde Ende Mai Vize-Europameisterin der Junioren im Einzel und holte Bronze in der Mixed-Staffel. Einer ihrer Teamgefährten im Nationaldress war der Potsdamer Moritz Horn, der zum aktuellen Bundesliga-Team der Männer gehört.

Der Junioren-Europameister von 2015 Lasse Lührs geht nach Spanien

Das Liga-Ziel ist trotz aller jugendlicher Unerfahrenheit ehrgeizig: Bei den Männern wird Platz drei anvisiert, die Frauen wollen unter die Top 5. „Es kann den jungen Athleten gar nichts Besseres passieren, als bei den Bundesligarennen gegen internationale Spitzenathleten zu starten. Es ist ein Härtetest“, sagt Teamleiterin Julia Pukrop. „Das motiviert unheimlich“, bestätigt Julie Jungblut. Zum Liga-Auftakt vor einer Woche im Kraichgau „konnte ich auf dem Rad bis zum Wechsel auf die Laufstrecke mithalten. Das hat mir unglaublich Auftrieb für die ganze Trainingswoche gegeben“, sagt die 18-Jährige. Erst im abschließenden Fünf-Kilometer-Lauf musste sie die Konkurrenz ziehen lassen. „Da konnte ich nur noch 300 Meter mithalten“, sagt Julie Jungblut. Doch der Wettkampfhärte, die sie sich als junge Athletin in diesen Rennen holen könne, wolle sie sich unbedingt stellen.

Noch einen Schritt weiter geht Lasse Lührs. Der Junioren-Europameister des Vorjahres wird am Ende der Saison für ein Jahr nach Spanien gehen. In Alicante will der 20-Jährige zum einen Business Administration studieren. Zum anderen will er da trainieren, wo die Weltspitze zu Hause ist. „Spanien ist das Nonplusultra des Triathlons. Man macht nichts falsch, mit Spaniern zu trainieren“, sagt Lührs. Nach dem Europacup in Madrid Anfang Mai habe er eine Woche auf dem Uni-Campus von Alicante verbracht – und war begeistert: „Es gibt eine Schwimmhalle, eine Tartanbahn, tolle Laufrunden. Das Meer ist nah und es gibt das ganze Jahr über super Wetter.“ Das klingt nach optimalen Bedingungen für den nächsten Entwicklungsschritt des Potsdamer Talents. „Ich bin frei, habe keine Verpflichtungen und wir sind im Oktober gerade erst am Beginn eines neuen Olympiazyklus. Jetzt ist die beste Zeit dafür“, sagt Lührs.

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