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Am Dienstag wurde der Grundstein gelegt.

© Ottmar Winter

Potsdams Kreativquartier soll 2025 stehen: Feierlicher Baustart und erste Mieter

Der Grundstein für das 100 Millionen Euro schwere Großprojekt in der Potsdamer Mitte ist gelegt. Trotz Energiekrise läuft laut Investor alles nach Plan.

Das neue Kreativquartier zwischen dem Turm der Garnisonkirche und Neuem Markt soll möglichst Ende 2025 fertig gebaut sein. Das hat Investorenvertreter Christopher Weiß am Dienstag bei der feierlichen Grundsteinlegung für das mittlerweile 100 Millionen Euro schwere Großvorhaben erklärt. Ein erster Bauabschnitt soll bereits Ende 2024 übergeben werden, hieß es weiter.

Der Termin war geprägt von lobenden Worten, trotz des Bauverzugs von inzwischen einem Jahr. Vielfach war von einem wichtigen Impuls für eine lebendige Innenstadt die Rede. Es handele sich um eine „riesige Chance für Potsdam“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Künftig könnten Potsdamer und ihre Besucher vom neuen Museum Minsk über den Alten Markt mit dem Barberini bis hin zum Kreativquartier durchweg Kunst und Kultur in verschiedenen Facetten erleben.

Geplant sind Büros und Ateliers, aber auch Restaurants und Cafés

Zudem würden Raumangebote für Unternehmen nach der Gründerphase geboten, um sie in der Stadt zu halten, so Schubert. Geplant sind demnach Büros, Ateliers, Läden, Musikproberäume, Restaurants, Cafés und Apartments.

Eines der prägenden Gebäude des neuen Kreativquartiers in der Innenstadt wird der sogenannte Lange Stall.

© Glockenweiß GmbH

Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) betonte wiederum den autofreien Charakter des künftigen Areals. Städtebaulich wird der Lange Stall mit dem Schauportal neben der Garnisonkirche wiedererrichtet, in Anlehnung an den historischen Vorgängerbau. Damit erhält auch der Stadtplatz Plantage seine Begrenzung im Osten. Versprochen sind im Quartier abwechslungsreiche Fassaden und Dachformen – und mehrere öffentliche Flächen und Wege.

Mit dem Bau endet eine jahrelange Debatte um diesen Teil der Potsdamer Mitte. Stadtpräsident Pete Heuer (SPD) erinnerte an frühere Planungen des Langen Stalls – Stichwort: „balearische Küstenarchitektur“ – die von der Stadtpolitik verhindert worden seien. Erst dies habe den jetzigen Weg ermöglicht.

Der Vorlauf für die nun erfolgte Grundsteinlegung geht zurück bis in das Jahr 2018. Damals hatte die Stadtpolitik einen Szenarioworkshop zur Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Potsdamer Mitte abgehalten – schon damals vor dem Hintergrund, dass das Kreativhaus Rechenzentrum nicht ewig zur Verfügung steht beziehungsweise selbst bei einem Erhalt umfangreich saniert werden müsste, und deshalb ein Ersatzquartier so oder so nötig wäre.

Es folgten eine Machbarkeitsstudie und ein Vergabeverfahren, an dessen Ende das Unternehmen Glockenweiß den Zuschlag erhielt. Später holte man sich noch die Assiduus Development GmbH ins Boot, die sich nach eigenen Angaben auf großvolumige Immobilienprojekte spezialisiert hat, bei denen das ökologische und soziale Gemeinwohl im Fokus stehen soll.

Die Baustelle, hier vom Stadtplatz Plantage aus gesehen.

© Andreas Klaer

Unter anderem musste sich der Investor verpflichten, mindestens 10.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für die Kunst- und Kreativwirtschaft auszuweisen, davon mehr als 4000 Quadratmeter mit einer niedrigen Anfangsnettokaltmiete von neun Euro pro Quadratmeter. Im Endeffekt sollen laut Rathausangaben so nun 8600 Quadratmeter subventioniert werden – insgesamt stehen nach dem Bau 25.000 Quadratmeter zur Verfügung.

Die Auflagen seien eine Verpflichtung, sagte Sigrun Rabbe vom kommunalen Sanierungsträger für die Mitte, obwohl dies in Krisenzeiten durchaus herausfordernd sei. Weiß sagte, aktuelle Verhandlungen zu Baufirmen und -stoffen seien positiv verlaufen, man liege leicht unter dem angepeilten Budget.

Noch keine Angaben zu künftigen Ankermietern

Zu größeren Ankermietern für das Areal machte Weiß noch keine Angaben. Wie berichtet sollen die Preise in den frei vermietbaren Einheiten 20 Euro pro Quadratmeter und mehr betragen. Schubert wünschte dem Investor, er möge spannende Mieter finden, die den Ort auch lebendig halten.

Die Schaufassade neben der Baustelle Garnisonkirche erhält künftig wieder ein Gebäude, welches dahinter steht. Es handelt sich um den Langen Stall.

© Andreas Klaer

Zwei erste Mieter für das Areal wurden am Rande des Termins bereits bekannt. Uni–Präsident Oliver Günther bestätigte, dass eine Repräsentanz für den neuen Kunststudiengang geplant ist, möglicherweise auch mit Lehrbetrieb in Verbindung mit anderen ansässigen Kreativen. Weiß wiederum sagte bei der Präsentation, dass das für besondere audiovisuelle Projekte bekannte Künstlerkollektiv Xenorama zu den neuen Mietern gehören werde – es ist bislang im Kreativhaus Rechenzentrum angesiedelt.

Die Zukunft des Rechenzentrums gehört zu den offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Kreativquartier. Die Debatte dazu fokussiert sich aktuell auf die nächste Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche am 2. November. Dort wird nicht nur ein neuer Vorsitzender für das Gremium gewählt, sondern es geht auch um die Frage, ob das Rechenzentrum generell etwas länger stehen bleiben kann – und ob der von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelte Kompromiss für ein „Haus der Demokratie“ zwischen Rechenzentrum und Turm der Garnisonkirche noch eine Chance hat.

Die Visualisierung des Kreativquartiers. Allerdings ist der Teil der Visualisierung, der Garnisonkirche und Rechenzentrum zeigt, noch Spekulation.  

© ASSIDUUS/Glockenweiß/Michels Architekten

Dafür müsste eine Zwei-Drittel-Mehrheit des Kuratoriums für eine Änderung der Stiftungssatzung stimmen und dauerhaft auf den Wiederaufbau eines Kirchenschiffs verzichten. Ob das Votum zustande kommt, ist derzeit nicht absehbar.

Solche Fragestellungen spielten bei dem Termin freilich keine Rolle, betont wurden Gemeinsamkeiten. Auf PNN-Anfrage sagte Dezernent Rubelt, trotz des Zeitverzugs habe der Investor keine Vertragsstrafe zahlen müssen, hier habe man sich einvernehmlich geeinigt. Zwischendurch hatte eine solche Strafe im Raum gestanden.

Durchaus noch offene Fragen

Auf noch offene Fragen machten Potsdams SPD-Fraktionschefin Sarah Zalfen und der Linken.Sozial-Stadtverordnete Sascha Krämer am Rande des Termins aufmerksam. Zalfen erinnerte an das noch fehlende Exposé mit den Rahmenbedingungen für künftige Mieter:innen, Krämer an den schon lange zugesagten Beirat, der sich konstituieren müsse. Er lobte aber auch: „In Kombination mit dem Rechenzentrum kann es ein Kreativstandort werden, der über die Stadtgrenzen hinaus Strahlkraft entfalten und die Potsdamer Mitte beleben kann.“

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