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In der Rudolf-Breitscheid-Straße stehen umfangreiche Bauarbeiten an.

© Andreas Klaer

Mal eine gute Nachricht: Bahn frei in Babelsberg

Potsdams Verkehrspolitik verlangt einem schon einiges ab, findet unsere Autorin. Aber manchmal wird Geduld auch belohnt.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Jetzt ist es passiert: Die Rudolf-Breitscheid-Straße ist frei. Seit April 2022 war diese Magistrale wegen Bauarbeiten gesperrt gewesen, es zog sich, und ich schaute neidisch nach Berlin, wo die Friedrichstraße in derselben Zeit gleich zweimal wiedereröffnet wurde.

Hier hieß es auf den Hinweisschildern: Sperrung bis auf Weiteres, Ende offen. Der 694er raste währenddessen durch die Domstraße, wo sowieso ständig Film-Drehteams den Verkehr behindern, da ist man Kummer gewohnt, und der 616er bretterte durch die beschauliche Fontanestraße. Die Umleitungen änderten sich hin und wieder nach einem raffinierten Plan, der 694er durfte zwischenzeitig sogar durch die halbfertige Breitscheid fahren, aber nur in einer Richtung, während der Wochen, als auch die Tram abgestellt war.

Zusätzlich gab es Schienenersatzverkehr, ein dicker Bus fuhr jedes Mal mit mir alleine vom Rathaus Babelsberg bis zur Plantagenstraße und leer zurück. Der Busfahrer – ich glaube, es gab nur einen – kam vor Langeweile um.

Eidechse an die Bauwagen geklebt

In die abgehängten Haltestellenhäuschen zogen Jugendliche ein, und der Zipfel Uhlandstraße im Wäldchen, seit Jahren als Baustellenlager genutzt, wurde zum Biotop. Ich fürchte ja, das lassen die so, zur Verkehrsberuhigung. Bestimmt hat sich längst eine seltene Eidechse an die Bauwagen geklebt. Zumindest wir Fußgänger arrangierten uns und groß war die Freude, als jemand kreativ eine kleine Lücke im Bauzaun einrichtete, die uns einen riesigen Umweg ersparte. (Die Leute machen hier, was sie wollen, klagte ein Arbeiter.)

Dann fuhr ich Freitagmittag mit dem Rad an der Baustelle vorbei und wurde vermutlich Zeuge der letzten Teambesprechung am Straßenrand. Nur eine Stunde später waren die Umleitungsschilder weg. Kein Tusch, kein rotes Band, kein Fanfarenzug mit Bürgermeisterrede – einfach Bahn frei. Die ersten Mutigen trauten sich noch am Nachmittag auf die neue Straße, Autos fuhren Schritttempo, Fußgänger tasteten sich wie auf Glatteis über den frischen Asphalt.

Gestern früh dann die Nachricht: Die Straße ist „vorübergehend freigegeben“. Was das nun wieder heißen soll? Aber ansonsten sieht alles sehr, sehr gut aus.

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