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Steffi Pyanoe

© Sebastian Gabsch/PNN

Schon wach?: Guten Morgen, die Ossis sind wieder da

Unsere Autorin wundert sich über die digitalen Entgleisungen von Springer-Chef Mathias Döpfner. Sie findet aber auch, sowas muss mal raus. Nur woanders.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Wer hätte gedacht, dass fast 34 Jahre nach dem Ende der DDR die Ossi-Beschimpfung wieder da ist? Ausgerechnet von einem, der es besser wissen müsste, schließlich lebt Mathias Döpfner seit Jahren gerne (dachte ich!) in unserem ostdeutschen Potsdam.

Ein weltgewandter Verleger, Jazz- und Kunstliebhaber, Mäzen, mit einem wunderbaren Museum an der Glienicker Brücke, einem Symbol der deutschen Einheit – und dann so was. Lästert im Chat mit seinen Führungskräften über seine Landsleute, die wir nun ja sind, digital schwarz auf weiß und abzuspeichern.

So absurd, das ist schon beinahe lustig

Das hat mich wirklich erstaunt, dass ein Medienprofi so etwas aufschreibt und verschickt, also Spuren hinterlässt, anstatt sich einfach mal am Stammtisch oder in der Sauna zu erleichtern. Denn natürlich muss sowas mal raus, bevor es eskaliert.

Der ungelenke bedauernswerte Ostdeutsche war neulich sogar Thema im Brandenburger Justizministerium. Noch mal: im Jahr 34 nach der Wende. Wenn einem nichts Inhaltliches mehr einfällt, dann wird der Ossi immer wieder gerne hervorgeholt, das ist so absurd, das ist schon beinahe lustig.

Aber seien wir ehrlich, wer kennt sie nicht, die Lust am Lästern? In meinem näheren Umfeld wird auch gedöpfnert, was das Zeug hält. Nicht mal Autofahren können die Ossis, diese Braunkohle-Opfer und Fenster-auf-Kipp-Lüfter. Essen immer noch Spirelli mit roter Soße und gucken Sandmännchen und haben bis vor kurzen ein Überhangmandat für eine Turnübung am Stufenbarren gehalten.

Dafür können Wessis keine Busfahrpläne lesen, und für eine Rückfahrkarte in den Westen hat‘s offenbar auch nicht gereicht. Deshalb sind sie immer noch hier, diese Loser. Nehmen uns die Ostsee weg, die besten Wohnungen und alle Kitaplätze und wollen schon beim Elternabend über vegane oder nicht vegane Gummibärchen demokratisch abstimmen lassen.

Aber Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, jedenfalls bei uns. Ansonsten einfach mal die Klappe halten. Denn offenbar gibt’s immer noch Menschen, die sowas glauben und argumentativ verwerten wollen. Das ist alles andere als lustig.

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