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So soll es in Krampnitz einmal aussehen

© Loomn Architekturkommunikation

Klimaneutralität als Ziel: Neues Energiekonzept für Krampnitz

Das neue 5000-Einwohner-Quartier in Potsdam soll möglichst unabhängig von Gas betrieben werden – mithilfe von Geothermie und Solaranlagen. Das sind die Pläne.

Der Anspruch ist groß: Das neue Stadtviertel in Krampnitz soll in puncto Wärmeerzeugung ein Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien werden. Das haben die kommunalen Stadtwerke am Dienstagabend im öffentlichen Forum Krampnitz und in einer Erklärung vorgestellt. „Wir werden den Standard CO₂-Neutralität auf jeden Fall erreichen“, sagte der zuständige Projektleiter Thomas Niemeyer von der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP).

Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des ersten Konzepts von 2018, gegen das es Widerstand und Klagedrohungen von Umweltverbänden gegeben hatte. Mittlerweile ermöglichen neue Förderbedingungen einen deutlich stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien, zudem will Deutschland unabhängiger von Gaslieferungen werden. Mit dem neuen Konzept sinken die CO₂-Emissionen um bis zu 96 Prozent gegenüber den ursprünglichen Plänen, heißt es von den Stadtwerken – die von rund 70 Millionen Euro Kosten in 15 Jahren ausgehen.

So setzen die Stadtwerke nun auf verschiedene Technologien, wie zum Beispiel auf die Rückgewinnung von Abwasserwärme, Sonden- oder Grundwassergeothermie. Hier habe eine Probebohrung in diesem Jahr bessere Ergebnisse geliefert als erwartet, sagte EWP-Chef Eckard Veil. So gebe es in etwa 120 Metern Tiefe unter Krampnitz Grundwasser mit einer Temperatur von rund zwölf Grad.

Aus sogenannten Schöpfbrunnen werde dieses Wasser gefördert und die Wärmeenergie entzogen, die durch Wasserwärmepumpen auf die benötigten 50 Grad angehoben und dem Netz zugeführt wird. Das abgekühlte Grundwasser werde später wieder dem Grundwasserkreislauf zugeführt. So wird etwa eine Kilowattstunde Strom in vier Kilowattstunden Wärme umgewandelt, hieß es. Auch aus dem nahen Krampnitzsee wolle man Wärme gewinnen, hieß es.

Geothermie ist eindeutig die Schlüsseltechnologie für Krampnitz.

Eckard Veil, Geschäftsführer der Energie und Wasser Potsdam

Der Strom für den Betrieb der dafür nötigen Anlagen soll zu einem möglichst hohen Anteil vor Ort erzeugt werden. So plant die EWP, neben einer Freiflächensolaranlage, auch die Dachflächen der geplanten Sammelgaragen in dem autoarm anmutenden Stadtviertel in die Stromerzeugung einzubinden. Auf diesen Garagen sind auch Großluftwärmepumpen vorgesehen. Ob zusätzlich wie in anderen Teilen von Potsdam auch Tiefengeothermie eingesetzt wird, prüfen die Stadtwerke noch.

Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) lobte, fossile Energieträger würden so künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Im Konzept ist von einem Blockheizkraftwerk die Rede, bei dem Biomethangas zur Abdeckung von Spitzenlasten im Winter und zur Eigenstromerzeugung verwendet werden soll. Es würde aber nur noch 15 Prozent der Gasmenge verbraucht, die einst angesetzt waren, hieß es. Für Spitzennachfragen soll Wärme punktuell auch direkt aus Strom erzeugt werden – mit einem sogenannten Elektrodenkessel.

Die ersten Anlagen gehen 2025 in Betrieb

Ein weiterer Vorteil: Das ganze Konzept sei laut Rubelt so aufgebaut, dass später auch technische Neuerungen noch berücksichtigt werden können und die Energieerzeugung mit der Einwohnerzahl in Krampnitz wachsen kann – zunächst sind bis zu 5000 Einwohner erlaubt, bis zu 10.000 sind erst nach dem Bau der umstrittenen Tramtrasse dahin möglich. Die ersten Anlagen sollen 2025 in Betrieb gehen, auf bis zu 40 Gigawattstunden Wärme pro Jahr soll der Bedarf vor Ort wachsen.

Erste Simulationen gibt es auch zu den Preisen für die Kunden. Es sei davon auszugehen, dass die Kilowattstunde Wärme in Krampnitz im Vergleich zum Potsdamer Bestandsnetz etwas teurer sein wird, hieß es. Allerdings werde der Energieverbrauch pro Haushalt niedriger ausfallen, wegen der hohen energetischen Standards. „Die Belastungen der einzelnen Haushalte bleiben somit moderat“, so die Stadtwerke.  

In Krampnitz selbst werden nach Angaben des kommunalen Entwicklungsträgers bereits erste Teile des künftigen Straßennetzes asphaltiert – bis Ende des Jahres sollen die ersten fünf Kilometer zwischen den Alt- und künftigen Neubauten verlegt sein.

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