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Potsdam, 27.11.2023 / Lokales / Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“, Symbolfoto, Genrebild, Foto: Ottmar Winter PNN ACHTUNG: Foto ist ausschließlich für redaktionelle Berichterstattung der PNN und des TGSP! Eine kommerzielle Nutzung, z.B. Werbung, ist ausgeschlossen. Die Weitergabe an nicht autorisierte Dritte, insbesondere eine weitergehende Vermarktung über Bilddatenbanken, ist unzulässig.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Faire Vergabe?: Warum Coex alle Jahre wieder drei Potsdamer Weihnachtsmärkte ausrichtet

Seit 25 Jahren ist die Cottbuser Event-Firma Veranstalter des Blauen Lichterglanzes und des Böhmischen Weihnachtsmarktes. 2022 kam das Sinterklaas-Fest hinzu. Wie ist die Vergabe geregelt?

Ein kilometerlanger, täglich geöffneter Weihnachtsmarkt in Potsdams Einkaufsstraße und ein romantisches Weihnachtsdorf auf dem Weberplatz an zwei Adventswochenenden: Die Konzepte vom Blauen Lichterglanz in der Innenstadt und dem Böhmischen Weihnachtsmarkt in Babelsberg sind grundverschieden. Und doch eint die beiden Weihnachtsmärkte nicht nur der kostenfreie Eintritt. Beide werden seit 1998 von derselben Event-Firma, Coex aus Cottbus, ausgerichtet. Seit 2022 veranstaltet Coex zudem das Sinterklaas-Fest im Holländischen Viertel.

Geht das mit rechten Dingen zu, mögen sich da manche Potsdamerinnen und Potsdamer fragen. Zumal zur Eröffnung der diesjährigen Weihnachtsmarktsaison eine Diskussion aufflammte, als sich eine dänische Firma über die Vergabe brüskierte.

Keine Ausschreibung nötig

Götz Friederich, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft (AG) Innenstadt und Veranstalter des Blauen Lichterglanz, sagt deutlich: „Wir haben keine Ausschreibungssituation.“ Nur, wenn die Stadt eine Leistung einkaufe, müsse sie ausschreiben. Stattdessen ist der Verein Veranstalter und hat bei der Stadt die Sondergenehmigung für den Veranstaltungsort beantragt. Diese wurde bis einschließlich 2026 genehmigt.

Der Blaue Lichterglanz in Potsdam.
Der Blaue Lichterglanz in Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Sofern die Antragsunterlagen korrekt und vollständig sind sowie den Anforderungen entsprechen, kann eine Genehmigung erfolgen“, heißt es seitens der Landeshauptstadt. Auf den für Veranstaltungen verfügbaren Plätzen könnten alle interessierten Veranstalter Marktfestsetzungen und Sondernutzungsgenehmigungen beantragen. „Somit ist ein freier Wettbewerb gegeben und eine Ausschreibung nicht erforderlich.“

Guter Kooperationspartner, keine Gegenbewerber

Götz Friederich sagt, ihn wundere es, dass ein anderer Veranstalter über die Presse in das Potsdamer Weihnachtsmarktgeschäft drängen wolle. „Jeder hat die Chance, sich zu bewerben und in das Geschäft reinzukommen“, sagt er und verweist auf die E-Mail-Adresse der AG Innenstadt. In diesem Jahr führte er etwa Gespräche mit einer auf Beleuchtung spezialisierten Firma. Da sich der Blaue Lichterglanz langfristig zum Filmweihnachtsmarkt entwickeln soll, sei die AG Innenstadt offen für Konzepte. Coex sei bei dieser Ausrichtung sehr kooperativ. Generell lobt Friederich das „tolle, kooperative Verhältnis“.

Götz Friederich, Vorsitzender der AG Innenstadt.
Götz Friederich, Vorsitzender der AG Innenstadt.

© Andreas Klaer

Ähnlich klingt es bei der AG Babelsberg, Veranstalter des Böhmischen Weihnachtsmarktes. Seit 25 Jahren bespielt Coex für den Verein den Weberplatz. „Ohne die langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit wie mit der Coex GmbH wäre es uns als AG Babelsberg nicht möglich, dieses Projekt mit unserem zuverlässigen Netzwerk als Kooperationspartner zu begleiten“, sagt Burkhard Baese, stellvertretender Vorsitzender. Zumal sich nie ein anderer Veranstalter für die Ausrichtung des Böhmischen Weihnachtsmarktes beworben habe. Vor und nach den Märkten gäbe es jährlich mehrfach Auswertungen mit Coex, um Konzepte festzulegen und abzugleichen, so Baese.

Der Böhmische Weihnachtsmarkt in Babelsberg.
Der Böhmische Weihnachtsmarkt in Babelsberg.

© Sebastian Gabsch/SEBASTIAN GABSCH / PNN

Stadt behält Kontrolle

Laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2009 – ein Standbetreiber in Offenbach hatte geklagt – müsse sich die Gemeinde „Steuerungs- und Einwirkungsmöglichkeiten zu einer dem Wohl der Gemeindeeinwohner verpflichteten Durchführung von traditionellen Weihnachtsmärkten vorbehalten“. Das tut die Stadt Potsdam.

Im Rahmen der Genehmigungen würden Auflagen, etwa zu Sicherheit, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Lärm, die zu erfüllen seien, gemacht. Zudem gäbe es regelmäßig ämterübergreifende Auswertungsrunden, um weitere Verbesserungsmöglichkeiten zu prüfen, teilt die Stadt mit.

Ich kann mich nicht an Konfliktsituationen zwischen der Stadt, der AG Innenstadt und Coex erinnern.

Götz Friederich, Vorsitzender der AG Innenstadt

„Der Arbeitskreis Citycentren trifft sich drei-, viermal übers Jahr“, bestätigt Götz Friederich. Dort würden Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte besprochen. Anwesend sei dann auch Coex-Chef Eberhard Heieck und teils die Wirtschaftsförderung der Stadt. „Ich kann mich nicht an Konfliktsituationen zwischen der Stadt, der AG Innenstadt und Coex erinnern“, sagt Friederich.

Coex zeigt sich offen für Kritik und Bewerbungen

„Bestimmte kritische Punkte versuchen wir zu ändern“, sagt Coex-Chef Eberhard Heieck. So reagierte er 2022 und 2023 auf die Müllproblematik mit einem Reinigungsdienst. Zudem seien die Standpläne ab September im Internet einsehbar, sodass Kritik frühzeitig benannt werden kann.

Coex-Chef Eberhard Heieck.
Coex-Chef Eberhard Heieck.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Bewerben können sich die Schausteller und Händlerinnen sowohl über Coex als auch über die örtlichen Vereine. „Viele Potsdamer Bewerber kommen über die AG Innenstadt“, so Heieck. Beim Sinterklaas-Fest sei an vielen Händlern der Vorjahre, als noch der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam der alleinige Veranstalter war, festgehalten worden. Über das Netzwerk von Coex kamen neue hinzu, so Heieck. Zeitgleich übernahm Coex ab 2023 auch die Ausrichtung des Tulpenfests.

„Mir ist nicht bekannt, dass es einen Closed Shop oder Ausgrenzung gibt. Wenn ich das mitkriegen würde, würde ich das nicht zulassen“, sagt Götz Friederich. Auch seitens der Stadt heißt es: Hinsichtlich der Professionalität und Zuverlässigkeit, etwa bei Erfüllung der Auflagen, gäbe es aus Verwaltungssicht keine Beanstandungen. So wird der Cottbuser Veranstalter wohl auch zukünftig drei Potsdamer Weihnachtsmärkte bespielen – außer es meldet sich ein neuer Veranstalter mit besserem Konzept.

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