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Rund 200 Menschen besuchten die Einwohnerversammlung, viele forderten den Erhalt des Therapiehofs.

© Andreas Klaer

Empörung in Groß Glienicke: Wird der Therapiehof demnächst geräumt?

Viele der rund 200 Anwesenden der Einwohnerversammlung Groß Glienicke forderten den Erhalt es Therapiehofes, dem laut Potsdamer Bauamt in den nächsten zwei Wochen die Räumung drohe.

Die Empörung war groß: Auch wenn bei der Einwohnerversammlung in Groß Glienicke am Donnerstag viele verschiedene Themen der nördlichen Ortsteile auf der Tagesordnung standen, wurde über keines so lange und leidenschaftlich diskutiert, wie über den Therapiehof in Groß Glienicke. Dieser ist erneut akut bedroht: „Ich habe diese Woche einen Anruf vom Bauamt bekommen, dass ich den Hof innerhalb von 14 Tagen räumen muss, sonst bekomme ich ein Zwangsgeld“, sagte Therapiehof-Betreiber Michael Fruth.

Der Gutshof am Eichengrund bietet Ergotherapie für Kinder mit Behinderung an, auch das Reiten auf Pferden gehört zum Therapieangebot dazu. Seit Jahren gibt es Streit um den Erhalt des Hofes, da dieser ohne Baugenehmigung errichtet worden war. Fruth kämpft dafür, dass das bislang als Wald eingestufte Grundstück umgewidmet wird.

Ich finde es völlig irre, wenn die Potsdamer Baubehörde die Gesetze so ausnutzen kann, dass diese Familie tyrannisiert und ihr Hof zerstört wird.

Der Potsdamer Arzt Georg Schollmeier über den Therapiehof

Von vielen Anwohnerinnen und Anwohnern wird der Therapiehof sehr geschätzt: „Die Familie Fruth hat dort eine tolle Physiotherapie aufgebaut“, sagte der Potsdamer Arzt Georg Schollmeier. „Ich finde es völlig irre, wenn die Potsdamer Baubehörde die Gesetze so ausnutzen kann, dass diese Familie tyrannisiert und ihr Hof zerstört wird.“ Ähnlich äußerte sich Peter Kaminski (Linke) vom Ortsbeirat Groß Glienicke: „Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.“

Schubert verspricht Klärung

Die Veranstaltung in der Hanna-von-Pestalozza-Grundschule war mit rund 200 Personen gut besucht. Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer redeten auf Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ein, etwas gegen die drohende Räumung zu tun. Dieser versuchte die Wogen zu glätten: „Es geht hier um ein ordnungsbehördliches Verfahren, das wir nur in Teilen beeinflussen können.“ Dennoch kündigte er an, sich am Montag mit seinen Beigeordneten und dem Chef des Bauamtes, Matthias Franke, zusammenzusetzen, um über eine Lösung zu sprechen.

Der Eigentümer des therapiehofes, Michael Fruth.
Der Eigentümer des therapiehofes, Michael Fruth.

© Andreas Klaer

Für Unverständnis bei Fruth hatte vor allem gesorgt, dass er noch am Montag ein sehr konstruktives Gespräch mit einigen Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung geführt hatte, unter anderem mit Potsdams Chefstadtplaner Erik Wolfram. Dieser machte am Donnerstag deutlich, dass das Gespräch über die Zukunft des Therapiehofes und das ordnungsbehördliche Verfahren zwei verschiedene Dinge seien. „Ich hoffe, dass wir unser Gespräch fortführen können“, so Wolfram. „Wenn ich in zwei Wochen schließen muss, warum sollen wir uns dann noch hinsetzen?“, fragte Fruth.

Ein weiteres Thema, das viele beschäftigte, war die Hanna-von-Pestalozza-Grundschule: Diese platze mittlerweile aus allen Nähten, hieß es von mehreren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Gefordert wurden zusätzliche Container als kurzfristige Entlastung für den stark gewachsenen Raumbedarf, auch der Hort sei völlig überfüllt.

Aus mehreren Ortsteilen kam die Klage, dass lokale Seen und Naturschutzgebiete nicht ausreichend geschützt würden: Am Sacrower See etwa komme es regelmäßig zu Schäden an der Natur, zudem gebe es viele Falschparker. Ähnliches sagten Anwohnerinnen und Anwohner über den Groß Glienicker See. Gefordert wurden unter anderem stärkere Kontrollen durch das Ordnungsamt an den Wochenenden.

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