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Ein Rettungsdienstmitarbeiter der Berufsfeuerwehr Potsdam.

© Ottmar Winter/PNN

Einsatzrekord in Potsdam: Feuerwehr braucht mehr Personal und weitere Wachen

Die Feuerwehrleute rückten 2022 erstmals mehr als 30.000 Mal aus. In 1900 Fällen handelte es sich um Fehlalarm. Neue Standorte werden im Norden und Westen der Stadt benötigt.

Die Potsdamer Feuerwehr musste im vergangenen Jahr erstmals mehr als 30.000 Einsätze bewältigen. Nach dem Rekordjahr 2021 sei das eine weitere Steigerung um 15,2 Prozent, sagte Feuerwehrchef Ralf Krawinkel am Mittwoch während einer Bilanzpressekonferenz. In allen Bereichen, im Rettungsdienst, bei den klassischen Feuerwehraufgaben und in der Regionalleitstelle Nord seien damit im zweiten Rekordjahr in Folge mehr Einsätze abgearbeitet worden. 2019 und 2020 lag die Zahl der Einsätze noch bei 25.708 und 25.135.

Durchschnittlich werde die Feuerwehr 90 Mal pro Tag gerufen. Der Tageshöchstwert habe bei 133 Einsätzen gelegen, so Krawinkel. 2019 lag der Spitzenwert noch bei 102 Einsätzen an einem Tag. Gleichzeitig verlängerte sich die durchschnittliche Einsatzzeit auf rund eine Stunde pro Einsatz.

Die Corona-Schutzmaßnahmen wie Masken oder Vollschutz bei Erkrankten hätten die Einsätze erschwert, aber auch verlängert, erklärte Michael Naitha, der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes. Die Feuerwehr kommt somit auf 35.165 Einsatzstunden. Das sind knapp 4000 Stunden mehr als 2021. Die hohe Beanspruchung sowie ein coronabedingt hoher Krankenstand von elf Prozent hätten es erforderlich gemacht, 8268 Einsatzstunden durch Personaldienstleistungen abzudecken. „Da muss gegengesteuert werden“, sagte Krawinkel.

Potsdam Feuerwehrchef Ralf Krawinkel blickt auf ein Jahr mit besonders vielen Einsätzen zurück.
Potsdam Feuerwehrchef Ralf Krawinkel blickt auf ein Jahr mit besonders vielen Einsätzen zurück.

© Ottmar Winter / PNN

Der Gefahrenabwehrbedarfsplan sieht eine Personalaufstockung der Feuerwehr und zusätzliche Wachen im Norden und Westen Potsdams vor. Die hohen Einsatzzahlen sieht Krawinkel als Beleg für den Bedarf. Es werde allerdings mit Blick auf den Fachkräftemangel schwierig, neue Kräfte zu gewinnen. Der starke Rückgriff auf Personal eines Anbieters im vergangenen Jahr solle eine Ausnahme bleiben.

27.558 Einsätze betreffen den Rettungsdienst, darunter fallen 4502 Krankentransporte. Die Feuerwehr rückte 3850 Mal mit Blaulicht aus, um sich um Unfälle, Brände, technische Hilfeleistungen oder Schäden durch Unwetter zu kümmern. Drei stürmische Tage mit vielen umgestürzten Bäumen und insgesamt 448 Einsätzen beschäftigten die Wehr im Februar vergangenen Jahres außergewöhnlich stark.

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Zwischendurch kam es dann noch zu einem Balkonbrand Am Stern, in dessen Folge mehrere Wohnungen unbewohnbar wurden, sagte Krawinkel. 271 Menschen wurden 2022 durch die Feuerwehr gerettet: bei Unfällen, Bränden oder durch Türnotöffnungen. Für 36 Menschen kam jede Hilfe zu spät. Das sind 90 Prozent mehr Todesopfer als 2021.

Michael Naitha, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes bei der Feuerwehr Potsdam
Michael Naitha, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes bei der Feuerwehr Potsdam

© Ottmar Winter/PNN

Die Potsdamer Feuerwehr rückte außerdem zu Waldbränden im Land Brandenburg aus, unter anderem im Kreis Elbe Elster, half bei Hilfskonvois und lieferte technisches Gerät für die Ukraine. Im November bewahrten Feuerwehrleute den Esel Fritz auf Hermannswerder vor dem Ertrinken. Außerdem brachte die Feuerwehr 115 werdende Mütter zur Entbindung und transportierte 70 Neugeborene im Inkubator aus kleineren Krankenhäusern ins Ernst-von-Bergmann-Klinikum.

Rettungsfristen werden zu 95 Prozent eingehalten

Insgesamt gab es 1900 Fehlalarme. Etwa 40 Prozent der Einsätze des Rettungsdienstes seien nicht gerechtfertigt, sagte Michael Naitha. „Die Patienten hätten sich in diesen Fällen auch anderer Hilfe bedienen können.“

40 Prozent der Einsätze des Rettungsdienstes sind nicht gerechtfertigt.

Michael Naitha, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes bei der Feuerwehr Potsdam

Dazu gehörten erhöhter Blutdruck oder Schmerzen, die schon länger anhalten. Wenn Patienten nicht transportiert werden, komme die Krankenkasse auch nicht für die Kosten des Einsatzes auf.

Trotz des hohen Einsatzaufkommens sei der Rettungsdienst in 94,7 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten vor Ort, so Krawinkel. „Das ist ein sehr guter Wert.“ Die Berufsfeuerwehr sei dabei auf die Freiwilligen Wehren angewiesen, gerade in den entfernt liegenden Ortsteilen. „Mit einem 14-Tonnen-Fahrzeug können wir nicht so schnell in Groß Glienicke sein“, sagte Krawinkel.

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