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Preis-Schock bei der Fernwärme: In Potsdam müssen Kundinnen und Kunden in diesem Jahr kräftige Mehrkosten einkalkulieren.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Deutliche Mehrkosten für Verbraucher: Kommunaler Versorger verteidigt Potsdamer Fernwärme-Preise

In Potsdam steigen die Fernwärmepreise des kommunalen Anbieters EWP im ersten Quartal 2024 kräftiger als in anderen Städten. Der städtische Energieversorger verteidigt sich.

Der städtische Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) verteidigt seine Fernwärmepreise. Zum Jahresbeginn 2024 seien diese „nahezu unverändert“ geblieben, sagte Unternehmenssprecher Stefan Klotz. Er erklärt die Erhöhung mit dem Wegfall der Preisbremse der Bundesregierung seit Januar.

Der Bundesverband Verbraucherzentrale war jedoch, wie berichtet, in einer Auswertung für das Magazin „Der Spiegel“ zu einem anderen Ergebnis gekommen: Demnach muss ein Musterhaushalt in Potsdam allein im ersten Quartal Mehrkosten von 179,92 Euro für Fernwärme einkalkulieren. Als Grundlage gilt hierfür ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 18 Megawattstunden. In vergleichbar großen Städten wie Erfurt oder Kiel betragen die Mehrkosten laut der Auswertung nur 98,04 beziehungsweise nur 18,84 Euro.

Wir haben die Preisspitzen bewusst nicht eins zu eins an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben.

Stefan Klotz, Unternehmenssprecher der Energie und Wasser Potsdam (EWP)

Der EWP-Sprecher betont, dass Vergleiche schwierig sind, „weil jeder Versorger unter anderen Bedingungen Wärme erzeugt und vertreibt“. In Potsdam werde Wärme derzeit zu 99 Prozent aus Erdgas erzeugt. Dafür seien die Beschaffungskosten 2022 und 2023 gestiegen. Die EWP habe Preisspitzen während der Energiekrise „bewusst nicht eins zu eins an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben“. Das habe nun zur Folge, „dass die Preise zeitverzögert sinken“.

Die EWP hat die Fernwärme-Preise seit Januar umstrukturiert: Der Grundpreis wurde fast verdoppelt, dafür der Arbeitspreis etwas gesenkt. Die neue Struktur ist nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Brandenburg nur für Kunden mit geringen Anschlussleistungen vorteilhaft. Für Gewerbebetriebe mit höheren Anschlussleistungen wirke sich der höhere Grundpreis viel stärker aus als die Senkung des Arbeitspreises.

In Potsdam betrifft das etwa das Sterne-Restaurant „Kochzimmer“: Gastronom Jörg Frankenhäuser rechnet für 2024 mit Fernwärme-Mehrkosten in vierstelliger Höhe und prüft rechtliche Schritte gegen die EWP. Es müsse geprüft werden, ob die EWP ihre Monopolstellung ausnutze, hatte er den PNN gesagt.

Die EWP weist darauf hin, dass künftig die stärkere regionale Erzeugung der Wärme aus Tiefengeothermie die Abhängigkeit von Gas reduzieren wird. Dies werde sich auch in den Preisen abbilden.

Die EWP nutzt zur Bestimmung der Fernwärmepreise seit diesem Jahr eine sogenannte Preisgleitformel. Für die Berechnung werden Indexwerte etwa zu den Beschaffungs- und Personalkosten herangezogen. Künftig sollen die Fernwärmepreise anhand dieser Formel jeweils automatisch zum Jahresbeginn angepasst werden.

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