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Läuft: Potsdams erste Geothermieanlage bringt reichlich Wärme

© Andreas Klaer

Potsdams neue Heizung: Geothermieanlage hat doppelt so viel Leistung wie erwartet

Die erste Geothermieanlage der Stadt hat mehr als doppelt so viel Leistung wie erwartet. Stadt und Energieversorger fordern Unterstützung, um die Technologie breit zu nutzen.

Potsdam Pilotprojekt in der Tiefengeothermie ist erfolgreicher als erwartet. Der Energieversorger EWP stellte am Donnerstag die Ergebnisse der ersten Tiefengeothermiebohrung vor. Demnach können bis zu 6900 Haushalte allein aus der Anlage in der Teltower Vorstadt mit Fernwärme versorgt werden. „Die Anlage an der Heinrich-Mann-Allee wird mehr als doppelt so viel Leistung bringen, als wir zu Beginn unseres Projektes erwartet hatten“, sagte Christiane Preuß, kaufmännische Geschäftsführerin der EWP.

Mitte Dezember hatte die Bohrung für Potsdams erste Tiefengeothermieanlage begonnen. Damals hatte die EWP gehofft, mit einer Leistung von 1,8 bis zwei Megawatt arbeiten zu können. Das ist nun weit übertroffen worden. „Die Ergebnisse sind äußerst zufriedenstellend. Unsere Anlage wird deutlich über vier Megawatt Leistung bringen“, sagte der technische Geschäftsführer Eckard Veil. Das bedeute, dass sechs statt drei Prozent des Potsdamer Fernwärmebedarfs gedeckt werden können.

Geothermie nutzt die Wärme der Erdkruste. Ab 400 Metern Tiefe wird von Tiefengeothermie gesprochen. Dazu werden zwei Löcher gebohrt. Durch eines wird heißes Thermalwasser aus der Tiefe gepumpt, das seine Energie über einen Wärmetauscher abgibt. Das abgekühlte Wasser wird durch die zweite Bohrung wieder eingespeist.

Eckard Veil und Christiane Preuß leiten die Energie und Wasser Potsdam

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Der Erfolg hat auch zur Folge, dass nun die Pläne für die Heizzentrale überarbeitet werden müssen. Denn diese müsse jetzt deutlich größer sein. Es bleibe aber dabei, dass diese unterirdisch auf dem Areal des alten Tramdepots gebaut werde. Man gehe von einer Fertigstellung bis August 2024 aus. Direkt genutzt werden soll die Wärme für die rund 700 Neubauwohnungen der Pro Potsdam in unmittelbarer Nachbarschaft, die derzeit entstehen.

Stadt und Energieversorger fordern nun Unterstützung, um die Technologie breit zu nutzen. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten fünf bis acht weitere Bohrungen folgen. Wo genau die nächsten Bohrungen stattfinden sollen, ist noch nicht sicher. Das hänge von den Genehmigungsverfahren ab. Man habe Projekte in der Schublade, so Veil. Ein Kandidat wäre in der Nähe des Heizkraftwerks Süd.

Für den Ausbau brauche man jedoch Unterstützung, sagten die Geschäftsführer und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Förderung von Bund und Land sei nötig. Denn die Technologie erfordere große Investitionen. Für das Pilotprojekt war die EWP mit 20 Millionen Euro ins Risiko gegangen, da nicht sicher war, ob die Gesteinsschichten tatsächlich für die geothermische Nutzung in der gewünschten Leistungsfähigkeit geeignet sind. Der Erfolg sei nicht nur für den Klimaschutz eine gute Nachricht, sondern mache Potsdam auch unabhängiger von Preisschwankungen.

Schema des Bohrvorgangs.

© Rita Boettcher

Und tatsächlich hielt der Untergrund Überraschungen bereit. Man nutze nun eine andere Gesteinsschicht, nämlich sogenannten Aalen-Sandstein statt Muschelkalk. Dort sei das Thermalwasser zwar nur 47 statt 60 Grad warm, es fließe aber zweieinhalbmal so viel durch. Deshalb kommt am Ende mehr Energie an.

Das Projekt war auch vom Potsdamer Geoforschungszentrum (GFZ) wissenschaftlich begleitet worden. „Wir haben umfassende Erkenntnisse zum Potsdamer Untergrund und zum Norddeutschen Becken gewonnen“, sagte die Wissenschaftliche Vorständin des GFZ Susanne Buiter.

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