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Potsdam wurde 2021 als Smart-City-Modellkommune ausgewählt und wird von der Bundesregierung gefördert.

© Ottmar Winter/PNN

Befragung zur Smart City: Wo die Potsdamer dringenden Handlungsbedarf sehen

Das Thema Verdrängung finanziell schwächerer Menschen beschäftigt viele Bürger. Aber nicht nur in diesem Bereich muss die Stadt laut einer Umfrage besser werden.

Als Smart-City-Modellkommune hat die Stadt Potsdam in einem ersten Schritt Bürgerinnen und Bürger zu ihren Erwartungen befragt. Die Ergebnisse hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Dienstag zusammen mit dem Vorsitzenden des Digitalisierungsrats der Stadt, Götz Friederich, vorgestellt. Demnach erwartet ein Großteil der Befragten eine lebenswerte Gestaltung von Stadtvierteln mit sicheren Räumen. Auch Umwelt- und Klimaschutz werden als dringend bewertet. Akuten Handlungsbedarf sehen 62 Prozent der Befragten beim Thema Verdrängung finanziell schwächerer Menschen.

Die Stadt habe ein Stimmungsbild zum Thema Smart City gewinnen wollen. Das sei gelungen, sagte Schubert. „Die Ergebnisse sind ein gutes Rüstzeug, um in die weitere Gestaltung des Smart-City-Prozesses zu gehen.“ Für die Befragung wurden im vergangenen Jahr 6642 zufällig ausgewählte Potsdamerinnen und Potsdamer angeschrieben. 2203 beteiligten sich an der als repräsentativ eingestuften Befragung. Die Rücklaufquote von 36 Prozent sei ein sehr guter Wert, sagte Insa Bortfeldt von der Arbeitsgruppe Smart City, deren Mitglieder im Rathaus auch „Smarties“ genannt werden.

15,6
Millionen Euro Förderung erhält die Stadt Potsdam für die Smart-City-Strategie

Mehr als die Hälfte der Befragten will sich gerne oder sogar sehr gerne an der Gestaltung Potsdams beteiligen. Immerhin leben 60 Prozent sehr gerne und weitere 37 Prozent gerne in Potsdam. Für die gewünschte Beteiligung an der Gestaltung der Smart City seien das sehr gute Werte, sagte Jördys Hannemann von der Arbeitsgruppe. Die Befragung habe auch ergeben, dass viele Beteiligungsmöglichkeiten noch nicht ausreichend bekannt seien, zu wenig genutzt würden und transparenter kommuniziert werden müssten. So ist das Open-Data-Portal der Stadt bei 68 Prozent der Befragten nicht bekannt. Jeweils 61 Prozent kennen das digitale Beschwerdeportal Maerker und den digitalen Assistenten zur Parkplatzsuche nicht. 58 Prozent sind die Social-Media-Kanäle der Landeshauptstadt unbekannt.

Angst vor Verdrängung

Bei der Frage, auf welchen Gebieten die Stadt stärker tätig sein solle, sehen 62 Prozent der Befragten akuten Handlungsbedarf beim Thema Verdrängung finanziell schwächer gestellter Menschen aus der Stadt. 57 Prozent finden, das Rathaus müsse sich dringend um die Probleme kümmern, die durch die wachsende Stadt entstehen, 57 Prozent fordern mehr Engagement bei der Gestaltung einer bürgernahen, effizienten und modernen Verwaltung. Und 56 Prozent beim Thema Bauboom, Flächen- und Nutzungskonflikte.

51 Prozent nennen das Thema umweltbewusste Mobilität. Die Priorisierung nach Altersgruppen unterscheidet sich bei diesem Thema besonders stark. 60 Prozent der unter 25-Jährigen, aber nur 42 Prozent der über 65-Jährigen sehen akuten Handlungsbedarf bei der Mobilität. Auch bei der Unterscheidung der Sozialräume und des Bildungsgrads liegen die Ergebnisse zum Thema auseinander. In der Innenstadt wird der Handlungsbedarf höher eingestuft als beispielsweise in Sacrow. Unter Schülern und Auszubildenden wollen 65 Prozent mehr Engagement bei der Mobilität, bei Arbeitssuchenden sind es dagegen nur 36 Prozent.

Die Bundesregierung fördert derzeit 73 Smart Cities, die seit 2019 als Modellprojekte ausgewählt wurden, mit 820 Millionen Euro. Die Stadt Potsdam erhielt 2021 den Zuschlag und eine Förderung von 15,6 Millionen Euro bis Ende 2026. Ziel sind eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung und eine Beteiligungsplattform. Neben der Befragung fanden Workshops unter anderem mit der Verwaltung und kommunalen Unternehmen statt. Die Ergebnisse sollen dabei die Grundlage für eine Strategie sein, die jetzt entwickelt und im dritten Quartal den Stadtverordneten vorgelegt werden soll. Bereits an diesem Wochenende beschäftigen sich die Stadtverordneten in einem Workshop mit der Smart-City-Strategie, sagte Schubert.

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