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Analog statt digital: In Potsdam müssen Bürger für viele Dienste noch ins Rathaus.

© Andreas Klaer

Verwaltung weitgehend analog: Potsdam Letzter in Digitalisierungs-Ranking

Noch immer können Potsdamer nur wenige Dienstleistungen digital erledigen. Andere Kommunen sind schon viel weiter.

Noch immer weitgehend analog: Bei einem Ranking zur Digitalisierung der Verwaltung der Computerzeitschrift c’t landet Potsdam auf dem letzten Platz. Das Technikmagazin hat 32 Kommunen unter die Lupe genommen, darunter die 25 größten Städte Deutschlands sowie sieben Landeshauptstädte. Den ersten Platz erreicht Nürnberg, Potsdam steht auf Rang 32.

Um den Grad der Digitalisierung zu vergleichen, hat c’t für 15 Bürgerdienstleistungen untersucht, darunter die Anmeldung, den Antrag auf einen Führerschein und einen Bewohnerparkplatz. Während in Nürnberg 14 dieser Leistungen digital erledigt werden können, ist es in Potsdam nur eine einzige.

Eigentlich dürfte es Digital-Nachzügler wie Potsdam nun also gar nicht mehr geben.

Computerzeitschrift c’t

Dabei handelt es sich keineswegs um einen freiwilligen Fortschritt: Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet alle Behörden bundesweit dazu, Dienstleistungen seit Ende 2022 flächendeckend auch digital anzubieten. „Eigentlich dürfte es Digital-Nachzügler wie Potsdam nun also gar nicht mehr geben“, heißt es in der Analyse von c’t.

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Zum Stand der Umsetzung in Potsdam informierte die Verwaltung im Dezember den Haupt- und im Januar im Digitalisierungsausschuss. „90 Prozent der Bürgerdienstleistungen der Landeshauptstadt Potsdam weisen den digitalen Reifegrad eins auf“, heißt es in der Mitteilungsvorlage. Dies bedeutet konkret jedoch nur, dass die Anträge online als PDF heruntergeladen und dann ausgedruckt werden können. Trotzdem schlussfolgert das Rathaus: „Damit werden die gesetzlichen Anforderungen erreicht.“

Von einer vollständigen Digitalisierung sind die Dienste damit aber noch weit entfernt: Das Onlinezugangsgesetz sieht insgesamt vier Reifegrade vor. Reifegrad null bedeutet, dass keine Informationen online verfügbar sind. Reifegrad drei entspricht einer vollständigen Digitalisierung. Die einzige im Ranking untersuchte Dienstleistung, die in Potsdam online beantragt werden kann, ist die Zulassung eines Autos.

Nürnberg als digitale Vorreiterkommune

Wie es auch gehen kann, zeigt der Vorreiter der digitalen Verwaltung Nürnberg. Dort ist bei sehr vielen Behördengängen keinerlei persönlicher Termin im Rathaus mehr notwendig. Bürger:innen können sich online bei einem Verwaltungskonto einloggen. Das Computermagazin c’t lobt auch die nutzerfreundlichen Erklärungen in verständlicher Sprache sowie die praktische Umsetzung, beispielsweise durch Abholautomaten für Dokumente bei der Sparkasse. Das Angebot wird offenbar auch gut angenommen: Laut c’t beträgt die Quote der digital erledigten Anträge auf einen Bewohnerparkausweis 97 Prozent.

Mit den Einschränkungen infolge eines drohenden Cyberangriffs hat diese Potsdamer Digital-Misere nichts zu tun: Die Abfrage bei den Städten hat das Magazin im Dezember gestellt, bevor das Rathaus für mehrere Wochen offline ging. Wie berichtet war die Internetverbindung der Verwaltung nach einem Hinweis auf eine bevorstehende Cyberattacke Ende Dezember gekappt worden. Mittlerweile ist ein Teil der Dienste wieder verfügbar.

Die Klassierung ist nicht das erste Ranking zur Digitalisierung, bei dem Potsdam schlecht abschneidet - obwohl es 2021 den Zuschlag als Smart-City-Modellkommune erhalten hat. Beim Smart City Index 2022 des Digitalbranchenverbandes Bitkom rangierte die Landeshauptstadt im Mittelfeld. Im Bereich Verwaltung gehörte sie auch hier zu den Schlusslichtern.

Immerhin: Die Verwaltung hat Besserung gelobt. Die Stadt hat für das erste Quartal 2023 die Inbetriebnahme eines Kommunalportals angekündigt. Hier sollen, so hieß es im Dezember, viele Dienstleistungen gebündelt, über ein Nutzerkonto erledigt und auch online bezahlt werden können.

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