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Harri Günther Foto: Andreas Klaer

© Andreas Klaer

Nachruf auf Harri Günther : Vom Zauber der Gartenwelt inspiriert

1959 wurde Harri Günther zum Gartendirektor der Staatlichen Schlösser und Gärtner Sanssouci in Potsdam berufen. Jetzt ist er verstorben.

Mit Georg Trakls Anfangszeile eines Gedichts konnte der Titel der Festschrift zum 65. Geburtstag des Gärtners, Gartendenkmalpflegers und Gartendirektors der Schlösser und Gärten von Sanssouci, Harri Günther, vor 30 Jahren nicht besser getroffen werden: Wieder wandelnd im alten Park. Günther ließ sich ein Leben lang vom Zauber der Gartenwelt inspirieren. Mit einer Augenlust, zu der sich eine besondere Sehschärfe für Gartenformen, Pflanzen und Bäume gesellte, erkundete er Parkanlagen.

Von seiner Wohnung im Gartendirektions-Gebäude aus konnte er direkt zu den Weinbergterrassen sowie ihrer Krönung, zum Schloss Sanssouci, blicken. Er war mittendrin in seiner verantwortungsvollen Tätigkeit als einer der Nachfolger Peter Joseph Lennés. Hier verfasste Harri Günther zahlreiche Publikationen zu Lenné, historische Parks oder Blütengehölze. Als er 1993 in Rente ging, empfing er das Bundesverdienstkreuz, das seinem engagierten Wirken galt.

Am 16. Juni ist er im Alter von 94 Jahren in einer Potsdamer Seniorenresidenz verstorben. Am heutigen Mittwoch (19.7.) findet um 11 Uhr die Trauerfeier für Harri Günther mit anschließender Urnenbeisetzung auf dem Bornstedter Friedhof statt. Die Grablege in Bornstedt, die an den Park Sanssouci grenzt und zum Weltkulturerbe gehört, machte Harri Günther oftmals zu seinen Erkundungs-Zielen. Auf ihm fanden Peter Joseph Lenné, der die Potsdamer Parklandschaft und darüber hinaus weitgehend im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. und seines Nachfolgers, Friedrich Wilhelm IV. gestaltete, gemeinsam mit „Bataillonen von Gärtnern“ (Theodor Fontane) die letzte Ruhestätte.

Auch im Marlygarten im Schlosspark Sanssouci konnte man Günther manchmal antreffen.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Der im vogtländischen Reichenbach Geborene und in Dessau Aufgewachsene wählte den Beruf des Gärtners. Wörlitz und die anderen Parkanlagen des Dessauer Gartenreichs wurden ihm vertraut. Traf man Harri Günther zufällig beim Spaziergang im Marlygarten oder auf dem Luisenplatz fragte er: „Waren Sie wieder in Wörlitz? Erzählen Sie, wie sieht es jetzt dort aus? “ Und schon berichtete er selbst über das Gartenreich und vor allem über das Luisium. Für ihn gehörte der romantische Park zu den schönsten Gartenschöpfungen überhaupt.

1959 zum Gartendirektor berufen

Nach Studium und Promotion an der Humboldt-Universität Berlin wurde Harri Günther 1959 zum Gartendirektor der Staatlichen Schlösser und Gärtner Sanssouci berufen. Die organisatorisch-ordnende Hand, der konzipierend-gestaltende Geist, der sich aus dem Wissen der Vergangenheit und Gegenwart speist, fehlte 13 Jahre lang nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Position des Gartendirektors war verwaist.

„Harri Günther hat es unter schwierigsten Bedingungen vermocht, die einzigartige Schönheit der seit 1990 zum Unesco-Welterbe gehörenden Parkanlagen für die Zukunft zu bewahren“, fasste Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, in seinem Nachruf zusammen.

Harri Günther hat es unter schwierigsten Bedingungen vermocht, die einzigartige Schönheit der seit 1990 zum Unesco-Welterbe gehörenden Parkanlagen für die Zukunft zu bewahren.

Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Zunächst waren bei seinem Einstieg in Potsdam die noch sichtbaren Kriegs- und Nachkriegsfolgen, die Vernachlässigung der Pflege in den Parkanlagen zu beseitigen. Die Erneuerung der Alleen, deren überalterten Linden und Kastanien immer hinfälliger wurden, gehörte zu seinen nächsten selbst gestellten Aufgaben, auch der Zugewinn von mediterranen Orangeriepflanzen, die Rückführung der Weinbergterrassen von Sanssouci, der Rekonstruktion des größtenteils verwilderten Neue Gartens oder die Herstellung der Sichtachsen im Park Babelsberg. Nach der politischen Wende 1989 begann er, die durch Grenzzäune und Mauer schmerzhaft beeinträchtigen Anlagen des Neuen Gartens und des Babelsberger Parks wieder in ihrem ursprünglichen Zustand gesunden zu lassen.

Die ihm anvertrauten kulturhistorisch kostbaren Gartenanlagen schenkte Günther seine Liebe. Respekt gegenüber den Arealen hat er mindestens von den Besucherinnen und Besuchern erwartet.  

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