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Eine Englisch-Lehrerin einer Grundschule in Frankfurt (Oder) wischt die Tafel ab.

© dpa/Patrick Pleul

Zehn-Punkte-Plan: Brandenburg will Vorreiter bei der Lehrerbildung werden

In Senftenberg entsteht ein dualer Lehramtsstudiengang, bei dem Studierende im Master vom Land bezahlt werden. Zum neuen Schuljahr müssen 1800 Lehrer eingestellt werden.


Das Land Brandenburg will bundesweiter Vorreiter in der Lehrerbildung werden. Am Freitag stellten Wissenschaftsministerin Manja Schüle und Bildungsminister Steffen Freiberg (beide SPD) einen Zehn-Punkte-Plan zur Stärkung der Lehrerbildung und eine Werbekampagne für das neue Lehramtsstudium an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg vor.

„Der Lehrermangel ist die größte bildungspolitische Herausforderung der nächsten Jahre“, sagte Schüle. „In der Lausitz brauchen wir nicht nur Mediziner oder Bahningenieure, wir brauchen auch exzellente Lehrkräfte.“ Höhere Ausbildungskapazitäten an den Universitäten würden maßgeblich dazu beitragen, im eigenen Bundesland gut ausgebildete Lehrkräfte für die Grundschulen zu gewinnen, sagte auch Bildungsminister Freiberg.

Angebot für Lehrer ab 63 Jahren

Für das kommende Schuljahr ist laut Ministerium die Neueinstellung von mindestens 1800 Lehrkräften erforderlich – so viele ausgebildete Lehrer und Seiteneinsteiger werden aber kaum zu finden sein. Deshalb will Freiberg unter anderem Lehrer ab dem 63. Lebensjahr mit reduzierten Unterrichtsstunden verlocken, nicht vorzeitig in Rente zu gehen. Die Resonanz sei so gut, dass mit einem Modellprojekt gestartet werde, sagte der Minister.

In der Lehrerausbildung will das Land künftig verstärkt auf ein duales Studium setzen: Wer in Senftenberg seinen Bachelor abschließt, wird ab dem Wintersemester 2026/2027 bereits im Masterstudium vom Land bezahlt. Dafür sind die Studierenden dann bereits an den Schulen tätig.

„Das Praxisemester führte in der Vergangenheit immer zu finanziellen Hürden für die Studierenden“, sagte der Direktor des Zentrums für Lehrerbildung an der Universität Potsdam, Andreas Borowski. In dieser Zeit hätten die Studierenden oft keinem Nebenjob nachgehen können. Viele hätten für das Praktikum an den Schulen Geld bei Seite legen müssen. „Das ist eine sehr, sehr gute Gelegenheit, um solche Hürden abzuschaffen.“

Ab dem ersten Semester in den Schulen aktiv

Die Leiterin des Senftenberger Studiengangs zur Lehrerausbildung, Juliane Noack Napoles, verwies darauf, dass die Studierenden in Senftenberg bereits ab dem ersten Fachsemester ein oder zwei Tage pro Woche in einer Schule aktiv sein sollen. „Die Studierenden sitzen nicht in Vorlesungen, in denen über alternative Lernformate geredet wird, sondern sie erfahren diese selbst in Lernwerkstätten und verbinden so Können und Wissen.“

Zum kommenden Wintersemester sollen in Senftenberg die ersten 50 Studierenden mit ihrem Bachelor-Studium beginnen können. Zunächst sollen die Fächer Mathematik und Deutsch angeboten werden, weil es hier den größten Bedarf gibt.

Kein NC mehr für Mathematik-Grundschullehramt in Potsdam

Deswegen sind auch Veränderungen an der Universität Potsdam geplant: Für angehende Mathematiklehrer soll es künftig keinen Numerus Clausus (NC) mehr geben. „Jeder, der ein Lehramtsstudium für die Primarstufe aufnehmen will, soll das auch tun können“, sagte Borowski. „Wir haben dem Land verbindlich zugesagt, dass wir keinen Studienplatz freilassen wollen.“ Allerdings werde im Fach Deutsch der NC weiter Bestand haben, weil der Universität hier die Studienkapazitäten fehlten.

Neu gestartet werden soll ab dem Wintersemester 2024/2025 ferner ein Studiengang zur Ausbildung von Berufsschullehrern mit insgesamt 60 Anfängerplätzen. Zudem will das Land nach dem Ausstieg Berlins aus dem gemeinsamen Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum) die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte unter einem gemeinsamen Dach anbieten. Dadurch sollten aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst schnell in die Weiterbildung und die berufsbegleitende Qualifikation von Seiteneinsteigern einfließen.

Geplant ist auch, die Quote von Abbrechern zu senken. Lehrer sollen verbeamtet für fünf Jahre an die Uni nach Potsdam oder Senftenberg, sich weiterqualifizieren, forschen und lehren. Auch Unterrichten in nur einem Fach statt in zwei Fächern soll möglich sein. Die Zahl der Sozialarbeiter soll zudem steigen. (mit dpa)

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