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Der "Malerfürst" Markus Lüpert zieht aus Teltow weg.

© Hendrik Schmidt/dpa

Markus Lüpertz sucht sich neue Wirkungsstätte: Der Malerfürst verlässt Teltow

Gestohlene Werke, kaputte Fenster, Müll auf dem Grundstück: Künstler Markus Lüpertz fühlt sich in Teltow unwohl. Jetzt will er wegziehen, doch Brandenburg bleibt er treu.

Von Eva Schmid

Teltow - Einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler wird Teltow den Rücken kehren. Sieben Jahre lebte Malerfürst Markus Lüpertz in der Stadt, jetzt will er Ende des Jahres wegziehen. Nach einem Einbruch in sein Atelier, in dem der Maler auch wohnt, fühlt er sich am Rande von Berlin immer unwohler. Lüpertz sucht die Abgeschiedenheit: Gegenüber den PNN sagte er, dass er bereits ein neues Domizil gefunden habe. Ihn ziehe es raus ins wenig besiedelte Brandenburg, nach Märkisch Wilmersdorf. Der 200-Seelen-Ort, der zur Stadt Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming gehört, liegt rund 20 Kilometer südlich von Teltow.

Sieben Jahre lebte der Malerfürst im Teltower Kanadaviertel, auch wenn sein aus 42 Baucontainern selbst zusammengeschustertes Atelierhaus hinter Schlingpflanzen etwas versteckt ist, fühlt sich Lüpertz doch zunehmend beobachtet. „Es ist wie auf einem Präsentierteller.“

Der Einbruch ging an Lüpertz nicht spurlos vorbei

Der Einbruch Mitte Dezember vergangen Jahres ist nicht spurlos an dem ehemaligen Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie vorbeigegangen. Wie berichtet hatten unbekannte Diebe rund 30 Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen aus seinem Atelier gestohlen. Es war der spektakulärste und gleichzeitig mysteriöseste Kunstraub der Region. Denn rund sieben Wochen später standen die Werke bis auf eines wieder vor der Tür. Der Künstler hatte die Diebe zuvor öffentlich aufgefordert, ihm seine Kunst zurückzubringen. Sie könnten damit ohnehin nichts anfangen, die meisten Bilder seien unsigniert gewesen. Ihn jedoch habe der Diebstahl um Monate in seiner Arbeit zurückgeworfen. „Es war eine Serie, an der ich intensiv gearbeitet habe“, sagte Lüpertz damals den PNN. Zu dem Diebstahl fand er deutliche Worte: „Ich find’s eklig.“ Nach dem Vorfall fühlte er sich beobachtet und ausgespäht. Noch immer ermittelt die Potsdamer Staatsanwaltschaft zu dem Fall – auch Art-Napping, das Erpressen von Lösegeld für besonders teure Kunstwerke, war im Gespräch. Der Künstler wollte sich zu dem Diebstahl am Donnerstag gegenüber den PNN nicht mehr äußern.

„Ich bleibe Brandenburg noch treu“

Lüpertz ist nachdenklich geworden. Verscheuchte er im März vergangenen Jahres noch „zwei Jungs mit einem Knüppel“, die ungebeten in sein Haus eindrangen, so hat der drahtige Künstler, der am Montag 75 Jahre alt wurde, keine Lust mehr auf böse Überraschungen. Überlegungen, sein Haus in Teltow sicherer zu machen, sind vom Tisch. Lüpertz hofft auf Ruhe und Abgeschiedenheit in dem abgelegenen Brandenburger Örtchen Märkisch Wilmersdorf. „Ich bleibe Brandenburg noch treu“, sagt Lüpertz mit einem ironischen Unterton. In dem Trebbiner Ortsteil habe er jetzt etwas Passendes gefunden. Seine selbst gebaute Atelierkonstruktion in der Kanada-Allee wolle er verkaufen, sagte er den PNN.

Nicht nur der Einbruch, auch der Vandalismus auf seinem Grundstück nerve den Künstler zunehmend: „Mir werden immer wieder die Scheiben eingeschmissen, es wird Müll auf meinem Grundstück abgestellt, die Hunde kacken dahin“, zählt Lüpertz auf. Auch seine Parken-verboten-Schilder würden regelmäßig abgerissen, „da habe ich keine Lust mehr drauf“. Wer an Lüpertz’ Atelierhaus, das mitten in einem Neubaugebiet mit Reihenhäusern steht, vorbeigeht, der kann ohne Weiteres in die zwei großen Atelierhallen blicken. Dort herrscht kreatives Chaos, derzeit sieht es ziemlich verlassen aus. Auch die Rollläden an der Frontseite des Hauses sind herabgelassen – Lüpertz arbeitet derzeit in einem seiner anderen Ateliers in Düsseldorf, Karlsruhe oder Florenz.

Seine Athene bleibt in Teltow

Der Wegzug des prominenten Künstlers aus Teltow wird im Rathaus der Stadt bedauert. Man habe zwar nicht viel miteinander zu tun gehabt, aber „es hat uns mit Stolz erfüllt, dass er seine kreative Phase hier leben konnte“, so Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) am Donnerstag. Von den Vandalismus-Problemen auf Lüpertz’ Grundstück habe Schmidt nichts mitbekommen. Lüpertz würde Teltow nicht ganz verlassen, „seine Athene bleibt hier“, so Schmidt. Die Bronze der griechischen Göttin, die Lüpertz farbenfroh und mit dickem Hintern gestaltete, steht seit 2012 auf dem Saskatoon-Platz.

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