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Der Haupttatort soll eine Gartenlaube in Münster gewesen sein.

© picture alliance/dpa/Marcel Kusch

Verdacht auf Beihilfe: Mutter eines Opfers im Missbrauchsfall Münster festgenommen

Die Mutter soll davon gewusst haben, dass ihr Lebensgefährte ihren Sohn missbrauchte. Trotzdem habe sie die schweren Gewalttaten nicht verhindert.

Im Missbrauchskomplex Münster hat die Polizei am Freitag die Mutter des jungen Hauptopfers festgenommen. Das Amtsgericht Münster sprach einen Haftbefehl gegen die 31-Jährige aus, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend mitteilten. Der heute elf Jahre alte Junge soll von seinem Ziehvater (27) und anderen Männern über Jahre hinweg immer wieder schwer sexuell missbraucht worden sein. Haupttatort soll eine Gartenlaube in Münster gewesen sein. Gegen die Mutter wird bereits seit Frühjahr 2020 ermittelt.

Nach einer Aussage eines angeklagten Mannes aus Aachen vor dem Landgericht Münster und nach weiteren Ermittlungen habe sich der dringende Tatverdacht gegen die Frau erhärtet, sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt der Deutschen Presse-Agentur. Die Mutter des Kindes soll demnach mindestens seit Herbst 2018 davon gewusst haben, dass ihr Lebensgefährte ihren Sohn wiederholt schwer missbraucht habe.

So soll ihr Freund ihr in einem Urlaub im Oktober 2018 den Missbrauch gestanden haben. Sie tolerierte dem Verdacht zufolge, dass ihr heute 27 Jahre alter Lebenspartner mit dem Kind an zahlreiche Orte in Deutschland fuhr, an denen der Junge misshandelt worden sein soll. Die mutmaßlich vielfachen schweren Gewalttaten habe sie nicht verhindert. Sie habe an der Beziehung festgehalten und ihren Sohn dem Münsteraner „ungeschützt überlassen“.

Auch besteht laut Mitteilung der Verdacht, dass die Mutter während eines Urlaubs 2019 in Dänemark ihren Sohn dazu ermuntert habe, Sex mit ihrem Lebenspartner zu haben. Bei dem anschließenden schweren Missbrauch soll sie dabei gewesen sein und nicht eingeschritten sein. Bislang äußerte sich die Frau aus Münster, die nun in Untersuchungshaft genommen wurde, nicht zu den Vorwürfen.

Einer von drei großen Missbrauchsfällen in NRW

Es bestehe der dringende Verdacht der Beihilfe - durch Unterlassen - zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in einer Vielzahl von Fällen, hieß es. Bislang gebe es aber keinen dringenden Tatverdacht, dass die Frau wusste, dass neben ihrem Lebensgefährten auch andere Männer ihren Sohn schwer sexuell missbraucht haben sollen.

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Im Missbrauchskomplex Münster laufen bereits mehrere Prozesse. Es handelt sich um einen von drei großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen - nach Lügde und dem Komplex Bergisch Gladbach.

In mehreren Bundesländern und im Ausland hatte es Festnahmen gegeben. Im Ermittlungskomplex „Rose“ laufen bundesweit Verfahren gegen mindestens 20 Beschuldigte.

Hauptangeklagter ist der Lebensgefährte - ein IT-Techniker - der nun festgenommenen Frau. Er soll ihren Jungen an verschiedenen Orten auch mehreren Männern zum Missbrauch angeboten und Aufnahmen von den Vergewaltigungen angefertigt haben. Der Hauptprozess läuft derzeit am Landgericht Münster. Mit einem Urteil wird im Frühjahr gerechnet. (dpa)

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