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Wenn es um die K-Frage der Union geht, ist auch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder zu rechnen.

© Imago/Dwi Anoraganingrum | Bearbeitung: Tagesspiegel

K-Frage der Union: Ist Markus Söder noch zu stoppen?

CDU-Chef Merz ist nach seinen Äußerungen zur AfD auch parteiintern in der Kritik. Und plötzlich ist CSU-Mann Söder wieder als Kanzlerkandidat der Union im Gespräch. Drei Meinungen zur K-Frage.

Vor der nächsten Bundestagswahl im Herbst 2025 ist zwar noch offen, wer für die Union als Kanzlerkandidat ins Rennen geht. Fest steht allerdings, dass CDU-Chef Friedrich Merz mit seinen Äußerungen über eine Kooperation mit der AfD auf kommunaler Ebene zuletzt in der CDU keine Pluspunkte gemacht hat. Wäre CSU-Chef Markus Söder eine Alternative?

In unserem Format „3 auf 1“ fragen wir drei Expert:innen nach ihrer Einschätzung. (Alle Folgen „3 auf 1“ können Sie hier nachlesen)


Alles hängt vom Wahlergebnis der CSU im Oktober ab

Gelänge es der CSU und ihrem Vorsitzenden ungeachtet der Konkurrenz der Freien Wähler, aber auch der AfD tatsächlich, bei der Landtagswahl die medial und parteiintern gesetzte Hürde von 40 Prozent zu überwinden, dann stünde einem erneuten Anlauf zur bayerischen Kanzlerkandidatur nur noch etwas entgegen: die Geschlossenheit der CDU.

In Anbetracht der unionsinternen Auseinandersetzung, wie man mit der teilweise zwar rechtsextremen, gleichwohl aber an Wählerzuspruch gewinnenden AfD sowie den sie beflügelnden Themen umgehen soll, ist diese Geschlossenheit der 17 (!) CDU-Landesverbände unerreichbar.

Angesichts dieser Lage, der den Ambitionen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst zusätzliche Dynamik verleihen dürfte, wird die CSU etwas für sich beanspruchen, was Markus Söder bereits beim ZDF-Sommerinterview von 2020 reklamierte: Der CDU komme wegen ihrer Größe zwar das „geborene Vorschlagsrecht“ zu, die CSU könne jedoch zu diesem Vorschlag „Nein sagen“. In Kurzform: Alles hängt ab vom CSU-Wahlergebnis am 8. Oktober. 


Die CDU braucht erst einmal ein programmatisches Profil

Ja, Wahlsiege – zumal, wenn sie deutlich ausfallen – sind ein gutes Argument, um Kanzlerkandidat einer Partei zu werden. Markus Söder ist ohne Zweifel populär, ihm trauen mehr CDUler das Amt zu als CDU-Parteichef Merz. Aber Söder ist auch – nennen wir es – positionsflexibel. Bäume umarmen, auf Demos vor Rechtspopulisten sprechen: Da ist vieles möglich.

Ist das der Politikstil, den man als CDU im Kanzleramt aufbieten möchte? Zumal bei einer ganzen Reihe von eigenen Ministerpräsidenten wie Wüst und Wegner, die nicht minder erfolgreich Wahlen gewonnen haben?

Der Kandidat einer integrativen Volkspartei, die oft auch deshalb gewählt wurde, weil sie Sicherheit und Unaufgeregtheit in Krisenzeiten bot, sollte nicht nur populär sein, sondern ein solches Profil authentisch verkörpern.

Zuvor allerdings braucht die CDU überhaupt wieder ein programmatisches Profil, dazu ein klares Prozedere für die Bestimmung des Kanzlerkandidaten – und Söder muss sich an seiner Aussage aus dem Mai 2023 messen lassen, als er sagte: „Ich stehe da nicht zur Verfügung.“


Wähler der Union sind eher für nachhaltig-moderat-mittig

Die „Highlander-Strategie“ des Markus Söder (CSU) missglückte bei der Bundestagswahl 2021. Sein brachiales Vorgehen machte ihn nicht unsterblich, sondern zur prekären Kandidatenoption des Südens. Kleine (CSU) sollten nicht versuchen, Große (CDU) zu erpressen. Aber demokratische Populisten der Mitte lernen schnell, zumal es Vorbilder gibt. Überzeugende Wahlsiege auf Landesebene machten bereits Vorgänger wie Schröder (SPD) zwangsläufig zum Kandidaten – und schließlich zum Kanzler.

Söder würde einen Sieg bei der bayerischen Landtagswahl monstranzartig 2024 vor sich hertragen. Denn im Jahr der drei ostdeutschen Landtagswahlen und der „Nebenwahl“ zum Europäischen Parlament kann Merz (CDU) nur verlieren. Dann steht Sieger-Aura neben Verlierer-Aura.

Parteigremien oder vermutlich auch – erstmals – Mitglieder der CDU werden im Herbst 2024 über die Kanzlerkandidatur entscheiden. Sie neigen zu einer konservativ-marktwirtschaftlichen Angriffskampagne. Das schließt weder Söder noch Merz aus.

Wähler der Union votieren aber eher für nachhaltig-moderat-mittig. Das spricht aber für Wüst. Dass Merz demütig den Platz für Söder räumt, ist so wahrscheinlich wie eine Freundschaft dieser Unbeherrschten.

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