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Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, spricht während eines Interview-Termins mit Journalisten.

© Daniel Karmann/dpa

Job-Markt in Deutschland: Konjunkturflaute und Ferien lassen Arbeitslosigkeit steigen

Deutschland kämpft mit anhaltender Inflation, steigender Arbeitslosigkeit und Rezessionsvorhersagen für dieses Jahr. Die Arbeitslosenzahlen stiegen im Juli 2023.

Deutschland kämpft gegen eine anhaltende Inflation, eine vorhergesagte Rezession in diesem Jahr – und außerdem eine steigende Arbeitslosigkeit. Im Juli waren 62.000 mehr Menschen arbeitslos als im Juni. Damit sind 2.617.000 Menschen in Deutschland ohne Job. Verglichen mit Juli 2022 liegt die Arbeitslosenzahl um 147.000 höher. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli 2023 um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Mit der einsetzenden Sommerpause wächst üblicherweise die Zahl der Arbeitslosen.

Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, sagte, mit Beginn der Sommerpause seien Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im Juli gestiegen. „Das Wachstum verliert zusehends an Schwung“, sagte sie. Die Arbeitskräftenachfrage der Betriebe sei „weiterhin zurückhaltend“. Saisonbereinigt nahm die Zahl der Arbeitslosen im Juli 2023 gegenüber dem Vormonat um 4000 ab.

Nahles verwies auf die trübe Konjunktur. Die deutsche Wirtschaft sei seit drei Quartalen nicht gewachsen, sagte die frühere Bundesarbeitsministerin. „Vor dem Hintergrund hält sich der Arbeitsmarkt gut“, sagte Nahles. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte kürzlich für Deutschland die schlechteste Wirtschaftsentwicklung aller Industriestaaten vorhergesagt – ein Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes um 0,3 Prozent.

„So kann es nicht weitergehen“

„Mitten im Sommer sind die Arbeitslosenzahlen erneut gestiegen. Das ist ein weiteres deutliches Alarmsignal für die Konjunktur“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann dem Tagesspiegel. Es sei aber nicht das erste: Bürger verzweifelten an der Bürokratie, Unternehmer an schlechter werdenden Standortbedingungen und Fachkräftemangel. So könne es nicht weitergehen.

Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann

„Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Eine Leistungspflicht für Bürgergeldempfänger, die arbeiten können, wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagte Linnemann.

Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht aktuell einen steigenden Trend bei der Arbeitslosigkeit. „Es sieht so aus, dass sich dieser Trend noch weiter fortsetzen wird“, sagte Weber dem Tagesspiegel. Das IAB ist die Forschungseinrichtung der BA.

Probleme sieht Weber bei der Langzeitarbeitslosigkeit. „Die Langzeitarbeitslosigkeit ist immer noch über dem Vor-Corona-Niveau. Das ist bedenklich und erfordert mehr Investitionen“, sagte er. Insgesamt aber sei der Arbeitsmarkt dennoch nicht schwach. „Das Arbeitskräfteniveau ist hoch, das Niveau der Entlassungen gering, vor allem im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Es ist keine große Kündigungswelle zu erwarten“, sagte Weber.

Bekannt wurden am Dienstag auch neue Zahlen zur Arbeitslosigkeit in der Eurozone. Sie bleibt trotz des konjunkturellen Gegenwinds nach wie vor vergleichsweise niedrig.

So verharrte die Arbeitslosenquote im Juni auf einem Rekordtief. Sie betrug wie im Vormonat 6,4 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am in Luxemburg mitteilte. Niedriger war sie seit Einführung des Euro noch nie.

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