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Monica Alonso (2.v.r), spanische Erzieherin baut zusammen mit Mareike Müller (2.v.l.), Leiterin der Kita und Kindern einer Turm. Eine Kita in Lüneburg fand so lange keine Erzieherin, bis sie eine Pädagogin aus Venezuela eingestellt hat. Obwohl diese kein Wort Deutsch spricht.

© dpa/Philipp Schulze

Erzieher ohne Deutschkenntnisse: Die einen finden es sinnvoll, die anderen realitätsfremd

Die FDP-Fraktion im Bundestag schlägt vor, Fachkräfte auch ohne Deutschkenntnisse in Kitas zu schicken. Was eine Expertin dazu sagt – und was die anderen Fraktionen von der Idee halten.

Auf Zustimmung bei den anderen Fraktionen stößt die Idee der FDP, in Kitas künftig auch Erzieherinnen und Erzieher einzusetzen, die noch kaum Deutsch sprechen. Eine Stimme aus der Fachwelt hingegen hält die Idee für „realitätsfremd“.

Wie der Tagesspiegel berichtete, will die FDP-Fraktion am Dienstag ein Positionspapier zum großen Erzieherinnenmangel beschließen. Bei einer der sieben Ideen geht es um Fachkräfte, die nach Deutschland eingewandert sind, aber noch kein Deutsch sprechen. Sie könnten, so der Vorschlag, in Kitas arbeiten, wo Kinder dieselbe Muttersprache sprechen.

„Eine wichtige Entlastung und eine echte Bereicherung“

Nina Stahr, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion

Das sei ein sinnvoller Vorschlag, sagt Erik von Malottki, zuständiger Fachpolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion. Es sei Grundbedingung, dass die Qualität nicht leide. Aber die Idee sei gut, zum Beispiel für Kitas in Grenzregionen wie etwa in der Nähe Polens. Vorstellen könnte er sich das Modell auch für Kitas in Großstädten, etwa in Kiezen, in denen viele Kinder eine Migrationsgeschichte mitbringen.

Eine Bildungsforscherin sieht die Sache ganz anders

Auch bei den Grünen gibt es Zustimmung. Fachkräfte aus dem Ausland könnten eine wichtige Entlastung und eine echte Bereicherung sein, sagt Nina Stahr, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion. Und auch von der Opposition kommt Zustimmung:

„Angesichts des massiven Fachkräftemangels in Kitas müssen wir flexibel denken, ohne den Blick für das Erforderliche zu verlieren“, sagt Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion. Schritt für Schritt könnten parallel zum Spracherwerb immer mehr Aufgaben auf die Fachkräfte übertragen werden.

Skeptisch ist hingegen Anette Stein, Bildungsforscherin und Kita-Expertin bei der Bertelsmann-Stiftung. Sie hält den Vorschlag für „ziemlich realitätsfremd“. Schon mehrfach seien derartige Modelle in Kitas erprobt, aber immer schnell wieder beendet worden. „Am Ende ist das keine Entlastung, weil die Erzieherinnen, die kein Deutsch sprechen, selbst so intensiv betreut werden müssen.“

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