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Kann’s nicht lassen: Boris Palmer

© dpa/Sebastian Gollnow

N-Wort-Eklat in Frankfurt: Boris Palmer sollte sich schämen – und abtreten

Der Tübinger Oberbürgermeister sorgt mit einem Ausfall für Schlagzeilen. Wieder einmal. Rassistische Wortwahl und Analogie zur Judenverfolgung inbegriffen. Über einen Fehlgeleiteten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wort, Widerwort und wieder das eine Wort: Ein Schwarzer fragt Boris Palmer, ob er ihm das N-Wort ins Gesicht sagen wolle, woraufhin der das Wort erneut wiederholt. Demonstrierende skandieren „Nazis raus“, Palmer stimmt mit ein und sagt: „Ich will keine Nazis in diesem Land.“

Auf die Kritik der Demonstrierenden antwortet Palmer: „Ich habe ein Wort gesagt, und ihr sagt ‘Nazi’ zu mir. Das ist nichts anderes als der Judenstern.“ Der „simple Sprechakt“ gebe keinerlei Auskunft, ob die Person „ein Nazi ist oder nicht“.

Rassismus- und Holocaustverharmlosung in einem Satz – das ist selbst für Boris Palmer ungewöhnlich.

Alles nur ein simpler Sprechakt? Nein, ganz und gar nicht, Boris Palmer sollte sich schämen. Das ist so simpel gedacht, dass es seiner Intelligenz spottet. Als würde ihm generell das Reden verboten. Das Denken schon gar nicht. Ihm stehen doch so viele Worte zu Gebote.

Aber was Recht und Anstand gebieten, das zu bedenken, sich daran zu halten, darauf beruht unsere Republik, die nie demokratischer als heute war. Und da verbietet sich das N-Wort, wie von selbst.

Boris Palmer, immer wieder. Provokateur vom Dienst, Narr von Rang. Politisch spätestens jetzt untragbar.

Dass Lindgren das N-Wort benutzt, heißt noch lange nicht, dass es richtig ist

Ja, früher brauchte es den Narren, weil der am Hofe dem König als einziger die Wahrheit sagen konnte. Bloß: Es gibt den Hof nicht mehr, die Welt gehört nicht mehr besserwisserisch herrischen Männern, und die Wahrheit braucht keine Narren.

Palmer bezieht sich auf Astrid Lindgren. Eine wunderbare Schriftstellerin, nicht nur für Kinder, sondern zugleich immer noch für die Kinder in uns Erwachsenen. Das passt, auch zu ihm. Aber weil Lindgren das N-Wort benutzt, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist. Lange nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert, und wir müssen uns mit ihnen ändern.

Wir wissen einfach heute mehr: dass wir uns bei Gebrauch des N-Worts über Schwarze Menschen erheben, die Gefühle der Persons of Color verletzen. Das wissen wir inzwischen nun wirklich besser. Was ist so schwer, danach zu handeln? Im Reden sowieso. Sagen wir so: ein simpler Sprechakt.

Und wenn es bedeutet, dass in einem historischen Buch Wörter geändert werden – dann ist das sogar beispielgebend für Kinder. Alles andere wäre nur kindisch.

Boris Palmer ist wieder unterwegs, sucht Windmühlen, kämpft gegen ihre Flügel. Und hält alle, die ihm das sagen, für Narren. Kommt dann mit der Nazikeule. Er verhält sich wie ein Tor. Er muss es besser wissen. Palmer ist ein führender Politiker, kein tragischer Held. Nur einer mit traurigem Gehalt. Den Holocaust relativieren, rassistische Begriffe verwenden, dafür gibt es ein klares Wort: NEIN. Er verwirkt sein Recht, im Amt zu bleiben. So simpel. Boris Palmer sollte sich schämen.

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