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Ein Zwischenruf zu . . .: ...Josef Ackermann

Ursula Weidenfeld erklärt, warum sich der Chef der Deutschen Bank so gut als Prügelknabe eignet.

Josef Ackermann, nach Bahnchef Hartmut Mehdorn der unbeliebteste Manager Deutschlands, hat in der vergangenen Woche einen Riesenverlust melden müssen. Fast fünf Milliarden Euro im vierten Quartal. Nachdem er vorher noch großspurig gesagt hatte, er würde sich schämen, wenn die Deutsche Bank Staatshilfe in Anspruch nehmen müsse, kann er jetzt nicht einmal die Übernahme der Postbank alleine stemmen. Eine Niederlage ohnegleichen. Deshalb muss Josef Ackermann weg. Und Mehdorn muss auch weg, das stimmt immer.

Wenn andere Manager in Deutschland einen Riesenverlust veröffentlichen müssen, dann zuckt der Normalbürger allenfalls vorübergehend besorgt mit den Achseln. Wenn aber Ackermann und Mehdorn hinter den selbst gesteckten Erwartungen zurückbleiben, bricht öffentliche Empörung aus. Warum?

Eine Gesellschaft, die sich angewöhnt hat, alle Hoffnungen und Träume zu personalisieren, muss auch für ihre Niederlagen und ihre Krisen Personen und Gesichter finden. Es muss einen (oder zwei) geben, die Schuld sind am wirtschaftlichen Desaster der Gegenwart. Für diese Rolle gibt es keine besseren als Josef Ackermann und Hartmut Mehdorn. Beide sind unabhängig von öffentlicher Zustimmung im provozierenden Sinn. Beide machen aus dieser Unbeeindrucktheit heraus Fehler. Beide stehen Unternehmen vor, die im eigenen Namen beanspruchen, pars pro toto zu sein, für das Ganze zu stehen.

Warum stehen nicht die früheren Chefs der Dresdner Bank am Pranger, warum nicht die Topmanager der Hypo Real Estate, der SachsenLB, der IKB? Der Täter muss eine gewisse Prominenz haben. Unbekannte oder Vergessene kann man nicht in Generalhaftung nehmen, so schuldig sie im Einzelfall sein mögen. Ackermann und Mehdorn aber stehen für das Management deutscher Unternehmen, so wie ihre Unternehmen für die deutsche Wirtschaft stehen. Die Anmaßung im Unternehmensnamen „Deutsche Bank“ und „Deutsche Bahn“ ist der Schlüssel dafür, dass auch die Repräsentanten dieser Unternehmen in schwierigen Zeiten als besondere Zumutung empfunden werden und als Prügelknaben für alle vermuteten und echten Fehler der eigenen Firmen wie der gesamten Branche hinhalten.

Josef Ackermann und Hartmut Mehdorn dürfen sich darüber nicht beklagen. Denn ohne diese Anmaßung hätten sie sich vermutlich nicht für den Chefposten bei der Deutschen Bank oder der Deutschen Bahn interessiert.

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