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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nimmt neben Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, an einer Pressebegegnung nach dem Gespräch teil.

© dpa/Michael Kappeler

Update

„Wir glauben an seine Macht als Kanzler“: Scholz trifft Angehörige von deutschen Hamas-Geiseln

Die Angehörigen der deutschen Hamas-Geiseln haben „höchste Erwartungen“ an Bundeskanzler Scholz. Nach einem Treffen in Tel Aviv hoffen sie weiterhin auf die Freilassung ihrer Angehörigen.

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Angehörige der deutschen Hamas-Geiseln haben Kanzler Olaf Scholz für sein Engagement und seine Anteilnahme gedankt und zugleich Taten gefordert. „Wir haben die höchsten Erwartungen an ihn. Wir glauben an seine Führungsqualitäten und seine Macht als Kanzler“, sagte Gili Romann am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz in Israel mit Blick auf eine Befreiung der Geiseln.

Romann, dessen Schwester von den Hamas entführt worden ist, würdigte, dass Scholz selbst nach Israel gekommen sei. Nach Angaben der Geisel-Angehörigen nahm sich Scholz bei seinem Besuch am Dienstag 40 Minuten Zeit, um mit ihnen zu sprechen. Der Kanzler habe ihnen sehr geduldig zugehört, so Romann.

„Ich denke, wir alle fühlen seine Empathie und Anteilnahme“, sagte er weiter. Der Kanzler habe zugesichert, dass Deutschland alles in seiner Macht Stehende tun werde, um die Geiseln zurückzubringen.

Angehörige von Israelis, die während des Angriffs der Hamas entführt wurden, halten Bilder des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz.
Angehörige von Israelis, die während des Angriffs der Hamas entführt wurden, halten Bilder des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz.

© AFP/Gil Cohen Magen

„Wir danken für all das Mitgefühl und die freundlichen Worte, aber wir warten auf Taten“, ergänzte Shaked Haran, die nach dem Angriff der Hamas zehn Familienmitglieder vermisst.

Wir müssen schnell handeln, um sie dort rauszuholen. Wir hoffen, dass Deutschland helfen kann, dies möglich zu machen“, sagte Ricarda Louk. Sie ist die Mutter von Shani Louk, die beim Supernova-Festival in der Negev-Wüste von den Hamas entführt wurde. Die Terroristen hatten dort ein Blutbad mit 260 Toten angerichtet. Auf einem Video hatte Ricarda Louk ihre Tochter erkannt.

Darin ist zu sehen, wie Shani Louk halbnackt und mit einer Wunde am Kopf auf einem Pick-up der Hamas liegt. Wenige Tage später hatte Ricarda Louk die Information erhalten, dass ihre Tochter mit einer schweren Kopfverletzung in einem Krankenhaus in Gaza liege.

Seither habe sie nichts mehr gehört, sagte sie am Dienstag. „Die Unwissenheit treibt uns in den Wahnsinn.“ Ihre ganze Welt sei zusammengebrochen. „Warum tun Menschen so etwas?“, fragte sie mit den Tränen kämpfend.

Yoni Asher, dessen Frau sowie Töchter (3 und 5 Jahre alt) von den Hamas gekidnappt wurden, sagte, seine ganze Welt sei ihm weggenommen worden. „Ich bin ein Vater ohne Familie.“ Er habe Kanzler Scholz versprochen, dass er mit seinen Töchtern nach Deutschland kommen werde, wenn sie sicher zurückgebracht würden.

Deutsche Staatsangehörige, deren Familienmitglieder während des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober als Geiseln genommen wurden, geben eine Pressekonferenz nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Tel Aviv.
Deutsche Staatsangehörige, deren Familienmitglieder während des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober als Geiseln genommen wurden, geben eine Pressekonferenz nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Tel Aviv.

© AFP/Gil Cohen Magen

Die Familienmitglieder der deutschen Geiseln werden am Mittwoch nach Berlin fliegen. Dort ist in den kommenden Tagen eine Kundgebung für die Liebe und das Leben geplant, bei der dazu aufgerufen werden soll, die Geiseln freizulassen, hieß es.

Scholz muss in Schutzraum

Wegen eines Raketenalarms musste Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag während seines Besuchs in Tel Aviv in einen Schutzraum der deutschen Botschaft. Er habe sich dort wenige Minuten aufhalten müssen, hieß es aus seinem Umfeld.

Scholz war am Dienstag in Israel gelandet. Bei seinem Besuch betonte er, dass Antisemitismus „in Deutschland keinen Platz“ habe. „Jüdisches Leben in Deutschland ist ein Geschenk“, sagte der Kanzler nach einem Gespräch mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in Tel Aviv.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zündet eine Kerze an einer behelfsmäßigen Gedenkstätte am Brunnen auf dem Dizengoff-Platz in Tel Aviv an.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zündet eine Kerze an einer behelfsmäßigen Gedenkstätte am Brunnen auf dem Dizengoff-Platz in Tel Aviv an.

© AFP/Michael Kappeler

Mit Blick auf Israel-feindliche Demonstrationen in Deutschland fügte er hinzu: „Das Verherrlichen, das Feiern von Gewalt ist menschenverachtend, abscheulich.“ Scholz warnt ausländische Akteure vor einem Eingreifen in den aktuellen Konflikt zwischen Israel und der Hamas. „Kein Akteur sollte es für eine gute Idee halten, von außen in diesen Konflikt einzugreifen“, sagte er.

Der Kanzler sicherte Israel zudem die uneingeschränkte Solidarität des deutschen Volkes zu: „Die Sicherheit Israels und seiner Bürgerinnen und Bürger ist deutsche Staatsräson“, betonte er. „Unsere aus dem Holocaust erwachsene Verantwortung macht es uns zu unserer Aufgabe, für die Existenz und die Sicherheit des Staates Israel einzustehen.“

Entsprechend dieser Maxime handele die Bundesregierung, der Bundestag unterstütze dies parteiübergreifend, betonte Scholz. Der Besuch des Kanzlers erfolgte zehn Tage nach dem Angriff der radikalen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel. (mit AFP, dpa)

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