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Palästinenser suchen in Khan Younis im südlichen Gazastreifen unter Trümmern nach Überlebenden.  Israel bombardiert auch regelmäßig den Südteil des Landstrichs, in den die Bevölkerung aus dem Norden flüchten soll.

© AFP/MAHMUD HAMS

Vormarsch der israelischen Armee: Warum hat Israel den Norden des Gazastreifens abgetrennt hat

Damit soll die Bodenoffensive vorbereitet werden – aber dort harren etwa 300.000 Zivilisten aus.

Der Gazastreifen ist nach israelischen Militärangaben seit Sonntag vollständig in zwei Hälften geteilt. Militäreinheiten hätten von Osten kommend die Küste im südlichen Teil der Stadt Gaza erreicht und „halten“ den Bereich, sagte Sprecher Daniel Hagari am Sonntagabend. Die Stadt Gaza sei nun vollständig eingekreist. Es gebe nun „ein Nordgaza und ein Südgaza“.

Erklärtes Ziel der israelischen Armee ist es, die Hamas und ihre Stellungen, die teils unterirdisch in einem Tunnelsystem verborgen sind, komplett zu zerstören.

Im dichter besiedelten Norden des etwa 40 Kilometer langen Landstrichs liegt die Stadt Gaza, in der ein großer Teil der Hamas-Stellungen und des Tunnelsystems vermutet wird. Panzer und gepanzerte Bulldozer rückten dort Bildern der israelischen Armee zufolge vor, um den Belagerungsring um die Stadt enger zu ziehen.

Laut israelischen Medienberichten vom Sonntag könnte eine größere Bodenoffensive in 48 Stunden beginnen. Zur Zerstörung des Tunnelsystems sind Bodentruppen nötig.

Eine Frau mit Kind im Gazastreifen.

© AFP/Yasser Qudih

Gleichzeitig nahmen Kampfjets binnen 24 Stunden 450 Ziele in Gaza ins Visier, wie die israelischen Streitkräfte am Montag mitteilten. Ein Journalist der Nachrichtenagentur Reuters berichtete aus dem Gazastreifen, dass die Bombardements in der Nacht zu den heftigsten zählten, seit der Krieg vor einem Monat im Zuge des Überfalls der Hamas auf den Süden Israels begann. 

Halten sich noch Zivilisten in Gaza-Stadt auf?

Nach US-Angaben sollen sich noch mindestens 350.000 Zivilisten in Gaza-Stadt und Umgebung im Norden des Gazastreifens befinden. Hier befindet sich auch das größte Krankenhaus Gazas, das Al-Shifa-Krankenhaus, in dem sich etwa 2000 Patienten und Tausende Flüchtlinge aufhalten.

Viele der etwa 1,1 Millionen Bewohner des nördlichen Gazastreifens waren bereits in den Süden geflohen. Einige kehrten wohl aber auch zurück, weil sie im Süden auch keine Unterkunft finden und ebenfalls bombardiert wurden.

Die israelische Armee hatte angekündigt, mehrfach für drei Stunden einen Fluchtweg nach Süden zuzusichern, der zwischenzeitlich nicht bombardiert werden sollte.

Armeesprecher Hagari macht aber deutlich: „Das ist ein Einbahnstraßen-Korridor in Richtung Süden.“ Nach Angaben des Gaza-Korrespondenten des US-Radiosenders NPR berichteten Palästinenser, dass die Hauptstraße in den Süden mittlerweile so zerstört ist, dass sie nicht mehr befahrbar ist.

Bereits am 2. November hatte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mitgeteilt, dass aufgrund der Kämpfe Gaza-Stadt und der Norden des Gazastreifens abgeschnitten seien und humanitäre Hilfe die im Norden verbliebene Bevölkerung nicht mehr erreiche.

Ist die Teilung dauerhaft?

Da bisher völlig unklar ist, wer künftig den Gazastreifen, oder was davon übrig sein wird, regieren und sichern soll, ist eine längere Militärpräsenz der israelischen Truppen im Nordteil denkbar. Palästinenser fürchten, dass Israel hier eine Sicherheitszone einrichten wird und Zivilisten nicht zurückkehren dürfen. In der Nacht zum Dienstag kündigte Israels Premier Benjamin Netanjahu dann an, den Gazastreifen langfristig kontrollieren zu wollen. „Israel wird für unbestimmte Zeit die gesamte Verantwortung für die Sicherheit (...) übernehmen“, sagte Netanjahu in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC News.  (mit dpa/AFP)

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