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© dpa/Soeren Stache

War es ein Wolf oder ein Hund?: Mann in Brandenburg durch Tierangriff schwer verletzt

In einem Waldstück werden ein Spaziergänger und sein Hund von einem Tier angefallen. Eine Laboruntersuchung soll nun Klarheit bringen, wer hinter dem Angriff steckt.

Von Sandra Dassler

Die Mitteilung des Landesjagdverbandes Brandenburg (LJVB) ließ am Donnerstagnachmittag viele aufhorchen: „Wolfsangriff: Schwerverletzter Mann im Krankenhaus“ hieß es darin. Zwar war dann im Text von einem „vermeintlichen Wolfsangriff“ die Rede, LJVB-Präsident Dirk-Henner Wellershoff forderte dennoch eine „dramatische Reduzierung des aktuellen Wolfsbestands in Brandenburg“.

Doch bislang kann niemand sagen, ob es tatsächlich ein Wolf war, der nach Angaben der Polizei einen 47-jährigen Spaziergänger in einem Wald bei Doberlug-Kirchhain angefallen und schwer verletzt hat. Laut Polizei war der Mann mit seinem Hund unterwegs, als er dem Tier begegnete. Es habe den Hund angegriffen. Als der Mann einschritt, sei er mehrfach gebissen worden und habe sich schwere Verletzungen zugezogen. Zunächst hatten die „Lausitzer Rundschau“ und der RBB berichtet. 

Wie die „Lausitzer Rundschau“ berichtete, konnte sich der Mann mit schweren Bissverletzungen zu seinem Pkw schleppen und Familienangehörige anrufen, die Hilfe organisierten. Er liegt seitdem auf der Intensivstation des Krankenhauses Finsterwalde. Seine Verletzungen seien schwer, aber nicht lebensgefährlich, hieß es am Donnerstag.

Die Polizei wurde aus der Notaufnahme heraus informiert

„Wir wurden am Mittwoch um 12.41 Uhr von der Notaufnahme des Krankenhauses über den Vorfall informiert“, sagte eine Polizeisprecherin. „Wir haben dann umgehend die zuständigen Wolfsbeauftragten und auch das Landesumweltamt verständigt.“

Alle bisher bekannten Fakten legen derzeit die Annahme nahe, dass es sich um einen Hund handelt.

Thomas Frey, Sprecher des Landesumweltamts

Die Polizei sei eigentlich nur zuständig, wenn es sich bei dem Angreifer um einen streunenden und wildernden Hund gehandelt habe, sagte die Sprecherin weiter. „Dann würden wir versuchen, den Halter zu ermitteln und rechtliche Schritte einleiten. Wenn es ein Wolf war, ist das Landesumweltamt zuständig.“

Dort bestätigte man den Angriff. Sprecher Thomas Frey wies jedoch darauf hin, dass „alle bisher bekannten Fakten, einschließlich der Schilderung des Verletzten und des Polizeiberichtes, derzeit die Annahme nahelegen, dass es sich um einen Hund handelt.“

Bis zum Vorliegen der vom Opfer entnommenen Proben des genetischen Materials könne man aber einen Wolfsangriff nicht hundertprozentig ausschließen, sagte Frey. Deshalb nehme man den Vorfall sehr ernst und habe umfangreiche Untersuchungen veranlasst.

Labor soll Proben untersuchen

So hätten die Ärzte der Intensivstation des Krankenhauses bereits an den noch nicht behandelten und nur grob gereinigten Bisswunden des Mannes Abstriche genommen, die wie weiteres Material noch am selben Tag per Express ins Labor des Senckenberg Zentrums für Wildtiergenetik gebracht wurden. Von dort habe man zugesichert, die Proben mit höchster Priorität zu untersuchen.

Auch seien die Verletzungen detailliert dokumentiert und das Opfer befragt worden. Nach seinen Schilderungen habe das angreifende Tier in etwa die Größe eines Schäferhundes und kurzes Haar gehabt. Von der Körperlänge her sei es etwas kürzer als ein Altdeutscher Schäferhund gewesen.

Für die von manchen geäußerte Annahme, dass es sich um einen Wolfs-Hybriden (eine Mischung aus Wolf und Hund) gehandelt haben könnte, gebe es keine Indizien, hieß es beim Landesumweltamt. Zumindest seien in der betreffenden Region im Elbe-Elster-Kreis bislang keine Hybriden bekannt.

Jäger berichten von wilden Streunern

Brandenburgische Jäger berichten seit einiger Zeit auch von einer zunehmenden Zahl von wilden Streunern, also Hunde, die weggelaufen sind oder von ihren Herrchen verstoßen wurden. Wenn solche großen Hunde erst einmal „Blut geleckt“, sprich ein anderes Tier getötet hätten, um zu überleben, könnten sie Menschen sehr gefährlich werden.

Wölfe würden hingegen Menschen meiden und diese nur in ganz seltenen Fällen angreifen – etwa, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten oder die Tollwut hätten. Letztere gilt aber in Deutschland als ausgerottet.

Weil es in Brandenburg immer mehr Wölfe gibt und diese auch immer mehr Nutztiere reißen, nimmt die Kritik an der Wolfs-Politik des Landes zu. Jetzt hat sich sogar Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dafür ausgesprochen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen – gegen seinen Umweltminister Axel Vogel (Grüne).

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