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Der Lehrermangel ist das beherrschende Thema bundesweit.

© Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Neuer Brandbrief zur Schulpolitik: Berliner Bündnis unterstützt Forderungen nach milliardenschwerer „Bildungswende“

„Schule muss anders“, Gewerkschaften sowie Eltern- und Schülerverbände wenden sich mit vier Kernpunkten an die Bundesregierung, die Landeschefs und die Kultusminister. Protesttag im September geplant.

| Update:

Nach den prominent unterzeichneten Brandbriefen rund um den gescheiterten Bildungsgipfel im März hat sich am Donnerstag eine weitere überregionale Initiative aus 90 Unterstützerorganisationen mit einem eindringlichen Appell an die Bundes- und Landespolitik gewandt. Sie wird vom Berliner Bündnis „Schule muss anders“ getragen, das sich mit Teachers for Future Germany e.V. zusammengetan hat.

Ausgehend von der Mahnung, dass der Lehrkräftemangel zu einer der „schwersten Bildungskrisen seit Gründung der Bundesrepublik“ geführt habe, erhebt die Initiative in ihrem offenen Brief vier Kernforderungen für ein „inklusives Bildungssystem, das auf die Zukunft vorbereitet“ auf. Mitinitiatorin ist die Arbeitsgemeinschaft von Schulelternbeiräten rund um Mainz ( ARGE-SEB).

Ihrer Feststellung, dass der Personalmangel „auf ein veraltetes, unterfinanziertes und segregiertes“ und sozial ungerechtes Bildungssystem treffe, weshalb erheblich ungesteuert werden müsse, haben sich 90 Unterzeichner angeschlossen. Auf Bundesebene gehört zu den Erstunterzeichnern neben den Gewerkschaften Verdi, GEW und dem DGB eine bunte Mischung von der Montessori-Stiftung bis hin zum Bundeselternrat und dem Deutschen Kinderhilfswerk.

Die europäischen Nachbarn geben im Schnitt einen deutlich höheren Anteil ihrer Wirtschaftsleistung für Bildung aus als wir.

Paul Seidel, Landesschülerausschuss

Sie alle dringen auf rasche neue Weichenstellungen „in den nächsten Wochen und Monaten“, um der „sozialen Spaltung“ entgegenzuwirken, die durch den Erzieher- und Lehrkräftemangel noch verstärkt werde.

Was zu den Kernforderungen gehört:

  • MEHR GELD. Ein „Sondervermögen Bildung“ in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro für die notwendigen Investitionen in Kita und Schule sowie die Bereitstellung von mindestens zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts jährlich für Bildung und Forschung, wie es beim Dresdner Bildungsgipfel 2008 beschlossen wurde
  • MEHR PERSONAL. Mittels eines „Staatsvertrag Lehrkräftebildung“ sollen alle Bundesländer dazu verpflichtet werden, genügend Lehrkräfte auszubilden und die Studienabschlüsse gegenseitig anzuerkennen. Das Lehramtsstudium soll reformiert und praxisnäher werden. Attraktive Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sollen mehr Nachwuchs dazu bringen, den Erzieherberuf zu ergreifen.
  • MEHR NACHHALTIGKEIT: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)soll wirkungsvoll als verbindlichen Lerninhalt verankert werden, damit sich Schüler:innen „auf die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereiten können“. Lehrpläne und Lerninhalte sollen „schüler:innenorientiert und diskriminierungskritisch überarbeitet werden. Multiprofessionelle Teams sollen als fester Bestandteil in allen Schulen verankern und finanziert werden.
  • „ECHTER“ BILDUNGSGIPFEL. Nach dem wenig erfolgreichen Bildungsgipfel vom März soll es nur einen „echten Bildungsgipfel“ geben. Einberufen soll ihn der Bundeskanzler in Absprache mit den Regierungschefs der Länder. Dort solkl gemeinsam mit Vertreter:innen aus Zivilgesellschaft und Bildungspraxis über „Auswege aus der Bildungskrise und den Aufbau eines gerechten, inklusiven und zukunftsfähigen Bildungssystems“ diskutiert werden.

Wir wollen eine echte Bildungswende statt organisierter Vernachlässigung.

Philipp Dehne, Schule muss anders

Bundesweiter Protesttag am 23. September

Philipp Dehne, der Kopf der Bildungskampagne “Schule muss anders“, sprach am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des Forderungskataloges von einer „tiefen Bildungskrise, deren Ausmaß und Folgen vielen Leuten noch nicht bewusst sind.“ Der schnell zunehmende Mangel bei Lehr- und Erzieherkräftentreffe treffe auf ein „unterfinanziertes, veraltetes und ungerechtes Bildungssystem“. Dadurch verschärfe sich die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland immer weiter. Er kündigte für den 23. September einen bundesweiten Bildungsprotesttag an.

Für den Berliner Landesschülerausschuss teilte Sprecher Paul Seidel mit, er sehe durch die Corona-Folgen, die Klimakrise und „nicht zuletzt den Lehrkräftemangel“ den Bildungsstandort Deutschland bedroht und somit auch Aufstiegschancen und die soziale Gerechtigkeit. Die europäischen Nachbarn würden im Schnitt einen deutlich höheren Anteil ihrer Wirtschaftsleistung für Bildung ausgeben als Deutschland. Auch die Benotung und die Unterrichtsstruktur müssten sich in der Zukunft stark verändern:

„ Wir brauchen einen digitalen Unterricht, der Schüler*innen, aber auch Lehrkräfte, mitnimmt mit einem langfristigen Plan zum Umgang mit ChatGPT.“ Alle Menschen müssten so ausgebildet sein, dass sie für ein digitales Zeitalter gerüstet seien.

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