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Basstölpel im Flug über der Nordsee mit Nistmaterial im Schnabel.

© IMAGO/blickwinkel/A. Trepte

Floh er vor dem großen Vogelsterben an der Nordsee?: In Brandenburg gefundener Basstölpel verendete an Geflügelpest

Bei einem in Potsdam-Mittelmark gefundenen Meeresvogel wurde der gefürchtete H5N1-Erreger nachgewiesen. Experten haben eine Vermutung.

Von Sandra Dassler

Zum ersten Mal ist in Brandenburg bei einem verendeten Wildvogel bereits im Sommer der Geflügelpesterreger H5N1 nachgewiesen worden – und zwar außerdem bei einem Tier, dass hierzulande eigentlich gar nicht vorkommt.

Wie das Potsdamer Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte, war der tote Vogel – ein großer Basstölpel – bereits am Ende der vergangenen Woche im Ortsteil Reppinichen der Gemeinde Wiesenburg im Landkreis Potsdam Mittelmark gefunden worden.

„Bisher gab es solche Fälle in der Regel nur zu Zeiten des Vogelzuges“, sagte Ministeriumssprecher Dominik Lenz dem Tagesspiegel. „Dass die Geflügelpest auch im Sommer zuschlägt, war aber schon befürchtet worden.“

Besonders seltsam ist aber, dass Basstölpel reine Meeresvögel sind, die weder in Brandenburg noch in Berlin leben, wie der Wildtierbeauftragte des Senats, Derk Ehlert, sagt: „Es gibt sie hier nicht, sie leben ausschließlich an der See und ernähren sich von Fischen.“ Selbst Ornithologen haben keine Erklärung, wie der Basstölpel nach Potsdam-Mittelmark kam.

Die meisten vermuten, dass das Tier vielleicht durch die Krankheit seinen Orientierungssinn verloren hat oder instinktiv vor dem Virus fliehen wollte. Denn bereits seit Mitte Juni werden nach Angaben des Nationalparks Wattenmeer an vielen Stellen der schleswig-holsteinischen Westküste, besonders aber an den Stränden von Sylt, Amrum und Föhr, auch Basstölpel gefunden, die an der Vogelgrippe erkrankt waren.

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In der einzigen deutschen Basstölpel-Kolonie auf der Insel Helgoland verendeten ebenfalls viele Tiere an H5N1. Die größten Verluste gab es allerdings in Großbritannien, wie die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, Elke Reinking, berichtet.

In Niedersachsen bereits mehrere Legehennenbestände betroffen

Betroffen seien auch die Brandseeschwalben: Seit Anfang Juni sind in Nordfrankreich, Belgien und den Niederlanden ganze Brutkolonien durch das Vogelgrippe-Virus ausgelöscht worden. Auch im deutschen Wattenmeer kam es – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – zu einem Massensterben. So sollen allein in den Brutkolonien auf der Hallig Norderoog bis zum 9. August dieses Jahres 400 tote Altvögel und 1500 tote Jungvögel gefunden worden sein.

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Zwar gab es Vogelgrippe-Ausbrüche auch schon früher, allerdings nicht im Sommer, warnen Experten und befürchten entsprechende Mutationen von H5N1. Große Gefahr bestehe daher nicht nur für Wildvögel, heißt es auch in einer Mitteilung des Brandenburger Gesundheitsministeriums. Zur Zeit seien bereits mehrere Legehennenbestände in Niedersachsen betroffen.

Brandenburger Geflügelhalter sollten daher die Sicherheitsmaßnahmen konsequent beachten, sagte Verbraucherschutz-Staatssekretärin Anna Heyer-Stuffer: „Die Geflügelpest scheint kein saisonales Geschehen mehr zu sein“. Vielmehr müsse inzwischen das ganze Jahr mit einem Ausbruch gerechnet werden.

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