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Nils Busch-Petersen ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

© privat / Tagesspiegel

Was geht, Joe?: Die Bibliothek in der Friedrichstraße verdient eine echte Chance

Der Vorschlag des Kultursenators, die Zentral- und Landesbibliothek in das Gebäude der Galeries Lafayette umzusiedeln, sollte ernst genommen werden, findet unser Kolumnist.

Eine Kolumne von Nils Busch-Petersen

Influencer, Reality-Show-Sternchen? Es geht auch anders! Zahlreiche Politiker zeigen der wachsenden Gruppe Ausbildungsunwilliger gerne, dass es ausbildungslos, ohne Beruf und ohne außerparteiliche Lebenserfahrung in den Bundestag und/oder Parteivorsitz gehen kann.

Der Ruf wird lauter: Leute mit Erfahrung im realen Leben sollten in die Politik gehen, alle freuen sich, wenn Parteien solche „Seiteneinsteiger“ aus dem Hut zaubern. Wenn diese dann auch noch gut abliefern, wie Wirtschaftssenator Schwarz in schweren Zeiten, behält man selbst kurze Regentschaften in bester Erinnerung.

Seiteneinstiege in die Politik finden aber meist auf dünnem, schlüpfrigem Eis statt. Davon durfte sich Kultursenator Chialo überzeugen. Sein Vorschlag, für die Nachnutzung des Standortes der Galeries Lafayette die Zentrale Landesbibliothek vorzusehen, löste typisch berlinische Reaktionen aus.

Abseits der üblichen Pfade

Schon weil er nicht den klassischen Trampelpfad über die parlamentarischen und koalitionären Gebüsche wählte, wurde er sogar aus Teilen der eigenen Koalition zum Irrläufer gestempelt. Fast züngelte das herzliche Gegeneinander der überwundenen Koalition wieder auf.

Abwehrreaktionen erfolgten so schnell, dass offenbar keine Zeit nötig war, die Idee sorgfältig zu prüfen. Medial wurde Chialo schnell als Spielball gieriger Vermieter oder Träumer abgetan.

Als Handelsmensch hoffe ich auf den für die Friedrichstraße wichtigen Fortbestand der Galeries Lafayette. Warenhaus first! Wenn es aber keine Warenhausperspektive gibt, brauchen wir beste Ideen für diesen Teil der Innenstadt. Wo keine Ideen kursieren, kann keine beste gefunden werden. Dank an Joe Chialo für eine spannende Idee und die ausgelöste Debatte. Nur im öffentlichen Diskurs kann es gelingen, die große Entschlossenheit Berlins zu überwinden, seine gravierenden Probleme nicht lösen zu wollen.

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