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Außenansicht der Staatsoper Unter den Linden im Sonnenuntergang. Die Staatsoper Unter den Linden in Berlin will die Arbeit mit der russischen Sängerin Netrebko wieder aufnehmen.

© dpa/Gerald Matzka

Anna Netrebko an der Berliner Staatsoper: Chialo und Wegner sehen Auftritt kritisch

Berlins Regierungschef sieht den Auftritt von Sängerin Anna Netrebko in der Staatsoper Unter den Linden „sehr kritisch“. Kultursenator Joe Chialo will die Aufführungen boykottieren.

Berlins Kultursenator Joe Chialo und Berlins Regierende Bürgermeister Kai Wegner haben sich zu dem geplanten Auftritt der österreichisch-russischen Sängerin Anna Netrebko an der Staatsoper Unter den Linden kritisch geäußert. Kultursenator Chialo kündigte an, die Auftritte des Opernstars zu boykottieren. Auch Wegner sagte, er sehe den Auftritt „sehr kritisch“ und verwies auf den „aufopferungsvollen Freiheitskampf“ des ukrainischen Volkes gegen den russischen Angriffskrieg.

„Ich habe mich entschieden, keine der Aufführungen zu besuchen“, sagte Chialo am Dienstag in Berlin. Der CDU-Politiker werde sich stattdessen am Freitag gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev die Fotoausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität direkt gegenüber der Staatsoper ansehen.

Wegner bedauert Netrebkos mangelnde Distanzierung

„In diesem Krieg verteidigt die Ukraine nicht nur ihre Freiheit und Demokratie, sondern auch unsere. Deshalb bedauere ich, dass eine internationale erfolgreiche Sängerin wie Anna Netrebko sich bis heute nicht klar und unmissverständlich von dem russischen Angriffskrieg und Putin distanziert hat“, sagte Wegner der Deutschen Presse-Agentur.

Gleichwohl will ich auch aus meiner persönlichen Meinung keinen Hehl machen: Ich sehe diesen Auftritt in unserer Stadt sehr kritisch.

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, CDU

„Doch die Freiheit von Kunst und Kultur ist in unserem Land ein hohes Gut“, führte Wegner weiter aus. „Das gilt auch für alle Einrichtungen in Berlin und ihre Entscheidungen über ihr künstlerisches Programm.“ Das sei ganz anders als Russland, wo die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit schon lange mit Füßen getreten werde. „Gleichwohl will ich auch aus meiner persönlichen Meinung keinen Hehl machen: Ich sehe diesen Auftritt in unserer Stadt sehr kritisch.“

„Meine ganze Solidarität und die Solidarität der ganzen Stadt gilt der Ukraine und ihren tapferen Bürgerinnen und Bürgern“, sagte Wegner. „Deshalb ist es für mich eine große Ehre, am Donnerstag den Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, empfangen zu dürfen und eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu schließen.“

Die 51-jährige Netrebko ist an diesem Freitag an der Staatsoper Unter den Linden in Giuseppe Verdis „Macbeth“ in der Rolle der Lady Macbeth besetzt. Weitere Auftritte sind in diesem Monat geplant. Dagegen gibt es Proteste unter anderem aus Wissenschaft und Kultur. Für Freitag ist eine Demonstration vor der Staatsoper angekündigt, sollten die Auftritte Netrebkos nicht abgesagt werden. (dpa)

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