zum Hauptinhalt
Flugzeuge sind am BER manchmal alleine auf dem Rollfeld

© dpa/Patrick Pleul

Nachteile wegen schlechter Anbindung: Unternehmen beklagen zu wenige Direktflüge vom Berliner Flughafen BER

International tätige Firmen sind unzufrieden mit Berlins Luftverkehrsanbindung. Wirtschaftssenatorin Giffey will deshalb mehr Direktflüge nach Dubai, Verdi sieht das kritisch.

Wer reist, will das in der Regel möglichst unkompliziert tun. Das heißt per Direktverbindung, ohne Umsteigen. Doch das ist von Berlin aus schwer, besonders mit dem Flugzeug. Gerade auf der Langstrecke gibt es lediglich sechs Destinationen, die sich vom BER direkt ansteuern lassen. Zum Vergleich: Von London aus kann man 138 und von Paris aus 103 interkontinentale Ziele auf direktem Weg erreichen. 

Die Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg fordern deshalb, eine bessere Anbindung von der Hauptstadt und ihrer Umgebung. Grundlage ihres Appells ist eine Umfrage unter 120 Mitgliedsunternehmen sowie Einzelbefragungen der Kammern, bei denen sich herauskristallisierte, dass Berlin durch die wenigen Direktflüge einen erheblichen Standortnachteil haben soll. 

Während das europaweite Flugangebot von Berlin nur von einem Drittel der Unternehmen als gut oder sehr gut bewertet wird, halten zwei Drittel das interkontinentale Angebot für mangelhaft oder ungenügend. Dass unkomplizierte Flugverbindungen jedoch für stabile Handelsbeziehungen wichtig sind, erläutert Katrin Antonenko, Geschäftsführerin der Eckert und Ziegler Bebig Gmbh, bei einer Pressekonferenz der IHK’n in Berlin-Brandenburg am Mittwoch im Ludwig Erhard Haus in Charlottenburg.

Das Flugzeug ist für uns eigentlich alternativlos.

Katrin Antonenko, Geschäftsführerin der Eckert und Ziegler Bebig Gmbh

Antonenkos Unternehmen stellt Arzneiprodukte und Medizinprodukte her, mit denen Krebs diagnostiziert und behandelt werden kann. Sie sagt: „Das Flugzeug ist für uns eigentlich alternativlos.“ Das Unternehmen liefere auf jeden Kontinent; Transporte mit dem Zug oder Schiff seien oft zu langsam.

Das Flugangebot hat sich nach der Pandemie schlecht erholt

Seit der Pandemie hat sich das Fluggeschäft der Region schlecht erholt. Bislang verzeichnet der Flughafen BER 2023 rund zehn Millionen Passagiere weniger als im gleichen Zeitraum vor der Pandemie. Auch die Flugbewegungen sind deutlich zurückgegangen, die Anzahl der Flüge um 42 Prozent gesunken. Zum Vergleich: In Frankfurt sind es nur 19 Prozent weniger Flüge, in München 29 Prozent.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die IHK’n fordern deshalb vor allem Verbindungen in die USA, nach Singapur und China. Aber auch in die Vereinigten Arabischen Emirate wünschen sie sich eine Direktverbindung, angeboten von Emirates, wie Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin erklärt. Dabei hatte gerade erst vergangene Woche Eurowings eine Direktverbindung nach Dubai angekündigt, die ab November viermal wöchentlich Passagiere vom BER in das Emirat befördern soll.

Auf die Frage, ob nicht eine Airline, die die Strecke fliegt, reicht, antwortet Rückel, dass es nicht nur um Dubai als Destination, sondern auch als Luftfahrtdrehkreuz gehe — und dass Emirates deutlich mehr Weiterflüge anbiete. Auch Senatorin Giffey hatte sich vergangene Woche bei einer Reise nach Dubai für eine Direktverbindung von Emirates eingesetzt.

Viele fliegen schon jetzt nicht mehr vom BER

Nach der Pressekonferenz äußert Marvin Reschinsky, der bei der Gewerkschaft Verdi die Lufthansa betreut, am Telefon Unverständnis über diesen Vorstoß und das Zeichen, das daraus für die Berliner Wirtschaft hervorgeht: „Mit diesem Vorhaben setzt der Senat gute Arbeitsplätze in Deutschland aufs Spiel und treibt Tarifflucht voran. Wir erwarten von der Wirtschaftssenatorin, dass sie die örtliche Wirtschaft und ihre Arbeitsplätze stärkt, anstatt sie im Interesse von Dubai zu schwächen.“

Dabei schöpft Berlin ohnehin nicht die gesamte Wirtschaftskraft aus, die über den Flughafen hineinkommen könnte. In der Befragung der IHK’n geben schon jetzt rund 60 Prozent der Unternehmen an, von anderen Flughäfen aus zu starten. Sie begründen das mit fehlenden Flugverbindungen am Berliner Airport BER.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false