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Ego-Shooter-Spiel „Counterstrike“

© dpa

Studie an Erwachsenen: Aggressive Videospiele machen nicht gewalttätig

Wer ein paar Stunden Egoshooter spielt, verliert nicht gleich sein Mitgefühl oder wird gewalttätig. Das hat eine österreichisch-schwedische Studie ergeben – zumindest für Erwachsene.

Von Lucien Weigel

Das Spielen von gewalttätigen Videospielen reduziert das menschliche Mitgefühl Erwachsener nicht. Das hat sich in einer Versuchsreihe von Forschenden der Universität Wien und des Karolinska-Instituts in Stockholm, veröffentlicht im Fachjournal „eLife“, gezeigt.

Bisher vermutete man, dass Videospiele das Mitgefühl der Spielenden abstumpfen lassen und damit die Hemmschwelle für echte Gewalt herabsetzen könnten. Um das zu überprüfen, ließen die Forschenden erwachsene Versuchspersonen innerhalb eines mehrwöchigen Experiments wiederholt ein gewalttätiges Videospiel spielen. Davor und danach wurden ihre empathischen Reaktionen auf den Schmerz einer anderen Person gemessen.

Ein paar Stunden Videospielgewalt haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Empathie von psychisch gesunden, erwachsenen Versuchspersonen.

Lukas Lengersdorff, Universität Wien

Es zeigte sich, dass das gewalttätige Videospiel keinen erkennbaren Einfluss auf die Empathie-Fähigkeit und die ihr zugrundeliegende Gehirnaktivität hatte.

„Die wichtigste Frage ist natürlich“, erklärte Studienleiter Claus Lamm von der Uni Wien: „Sind auch Kinder und Jugendliche immun gegenüber Gewalt in Videospielen?“ Das junge Gehirn sei hoch plastisch, wiederholter Kontakt mit Gewaltdarstellungen könne daher einen viel größeren Effekt haben. „Aber natürlich lassen sich diese Fragen nur schwer experimentell untersuchen, ohne an die Grenzen der wissenschaftlichen Ethik zu stoßen“, so Lamm.

Konnten die Forschenden also zeigen, dass Sorgen über Gewalt in Videospielen unbegründet sind? Die Autor:innen raten von vorschnellen Schlüssen ab. „Gerade, weil es um so ein heikles Thema geht, müssen wir bei der Interpretation dieser Ergebnisse sehr vorsichtig sein“, erklärt Erstautor Lukas Lengersdorff: „Die Schlussfolgerung kann auf keinen Fall sein, dass gewalttätige Videospiele jetzt endgültig als unschädlich bewiesen sind. Für solche Aussagen fehlen in unserer Studie die Daten.“

Dem Neurowissenschaftler und Statistiker zufolge liegt der Wert der Studie vielmehr darin, dass sie einen nüchternen Blick auf frühere Ergebnisse erlaubt. „Ein paar Stunden Videospielgewalt haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Empathie von psychisch gesunden, erwachsenen Versuchspersonen“, sagt Langersdorff. „Diesen Schluss können wir eindeutig ziehen.“ 

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