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Ganz ohne Chicken: Goldnugget.

© Daniel Rosengren

Tagesrückspiegel – Heute vor 174 Jahren: Der Commander-in-Chief löst einen Rausch aus

Staatenlenker sollten große Reden halten können. Einem US-Präsidenten reichte allerdings ein einziges Wort, um etwas - und viele Menschen - zu bewegen.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es gibt, oder gab, ein paar extrem erfolgreiche Staatenlenker, von denen heute kaum jemand mehr etwas weiß. Zu ihnen gehört James Polk, elfter Präsident der USA. Mit ihm ist auch ein Meilenstein der Telekommunikation verbunden. Seine Kandidatur 1844 war die erste wichtige politische Nachricht in den USA, die per Morse-Telegramm verbreitet wurde.

Wichtiger für sein Vermächtnis ist aber, dass es ihm gelang, im Amerikanisch-Mexikanischen Krieg und anderen Auseinandersetzungen das Territorium der Vereinigten Staaten deutlich zu erweitern. Unter anderem nahmen seine Truppen zwischen 1846 und 1848 Texas und Kalifornien ein.

Polk war am 5. Dezember 1848, heute vor 174 Jahren, auch derjenige, der offiziell in einer Rede bedeutsame Goldfunde im gerade erst eroberten Bundesstaat an der Pazifikküste bestätigte. Er sagte, unter anderem, „die bereits durchgeführten Erkundungen“ rechtfertigten „den Glauben, dass die Vorkommen sehr groß sind und dass Gold an verschiedenen Orten gefunden wird“.

Zwar hatten sich aufgrund von Gerüchten und einzelnen Zeitungsmeldungen schon vorher einige Männer in Richtung Westen aufgemacht. Doch erst Polks präsidiale Verkündung begründete den Goldrausch und das „Go West“ des Jahres 1849. Zehntausende, heute die „49ers“ genannt, machten sich auf.

Commander-in Gold: James K. Polk, 11. Präsident der USA. Porträt in Öl von George Peter Alexander Healy,1846.

© mauritius images / JT Vintage / Circa Images

Der goldene Westen

Der Goldrausch hatte für Kalifornien, das heute „Golden State“ heißt, und die gesamten Vereinigten Staaten eine immense Bedeutung, die weit über die gefundenen Nuggets hinausging.

Ganze Täler wurden mit Quecksilber verseucht, das zum Binden des Goldstaubs verwendet wurde. Ureinwohner wurden verdrängt. Die Bevölkerung wuchs massiv, was aber auch die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung „after the Gold Rush“ legte.

Die bereits durchgeführten Erkundungen rechtfertigen den Glauben, dass die Vorkommen sehr groß sind und dass Gold an verschiedenen Orten gefunden wird.

James Polk. US-Präsident, in einer Rede an den Kongress am 5. Dezember 1848

Verschiedene Technologien, von den schon erwähnten Telegrafenleitungen über Dampfschifffahrt und Eisenbahn bis hin zu Bergbautechniken, erlebten einen Schub und legten die Grundlage für Kalifornien als weltweit führendem Technologie-, Wissenschafts- und Innovationsstandort.

Verwischung von Geschlechterrollen

Auch die Fundamente heutiger Zentren der Queer-Community etwa in San Francisco wurden damals gelegt. Auslöser war das Cross-Dressing – also Männer in Frauenkleidern – in den Saloons der Goldgräberstädte, in denen es sehr wenige Frauen gab.

Das ging einher mit einer gewissen gesellschaftlichen Akzeptanz der Verwischung von Geschlechterrollen und sexuellen Identitäten – was wiederum ein „Go West“ homosexueller Männer aus anderen Bundesstaaten beförderte.

Von all dem wusste Polk, der kurz nach seiner goldenen Verkündung aus dem Amt schied, noch nichts. Obgleich er erst Anfang 50 war, verzichtete er 1848 auf eine erneute Kandidatur, die den der demokratischen Partei angehörenden Juristen fast sicher im Amt bestätigt hätte.

Polk ist damit einer von nur sechs US-Commanders-in-Chief, die freiwillig „One Term Presidents“ waren. Ob Joe Biden, inzwischen 80, sich bei der seiner angekündigten Ankündigung bezüglich seiner eigenen Zukunft an den Parteikollegen erinnern und vielleicht eine ähnlich souveräne, vielleicht ja goldrichtige, Entscheidung treffen wird?

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