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Seit 2017 kann medizinisches Cannabis in Einzelfällen zur Therapie bei Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen verschrieben werden. Die Abgabe erfolgt über Apotheken.

© IMAGO/Panthermedia

Früher bekifft: Cannabis-Konsum bei Kindern

Die fortschreitende Legalisierung löst in den USA problematische Kollateralschäden aus. In Deutschland gibt es derzeit keine Hinweise auf einen solchen Trend.

Die zunehmende Legalisierung und damit auch wachsende Verfügbarkeit von Cannabisprodukten in den USA hat dazu geführt, dass sich die Zahl der Vergiftungsfälle bei Kindern dort vervielfacht hat. Eine neue Studie, veröffentlicht von Forschenden der Southern Illinois University School of Medicine im Fachmagazin „Pediatrics“, zeigt, dass sich die dokumentierte Zahl der Kleinkinder, die mit Cannabis versetzte Lebensmittel gegessen haben, zwischen 2017 und 2021 von 207 auf 3054 mehr als verzehnfacht hat.

Sieht lecker aus

Neben der steigenden Verfügbarkeit ist laut der Fachleute das Aussehen der Hauptgrund: Kinder essen schlicht gerne Kekse und anderes Gebäck, und Cannabis-Produkte kommen häufig in dieser unverdächtigen Form daher.

Die meisten Fälle wurden bei Zwei- bis Dreijährigen dokumentiert. Allerdings ist eine hohe Dunkelziffer bei älteren Kindern möglich, weil Eltern dann vielleicht eher abwarten und nicht zum Arzt gehen, auch aus Scham.

Eingebackene Smarties sollten eigentlich ein verlässliches Signal sein, dass der Keks für Kinder, zumindest was die Drogengefahr angeht, ok ist.

© imago images/Shotshop

Von den etwa 7.000 insgesamt erfassten Fällen benötigten laut der Studie etwa acht Prozent eine intensivmedizinische Versorgung. Lebensgefährlich sind solche Intoxikationen laut der Fachleute aber meist nicht. Die Symptome könnten Kinder jedoch traumatisieren.

"In den letzten fünf Jahren gab es einen stetigen Anstieg der Exposition von Kindern gegenüber essbarem Cannabis, was zu einer erheblichen Toxizität führen kann", schreiben die Autoren der neuen Studie. Es sei wichtig ist, dass sich Anbieter und Konsumenten der Gefahr bewusst würden.

In Deutschland ist der Verkauf von Marihuana-Produkten der Art, um die es in der US-Studie geht, nicht erlaubt. Auf Nachfrage erklärt Andreas Stürer, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für klinische Toxikologie, die auch die Giftinformationszentralen in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut, Zahlen für Gesamtdeutschland lägen ihm nicht vor. Beim  Giftnotruf für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, den er mitverantwortet, gebe es keine messbare oder gar vergleichbar dramatische Zunahme von Meldungen über Cannabis-Vergiftungen bei Kindern. Es handele sich „derzeit glücklicherweise nur um wenige Einzelfälle im Jahr“.

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