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Da flattern sie in wärmere Gefilde: Die Rothautfledermaus ist eine von 25 heimischen Arten.

© IMAGO/Frank Bienewald/IMAGO/Frank Bienewald

Neue Wege der Fledermaus: Migration nach Nord und Süd

Wie lebt es sich, wenn man die Nächte durchmacht und tags kopfüber in den Seilen hängt? Berliner Forschende haben neue Erkenntnisse zum Verhalten von Fledermäusen gewonnen.

Dass baltische Rauhautfledermäuse vor dem Wintereinbruch in Scharen entlang der Küste südwärts fliegen und in wärmeren Gefilden überwintern, war bereits hinlänglich bekannt. Forschende des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) konnten nun mit lettischen Kolleginnen und Kollegen beobachten, dass das Flugverhalten der Fledermäuse weniger stringent ist als angenommen. Zwar reisen die meisten aus dem Baltikum auf „Fledermaus-Autobahnen“ gen Süden, an manchen Tagen bewegte sich aber ein Fünftel von ihnen nordwärts. 

Die Forschenden spekulieren, dass die Tiere gegen den Strom fliegen, um auf günstigere Wetterbedingungen zu warten. Weil sie sich länger auf den Flugstrecken aufhalten, setzen sie sich aber auch einer größeren Gefahr aus. Die gehe während der jährlichen Massenmigration hauptsächlich vom Menschen aus, so Gunars Petersons, Professor an der University of Life Sciences and Technologies im lettischen Jelgava. „Mir bereitet das Hin und Her der Fledermäuse Sorge, weil es an den Küstenlinien immer mehr Windkraftanlagen gibt und die Tiere länger in diesen Gefahrenzonen unterwegs sind“, kommentiert der Biologe die Flugunfälle.

Ausgeklügelte Mikrofon-Strecke

Dass die Forschenden neue Erkenntnisse zum Flugverhalten der Flattertiere präsentieren konnten, sei nicht selbstverständlich: „Da Fledermäuse aufgrund ihrer geringen Größe und nächtlichen Lebensweise nur schwer zu beobachten sind, mussten wir uns einer besonderen Technik bedienen, um die Flugrouten zu rekonstruieren“, sagt Christian Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie am IZW.

Mir bereitet das Hin und Her der Fledermäuse Sorge.

Gunars Petersons, Fledermausforscher

Die für Menschen nicht hörbaren Echoortungsrufe, die die Tiere zur Orientierung von sich geben, nahm Voigts Team mit gleichmäßig über einen Flugabschnitt verteilten Ultraschallmikrofonen auf. So konnten die Forschenden mehrere aufeinander folgende Raumpositionen und damit die Flugrichtung der Fledermäuse ermitteln.

Um die Fledermäuse zu schützen, appellieren die Forschenden, die Tiere beim Ausbau der Windenergie an den Küsten Europa nicht zu vergessen: „Die UN-Konvention zum Schutz migrierender Tiere gebietet, neben dem Naturschutzrecht der EU und dem nationalen Naturschutzrecht, den Anrainerstaaten von Ost- und Nordsee dafür Sorge zu tragen, dass Zugfledermäuse wohlbehalten zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen wandern können.

Dass die Rechte von Fledermäusen hierzulande durchaus durchgesetzt werden, zeigte sich erst kürzlich am Schlosspark Schönhausen in Berlin-Pankow, wo das städtische Wohnungsunternehmen Gesobau zwei neue Wohngebäude errichten wollte. Weil Fledermäuse auf dem Gelände hausen, musste der Baubeginn um mehrere Monate verschoben werden.

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