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Wirtschaft: Wenn der Kollege mehr verdient

Wie sich Arbeitnehmer erfolgreich gegen Ungerechtigkeit wehren können

Gleiche Arbeit, aber unterschiedlicher Lohn? So etwas gibt es in Firmen immer wieder, aus verschiedenen Gründen. Wird das unter Arbeitnehmern bekannt, kann das für Zündstoff unter den Kollegen sorgen. Denn viele empfinden es als ungerecht, wenn einer einen Bonus oder eine Lohnerhöhung erhalten hat und sie nicht. „Es bringt aber nichts, dann gleich wutentbrannt zum Chef zu rennen und auch mehr Geld zu verlangen“, sagt die Karriereberaterin Madeleine Leitner aus München. „Wenn man dem Chef gegenüber vorwurfsvoll auftritt, wird er auf Defensive schalten und das abwimmeln.“

Eine ungleiche Bezahlung im Kollegenkreis sorge generell schnell für Unmut, erklärte Leitner. Dagegen beklagten sich Arbeitnehmer nicht unbedingt über eine schlechte Bezahlung, wenn alle gleich behandelt werden. „Wenn dann aber einer besser bezahlt ist, da kommt Empörung hoch.“

Zu direkt sollte man aber nicht sein. Wer den Chef ungerecht nennt und damit überzeugen will, erreiche damit oft aber genau das Gegenteil, sagte Leitner. Denn wenn er sich genötigt sieht, sich für die ungleiche Behandlung zu rechtfertigen, werde er genau das tun: „Und er wird schon etwas finden, um das zu rechtfertigen.“ Schlimmstenfalls gehen Berufstätige dann mit dem Ergebnis aus dem Gespräch, dass sie weniger als andere bekommen und das auch so bleiben wird. Es komme also nicht gut an, wenn Arbeitnehmer trotzig „Ich will das aber auch“ sagen, warnte Leitner. Denn „Ansprüchler“ seien bei Chefs nicht gern gesehen. „Und man gilt dann schnell als Nörgler und Meckerer.“ Erstmal laute daher die Devise: „Cool down“, riet Leitner. So sollten Arbeitnehmer in Ruhe überlegen, ob es objektive Gründe dafür gibt, dass ein anderer mehr verdient als sie. Hat der andere zum Beispiel eine Sonderaufgabe übernommen? Das rechtfertige durchaus eine Zulage.

Scheiden solche Gründe aus, sollte man den Chef um ein Gespräch bitten, empfahl Leitner. Bestenfalls stellt sich dann heraus, dass er einen einfach vergessen hatte und ein schlechtes Gewissen hat. Dann gelte es aber, ihn sein Gesicht wahren zu lassen, konstruktiv zu argumentieren und nach vorne zu schauen.

So könnten Mitarbeiter den besser bezahlten Kollegen als Vorbild heranziehen und dem Chef sagen: „Ich würde auch gerne dahinkommen, könnten Sie mir erklären, wie ich das schaffe?“ Eine sofortige Gehaltserhöhung erreichen sie damit zwar nicht. Aber wenn es gut läuft, ergebe sich dann ein Gespräch über Zielvereinbarungen, in dem Mitarbeiter zumindest die Chance auf einen Bonus oder eine Lohnerhöhung in Aussicht gestellt bekommen. Tobias Schormann, dpa

Tobias Schormann[dpa]

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