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Wirtschaft: Spaß am Job

Viele Deutsche sind nicht glücklich mit ihrer Arbeit. Warum Menschen, die es in ihrem Beruf weit gebracht haben, das oft anders sehen, und wie man Frust aus dem Büro vertreibt.

Immer mehr Deutsche sitzen missmutig an ihren Computern, stehen frustriert an Werkbänken oder genervt hinter Kundentheken. Und das längst nicht erst seit der Finanzkrise. 1984 hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen begonnen, die Arbeitszufriedenheit zu untersuchen. 11 000 Haushalte hat es dazu befragt – und dann Jahr für Jahr festgestellt, dass die Beschäftigten in Deutschland immer unzufriedener werden mit ihrem Job.

Eva Ullmann wird dieser Masse an Unzufriedenen kaum helfen können, die üblichen Ursachen zu beseitigen, den Stress zu reduzieren, mehr Geld zu verdienen, schneller Karriere zu machen oder den Job besser mit der Familie zu vereinbaren. Doch die Trainerin am Deutschen Institut für Humor in Leipzig versteht es, diesem Gefühl, das einen mit angezogener Bremse durch den Alltag holpern lässt, etwas entgegenzusetzen. „Wer Humor besitzt, der versteht es, den Widrigkeiten des Lebens mit heiterer Gelassenheit zu begegnen“, sagt sie.

Zu ihren Strategien gegen den Frust des Alltags gehört ein rhetorisches Mittel, mit dem schon Kinder gerne spielen: die Übertreibung. Sitzt ihr etwa in einem ihrer Seminare ein Teilnehmer mit verschränkten Armen und bösem Blick gegenüber, der nach seiner Körpersprache den Tag sicher nicht gern mit ihr verbringt, greift sie diesen Widerstand auf. Überzogen spiegelt sie ihrem Gegenüber zurück, wie er auf sie wirkt, macht seinen Missmut größer, dramatischer als er tatsächlich ist. Oder sie verkehrt seine Ablehnung ins Gegenteil, im Sinne von „Herr X, Sie freuen sich sicher schon seit Tagen auf den Kurs“.

Was das bewirkt? Es bringt Menschen zum Lachen, wenn zwei Dinge in Beziehung stehen, aber nicht zusammengehören, wenn ein Stadtbus an einem Taxistand hält, wenn man sich vorstellt, dass der große Auftrag plötzlich auf Miniaturgröße zusammenschrumpft. Humor macht es möglich, Dinge zu relativieren, sich von ihnen zu distanzieren, sie aus einer anderen Perspektive zu sehen – und leichter zu nehmen. „Das kann gute Laune machen“, sagt Ullmann.

Gelingt es bei Präsentationen oder Verhandlungen, das Gegenüber zum Schmunzeln zu bringen, entspannt das die Atmosphäre. „Es macht die Situation geschmeidiger“, erklärt die Trainerin. Manche Chefs kann man im Spaß schon mal „Halsabschneider“ nennen oder fast vom Stuhl fallen, wenn der Vorgesetzte erklärt, dass das Gehalt demnächst nicht steigt.

„Es geht darum, in der Sache hart, aber in der Beziehung zum Gesprächspartner weich zu sein“, erklärt Ullmann. Deshalb sei es wichtig, dass Humor immer wertschätzend sei, im besten Fall charmant. Auf diese Weise zu kommunizieren, das kann für die Abteilungsleiterin, die neue Unternehmensstrategien verkündet, genauso nützlich sein wie für den Lehrer, der Noten verteilt.

Wer bisher eher selten die Lachmuskeln seiner Mitmenschen in Bewegung gebracht hat, kann das durchaus lernen. „Jeder ist mit einem Grundpotenzial an Humor ausgestattet.“ Das gelte es freizulegen. Die Trainerin rät, sich oft in Situationen zu begeben, in denen man Humor erleben darf. Welche das sind, hängt vom individuellen Humor ab, sagt sie. Das kann die Kabarettsendung im Fernsehen oder das Spielen mit dem Neffen sein, der gerade Sprechen lernt. „Jeden bringen andere Dinge zum Lachen.“ Wie man auf einem Konto Geld sammelt, so sollte man sich auch ein Humorkonto einrichten. „Darauf kann man in härteren Zeiten zurückgreifen.“

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