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© picture alliance/dpa/epa/Horacio Villalobos

Update

„10:30, Seite wieder down“: Panne bei Vergabe von deutsch-französischem Bahnpass

Zum Jubiläum des Élysée-Vertrags soll die deutsch-französische Jugend ihr Nachbarland per Bahn erkunden. Der verpatzte Vertrieb sorgt nun allerdings für viel Spott.

Im letzten Ankündigungsvideo am Sonntag strahlten Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und sein französischer Amtskollege Clément Beaune um die Wette. Zum 60-jährigen Jubiläum des Élysée-Vertrags bieten Frankreich und Deutschland ihrer Jugend je 30.000 Bahntickets zum Erkunden des Nachbarlandes an.

Mit dem deutsch-französischen Freundschaftspass können 18- bis 27-Jährige zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember einen Monat auf der anderen Rheinseite kostenlos Bahn fahren – an sieben frei wählbaren Tagen im Fern- und Nahverkehr. „Bis bald in Frankreich“, warb Beaune auf Deutsch um einen Besuch.

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„Nutzt die Gelegenheit“, sagte Wissing, „um unbegrenzt durch Frankreich zu fahren“. In einer Presseerklärung am Wochenende sparte er nicht an Pathos: Die aktuellen Geschehnisse in Europa zeigten, „wie wichtig der gegenseitige Austausch für das Fortbestehen eines friedlichen und demokratischen Europas ist“.

Immer wieder Fehlermeldungen

Dem Aufruf wären am Montagmorgen viele junge Menschen gerne gefolgt – allein die Vertriebsseite streikte. Zu Beginn der Registrierung für den kostenfreien Bahnpass war die Website in Deutschland auch nach eineinhalb Stunden offensichtlich wegen Überlastung nicht zu erreichen.

Der Registrierungsbeginn wurde schließlich von 10 Uhr auf 11 Uhr verschoben. In Frankreich war ab dann die Website zwar zugänglich, eine Registrierung aber dennoch unmöglich. Bei der Eingabe des Namens und anderer Informationen ploppten immer wieder Fehlermeldungen auf.

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Unter dem Ankündigungsvideo von Wissing und Beaune – vom Bundesverkehrsministerium mit dem Zusatz „PS. Ihr müsst schnell sein!“ veröffentlicht – sammelte sich schnell Spott. Das Ministerium reagierte darauf mit dem Versprechen, „dass die für die Bereitstellung zuständige DB und Eurail das Problem zeitnah lösen werden“.

Wie ein Sprecher von Wissing dem Tagesspiegel mitteilte, war die Homepage nicht grundsätzlich fehlerhaft, sondern dem Ansturm nicht gewachsen. „Attraktive Angebote wie der Deutsch-Französische-Freundschaftspass oder auch das Deutschlandticket sind ein Riesenerfolg, wie die enorme Nachfrage zeigt“, betonte er. „Dass bei der DB und ihren Partnern jedes Mal die Server überlastet sind, darf einfach nicht passieren.“

Das Vertriebschaos ist für Wissing besonders peinlich, weil er in der Bundesregierung auch für Digitales zuständig ist. „10:30, Seite wieder down“, schrieb etwa der Bahninfluencer Lennart Fahnenmüller. Und weiter: „Kann bitte jemand mal im Bundesministerium für Digitales um Hilfe bitten?“

Am Nachmittag hieß es auf der Registrierungsseite dann, dass alle Freundschaftspässe vergeben worden seien. Offenbar konnten trotz der Technikprobleme stets einige der Jugendtickets vertrieben werden, sodass das Angebot binnen weniger Stunden ausgebucht war. Passend dazu stand auf der Seite zwischenzeitlich: „Der deutsch-französische Freundschaftspass ist Opfer seines Erfolges geworden.“

„Wie wenig möchte man eigentlich eingestehen, dass 30 Tsd. Tickets bei über 6 Millionen potentiellen Nutzern zu wenig sind?“, schrieb dazu ein User. Die geringe Stückzahl begründet das Verkehrsministerium damit, dass für die Aktion nur Haushaltsmittel von fünf Millionen Euro zur Verfügung gestanden hätten. Für junge Menschen gebe es aber darüber hinaus weiter die Möglichkeit, mit Interrail günstig durch Europa zu reisen.

Der Imageschaden scheint allerdings bereits angerichtet zu sein. Angesichts des verpatzten Ticketvertriebs macht sich der Twitter-Humorist „El Hotzo“ etwa schon Sorgen um den Fortbestand der deutsch-französischen Freundschaft. Sie sei „ein fragiles Konstrukt, das einzig und allein von lustigen Dokus auf arte und LeCrobag zusammengehalten wird“, erklärte er.

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