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Autokrise: Neue Chance für Saab

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Ex-MAN-Chef Hakan Samuelsson wollen den schwedischen Autohersteller Saab retten. General Motors will die verlustreiche Tochter verkaufen - oder abwickeln.

Berlin - Der insolvente schwedische Autobauer Saab hat zwei neue Interessenten auf den Plan gerufen. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Ex-MAN-Chef Hakan Samuelsson meldeten sich kurz vor Ablauf einer Frist bei der Tochter des US-Konzerns General Motors. Die beiden konkurrieren mit dem niederländischen Sportwagenbauer Spyker Cars. Der britische Milliardär Ecclestone will Saab gemeinsam mit dem Luxemburger Investmentfonds Genii Capital übernehmen.

GM verkündete indes einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Auflösung der Tochter. Der Konzern habe die Firma Alix Partners beauftragt, um die geordnete Einstellung der Geschäftstätigkeit zu überwachen, teilte GM am Freitag mit. Das werde voraussichtlich mehrere Monate dauern. GM bestätigte aber auch den Eingang der Angebote, die nun geprüft würden.

Genii Capital erklärte, man wolle „aggressiv für einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion“ arbeiten. Der Fonds verspreche sich durch den Kauf von Saab Vorteile bei der Zusammenarbeit des schwedischen Autobauers mit anderen Beteiligungen der Gruppe aus den Bereichen energieeffiziente Antriebe, Computerkomponenten, Fahrzeugelektronik und Medientechnologie, teilte das Unternehmen mit. Saab sei „eine gute Marke, die wahrscheinlich von den derzeitigen Besitzern vernachlässigt wurde“, sagte Ecclestone der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Der 79-jährige Formel-1-Chef Ecclestone zählt zu den reichsten Männern Großbritanniens. Über die Höhe seines Vermögens wird spekuliert, in der „Forbes-Liste“ wird es auf 3,7 Milliarden Dollar beziffert. Ecclestone, 1930 in Großbritannien geboren, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. In den 50er Jahren fuhr er selbst Autorennen, später wurde er Manager in der Formel 1. Seit den 70er Jahren vermarktet Ecclestone die Rennserie. Im vergangenen Jahr geriet er wegen der Scheidung von seiner 28 Jahre jüngeren Frau und zweifelhaften Äußerungen zum Nationalsozialismus in die Schlagzeilen. Zwischen dem Strippenzieher in der Formel 1 und dem Finanzinvestor Genii Capital besteht eine Verbindung: Die Luxemburger hatten im vergangenen Monat eine Beteiligung am Rennteam von Renault gekauft und dem französischen Autobauer so den Verbleib in der Formel 1 gesichert. Nach eigenen Angaben operiert der Fonds in Nordamerika, Europa und Asien und investiert in neue Technologien sowie in die Unterhaltungs- und die Fahrzeugindustrie.

Hakan Samuelsson, der dritte Bieter, hat schwedische Wurzeln und Branchenerfahrung. Im vergangenen Jahr trat er von der Spitze des deutschen Bus- und Lkw-Produzenten MAN zurück. Er hat sich mit Jan Nygren verbündet, ehemaliger sozialdemokratischer Toppolitikerin Schweden und einst Manager beim Luftfahrt-Ableger von Saab. „Viele, nicht nur ich, glauben, dass es in vieler Hinsicht unglücklich wäre, wenn Saab als Produkt und Marke verschwinden würde“, sagte Nygren. Auch der niederländische Sportwagenbauer Spyker Cars hat ein neues Angebot für Saab vorgelegt. Mit GM habe es einen „konstruktiven Dialog“ über den Kauf gegeben, erklärte Spyker-Chef Victor Muller. Angaben über die Höhe des nachgebesserten Angebots machte Muller nicht. Spyker Cars ist ein kleiner Hersteller, 2008 stellte das Unternehmen ganze 43 Sportwagen zu einem Stückpreis ab 200 000 Euro her. Zu den wichtigsten Geldgebern des Unternehmens gehört der russische Banken-Magnat Wladimir Antonow.

Seit Januar 2009 versucht GM, die verlustreiche Tochter Saab zu verkaufen. Die Marke gilt als individualistisch und etwas schrullig. Das Unternehmen wurde 1937 im südschwedischen Trollhättan als Hersteller von Militärflugzeugen gegründet. 1989 wurde GM Teileigentümer bei der schon damals vor dem Aus stehenden Marke. Im Jahr 2000 übernahm GM Saab zu 100 Prozent. Das Unternehmen hat derzeit in Schweden 3400 Mitarbeiter. Im November 2009 war der Übernahmeversuch des skandinavischen Sportwagenbauers Koenigsegg überraschend gescheitert. Wegen ausbleibender EU-Kredite zog Koenigsegg sein Angebot zurück. Mitte Dezember verkaufte GM die Saab-Technologie für die beiden Modelle 9-5 und 9-3 sowie einen Teil der Fertigungsanlagen für diese Fahrzeuge an die chinesische Beijing Automotive Industry Holding (BAIC). Der Rest des Unternehmens sollte zunächst an Spyker Cars verkauft werden, doch die Verhandlungen scheiterten, weil keine schnelle Einigung gefunden werden konnte. GM verkündete noch im Dezember die Abwicklung von Saab, verlängerte aber Ende des Monats erneut die Frist für den Verkauf.

Nun buhlen drei Investoren um die schwächelnde Marke, die bereits seit 2001 keine Gewinne mehr einfährt. Erst am Mittwoch hatte GM-Chef Ed Whitacre erklärt, er glaube nicht an eine Rettung in letzter Minute.

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