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Wenig Verkehr ist im Mai 2020 auf der A10 in Zeiten der Coronakrise zu sehen.

© Imago Images/Frank Sorge

Zahlen nach Corona: Fast neun Prozent weniger Verkehr auf Fernstraßen an den Wochentagen

Die Folgen der Pandemie sind auch im Straßenverkehr sichtbar: Eine Auswertung zeigt, dass offenbar montags und freitags am liebsten im Homeoffice gearbeitet wird.

Die Coronavirus-Pandemie hat manche Spuren im Alltag hinterlassen – das gilt auch für den Betrieb auf deutschen Straßen, denn: Der Autoverkehr hat sich offenbar dauerhaft verringert. Dies geht aus Daten von mehr als 900 Zählstellen auf Autobahnen und Bundesstraßen hervor, die der „Spiegel“ ausgewertet hat.

Von Januar bis Mai dieses Jahres waren demnach an Wochentagen 8,5 Prozent weniger Pkw unterwegs als vor der Pandemie.

An allen fünf Wochentagen, das zeigen die Messdaten der Autozähler, sind die Spitzenwerte der Rushhour gesunken – morgens und nachmittags. Offenbar haben viele Deutsche Gefallen am Homeoffice gefunden und arbeiten öfter von zu Hause aus – auch nach der Pandemie.

Das scheint ein stabiler gesellschaftlicher Trend zu sein.

Andreas Knie, Verkehrsforscher vom Wissenschaftszentrum Berlin

Wie das Blatt berichtet, ist den Daten zufolge Montag der beliebteste Homeoffice-Tag, bundesweit seien dann zehn Prozent weniger Autos unterwegs als noch 2019. Es folge der Freitag mit einem Minus von fast neun Prozent. Am niedrigsten sei der Rückgang mittwochs mit 7,8 Prozent.

Bis zu 28 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland hätten die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sagte der Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin dem Magazin. Viele Leute arbeiteten zwei, auch drei Tage von Zuhause und sparten sich den Weg ins Büro. „Das scheint ein stabiler gesellschaftlicher Trend zu sein.“

Im Bundesverkehrsministerium hingegen sieht man den Homeoffice-Effekt nur als zwischenzeitliche Delle. Dem Ressort von Minister Volker Wissing (FDP) zufolge werde der Autoverkehr in Deutschland weiter wachsen – so steht es in der Langfristprognose bis 2051, vorgestellt im März. In dem Papier wird beim Pkw-Verkehr ein Plus von fünf Prozent prognostiziert, beim Lkw-Verkehr sogar von 54 Prozent.

Eine Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW hatte gerade gezeigt, dass sich das Homeoffice auch nach dem Ende der Pandemie in vielen Unternehmen fest etabliert hat. In 80 Prozent der Firmen der Informationswirtschaft arbeiten Beschäftigte demnach mindestens einmal wöchentlich von zu Hause, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Im verarbeitenden Gewerbe, das stärker ortsgebunden ist, sind es demnach 45 Prozent.

Die rund 1500 befragten Firmen rechnen dem Bericht zufolge in den kommenden zwei Jahren zudem eher mit einer Ausweitung der Homeoffice-Nutzung als mit einem Rückgang.

„Wie die aktuelle Verbreitung von Homeoffice im Juni 2023 zeigt, hält der mit der Pandemie gestartete Trend zur hybriden Arbeit ungebrochen an“, erläuterte ZEW-Experte Daniel Erdsiek. Im Durchschnitt liege der Beschäftigtenanteil, der mindestens einmal wöchentlich von zu Hause arbeite, in etwa gleichauf mit den vergangenen drei Jahren. (lem)

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