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 Es war wieder kein gutes Jahr für Reisende der Deutschen Bahn (DB). 

© dpa/Christoph Schmidt

Besonders betroffen ist der Westen: 2023 waren offenbar nur 65 Prozent der Fernzüge pünktlich

Vom selbstgesteckten Ziel bleibt wenig übrig, der Negativtrend der Bahn hat sich einem Bericht zufolge noch verstärkt. Das spüren vor allem das Ruhrgebiet und die Rhein-Main-Region.

Wer 2023 häufiger mit dem Zug gefahren ist, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit selbst erlebt haben: Es war wieder kein gutes Jahr für Reisende der Deutschen Bahn (DB). Und einem Medienbericht zufolge ist der Anteil pünktlicher Fernzüge sogar weiter gesunken.

Dieser ging nach Berechnungen des „Spiegel“ von 65,5 im Jahr 2022 auf 65,2 Prozent zurück. Zu Jahresbeginn 2023 hatte sich die DB eine Pünktlichkeit im Fernverkehr von 70 Prozent zum Ziel gesetzt.

Die Berechnungen basieren dem Bericht zufolge auf Daten des Portals Zugfinder und umfassen 11,6 Millionen Einzelhalte an deutschen Bahnhöfen der vergangenen vier Jahre.

Die Deutsche Bahn zählt einen Zug als pünktlich, wenn er weniger als sechs Minuten verspätet ist. Ausgefallene Züge und verpasste Anschlüsse werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Das Unternehmen hat seine eigenen Verspätungsdaten für 2023 noch nicht bekannt gegeben.

Union fordert höhere Entschädigungen für Bahn-Kunden

Den bislang publizierten Monatswerten könnte der offizielle Wert für Fernzüge dem Magazin-Bericht zufolge sogar unter 65 Prozent liegen.

Die Angaben der DB lassen sich im Detail nicht überprüfen, weil das Unternehmen anders als etwa die Schweizerische Bundesbahnen SBB keine umfassenden Pünktlichkeitsstatistiken publiziert.

Besonders große Verspätungen gab es nach Angaben des Magazins in Nordrhein-Westfalen, im Großraum Frankfurt am Main und entlang der Rheinschiene:

  • In Bonn kamen nur 45,6 Prozent aller ICEs, ICs und ECs pünktlich an. 
  • In Wuppertal lag die Quote bei 45,8 Prozent.
  • In Solingen kamen nur 44,7 Prozent der Fernzüge fahrplanmäßig an.

Zuverlässiger fuhren die Fernzüge demnach im Osten Deutschlands: 

  • Im Hauptbahnhof Berlin waren 72,4 Prozent der Züge pünktlich. 
  • In Dresden Hbf kamen 79,9 Prozent fahrplanmäßig.
  • Rostock-Warnemünde hatte mit 97,9 Prozent den höchsten Anteil pünktlicher Fernzüge.

In den Jahren 2012 bis 2021 lag die Pünktlichkeitsquote bei Fernzügen zufolge meist bei 75 Prozent, teilweise sogar über 80 Prozent. Im Jahr 2022 folgte dann der Absturz um zehn Prozentpunkte.

Die Ursachen für die massiven Probleme im Fernverkehr sind überlastete Strecken – wenige verspätete Züge lösen eine Kette weiterer Verspätungen bei anderen Zügen aus. Hinzu kommen die marode Infrastruktur und somit viele Baustellen sowie Probleme an Loks und Waggons.

Angesichts vieler Verspätungen und der beginnenden Bahnsanierung forderte die Union Anfang des Jahres 2024 eine deutliche Erhöhung der Zahlungen für Bahnreisende. „Es braucht jetzt eine Entschädigung, die für die Betroffenen auch wirklich einen gewissen Ausgleich darstellt und zugleich auch der Bahn wehtut und zu Besserem anspornt“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Für eine Verspätung von bis zu zwei Stunden müssten künftig 50 Prozent des Fahrpreises erstattet werden, ab zwei Stunden dann 75 Prozent „und ab vier Stunden Verspätung muss es den kompletten Fahrpreis zurückgeben“, forderte der CDU-Politiker. Aktuell gibt es ab 60 Minuten 25 Prozent Erstattung, bei mehr als 120 Minuten 50 Prozent für die einfache Fahrt.

Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) forderte außerdem eine Erstattung der Sitzplatzreservierung bei Stornierungen. „Die Reservierungsgebühren werden so zu einer gegenleistungslosen Einnahmequelle der Bahn. Mit dieser Praxis muss Schluss sein“, sagte der Verbraucherexperte der Zeitung. (lem)

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