zum Hauptinhalt
Blick in die Halle des neuen Bahnhofs im Rahmen des milliardenschweren Bahnprojekts Stuttgart 21. Nach letzten Betonarbeiten am Dach des Bahnhofs gilt der Rohbau als fertiggestellt.

© dpa/Bernd Weißbrod

Rund 11 Milliarden Euro: Kosten für Stuttgart 21 steigen auf mehr als das Doppelte

Die Kosten für das umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 steigen weiter. Rund 11 Milliarden Euro werden mittlerweile veranschlagt.

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 wird erneut teurer. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Aufsichtsrats-Kreisen erfuhr, steigen die Kosten um 1,7 Milliarden Euro auf rund 11 Milliarden Euro an. Grund seien vor allem gestiegene Baukosten, hieß es.

Zuvor berichtete bereits die Nachrichtenagentur Reuters, dass die Kosten rund elf Milliarden Euro steigen. Zudem plane man einen Puffer von weiteren 500 Millionen Euro ein, der Finanzierungsrahmen liege damit bei knapp 11,5 Milliarden Euro, sagten mit den Zahlen vertraute Personen gegenüber Reuters am Donnerstag. Das habe eine neue Kostenschätzung ergeben.

Damit steigt der Preis für das Mammutprojekt gegenüber der Kalkulation zu Baubeginn 2010 auf weit mehr als das Doppelte. Zuletzt hatte die Bahn Anfang 2022 ihre Schätzung auf knapp 9,2 Milliarden Euro erhöht. Ein Bahn-Sprecher wollte sich zu den Zahlen nicht äußern. Er betonte aber, man halte am Starttermin für den Bahnhof bis Ende 2025 fest.

Steigende Baukosten

Als Grund für die Mehrkosten führe das Management vor allem die allgemeine Steigerung von Baukosten gerade in den vergangenen beiden Jahren an, sagte ein Insider. Hier sei ein Plus von um die 30 Prozent zu verzeichnen. Der Starttermin 2025 gelte auch intern als extrem ehrgeizig, dennoch hoffe man, dass zumindest Kernelemente des Projekts in zwei Jahren betriebsbereit seien.

Stuttgart 21 sieht im Kern eine Verlegung des Stuttgarter Kopfbahnhofs unter die Erde und eine Anbindung an Hochgeschwindigkeits-Strecken durch Tunnel vor. Auch der Stuttgarter Flughafen bekommt so eine Verbindung.

Am Standort der bisherigen Station sollen die Flächen im Stuttgarter Talkessel unter anderem für Wohnungen genutzt werden. Das Vorhaben war schon in der Planungsphase heftig umstritten. Die Kosten lägen in keinem Verhältnis zum Nutzen für den Verkehr, wandten Kritiker ein. Nach Baubeginn stießen immer wieder Demonstranten und Polizei zusammen, es gab viele Verletzte. Die Proteste mit teils weit über 50.000 Menschen führten letztlich zu einer Volksabstimmung im Jahr 2011 in ganz Baden-Württemberg. Etwa 60 Prozent sprachen sich damals für den Weiterbau aus.

Der Bundesrechnungshof übte wiederholt an Kostenschätzungen und Kontrolle des Projekts Kritik. Das Verkehrsministerium kontrolliere zu lasch, die finanziellen Risiken würden unterschätzt. Der Bund müsse im Zweifel haften. Ursprünglich wollten sich Bahn, Bund, das Land Baden-Württemberg und der Flughafen Stuttgart die Kosten teilen - basierend auf einer Vereinbarung und Berechnungen vor Baubeginn.

Eine Beteiligung an den Mehrkosten, die sich stetig erhöhten, lehnten die Partner der Deutschen Bahn ab. So muss der inzwischen mit über 30 Milliarden Euro verschuldete Staatskonzern die zusätzlichen Milliarden zunächst selbst aufbringen. Auch der Eröffnungstermin hat sich immer weiter verschoben. Kurz nach Baubeginn war von 2019 die Rede. 2018 wurde dann der Startpunkt bis Dezember 2025 genannt. (dpa, Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false