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Wirtschaft: Gasprom treibt die Preise

Experten warnen: Auch deutsche Verbraucher werden die aggressive Preispolitik bezahlen müssen

Berlin - Deutsche Verbraucher müssen wegen der aggressiven Preispolitik des russischen Energiemonopolisten Gasprom mit steigenden Gaspreisen rechnen. „Gasprom verfolgt eine Hochpreisstrategie, die sich in Kürze auch auf unserer Gasrechnung ablesen lässt“, sagte Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Preise könnten schon 2007 steigen.“ Auch der Energie-Experte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), Holger Krawinkel, warnte vor negativen Folgen: „Gas wird erheblich teurer, wenn es Gasprom nicht gelingen sollte, höhere Preise im Inland durchzusetzen und neue Vorkommen zu erschließen.“

Der staatlich kontrollierte Konzern hatte am Neujahrsmorgen den Gasstreit mit Weißrussland beigelegt und – wenige Stunden vor der angedrohten Einstellung der Erdgaslieferungen – einen neuen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Dieser stellt die weitere Versorgung sicher, allerdings zu deutlich teureren Konditionen. Weißrussland zahlt in diesem Jahr 100 Dollar je 1000 Kubikmeter Erdgas. Das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Etwa 20 Prozent der russische Gasexporte nach Europa laufen durch Weißrussland, der Rest durch die Ukraine. Russland liefert ein Viertel des Gases für Europa und in mehr als 20 Länder. Größter Gasprom-Kunde in Europa ist Deutschland.

DIW-Expertin Kemfert fürchtet, dass Gasprom in Kürze auch deutsche Abnehmer unter Druck setzen wird. „Das wird auch Eon heimsuchen“, sagte Kemfert. Eon-Ruhrgas ist die größte deutsche Ferngasgesellschaft mit langfristigen Lieferverträgen mit Gasprom. Auch Lieferengpässe seien 2007 nicht unwahrscheinlich. Der russische Monopolist Gasprom läuft Gefahr, seinen Exportverpflichtungen nicht nachzukommen, weil marode Pipelines saniert werden und neue Gasfelder mit hohem Kapitalbedarf erschlossen werden müssen. „Es bestehen ernste Zweifel, ob Gasprom genug Kapital für diese Investitionen aufbringen kann“, sagte vzbv-Experte Krawinkel. Da Gasprom von der russischen Regierung gezwungen werde, Gas im Inland zu niedrigen Preisen zu verkaufen, sei die Versuchung groß, die Exportpreise anzuheben. mot

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