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Wirtschaft: Entscheidung im Handel am 23. Juli

Verdi berät, wo Pilotabschluss gelten soll

Stuttgart/Berlin - Die im längsten Tarifkonflikt des deutschen Einzelhandels erzielte Einigung soll nach dem Willen der Gewerkschaft Verdi auf ganz Deutschland übertragen werden. „Der Abschluss in Baden-Württemberg ist das Muster für alle anderen Tarifgebiete“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Margret Mönig-Raane in Stuttgart. Allerdings müssten dabei die regionalen Besonderheiten in den Bundesländern berücksichtigt werden. Der Abschluss sei ein „wirklich guter Durchbruch“, sagte Mönig-Raane. „Unser Ziel, wieder einen Flächentarifvertrag im Einzelhandel zu haben, haben wir erreicht.“ Als Erfolg für die Gewerkschaft wertete sie auch, dass „die große Mehrheit der Zuschläge erhalten“ bleibe. Mit der beschlossenen Erhöhung der Entgelte seien die Tarifpartner dagegen unter jenen anderer Branchen geblieben. „Da hätten wir uns mehr gewünscht.“

Die Tarifpartner in Baden-Württemberg hatten am Donnerstagabend in Gerlingen bei Stuttgart nach 18 Monaten den Tarifkonflikt im deutschen Einzelhandel beigelegt. Eckpunkte des Abschlusses sind drei Prozent mehr Geld für die Beschäftigten für ein Jahr rückwirkend von 1. April an, eine Einmalzahlung von 400 Euro für die Zeit vom 1. April 2007 bis zum 31. März 2008 und die Streichung des Samstagzuschlags bis 18.30 Uhr. Die Lösung soll zunächst für 220 000 Beschäftigte in Baden-Württemberg gelten, hat aber Pilotcharakter für 2,7 Millionen Beschäftigte der gesamten Branche.

Nach Angaben von Verdi will die Große Tarifkommission der Gewerkschaft am 23. Juli über den Pilotabschluss beraten. Einen Tag später wollen in der Bundestarifkonferenz der Gewerkschaft die Vertreter der Tarifkommissionen aus allen anderen Bezirken die Einigung bewerten. Die von den Tarifpartnern vereinbarte Erklärungsfrist endet am 25. Juli. Gibt es bis dahin keine Einwände gegen den Abschluss, tritt dieser in Kraft.

In Berlin sind rund 60 000 und in Brandenburg noch einmal 36 000 Mitarbeiter im Einzelhandel beschäftigt. Nach Angaben von Verdi arbeiten nur etwa die Hälfte von ihnen in Betrieben, die Mitglied im Handelsverband sind. Nur für diese würde ein neuer Tarifvertrag unmittelbar gelten. „Wir sind froh über den Abschluss in Baden-Württemberg“, sagte Erika Ritter, Fachbereichsleiterin Handel bei Verdi in Berlin dem Tagesspiegel. „Der Abschluss liegt im Rahmen dessen, was auch für uns akzeptabel ist.“ Allerdings gebe es mit den Arbeitgebern in der Region noch keinen Kontakt und keinen Termin. Die Arbeitgeber seien nur zu Verhandlungen bereit, wenn Verdi sich rechtsverbindlich verpflichte, auf Störaktionen in den Geschäften zu verzichten. Das will Verdi aber nicht. Es könne daher länger dauern, bis es in Berlin zu einer Einigung komme. vis/dpa

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