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Ein ICE-Zug steht am frühen Morgen auf den Gleisen an einem Bahnsteig im Hamburger Hauptbahnhof.

© dpa/Marcus Brandt

Update

EVG zeigt sich optimistisch: Tarifstreit der Deutschen Bahn geht in die nächste Runde

Mehrere Tage wollen Bahn und die Gewerkschaft EVG über künftige Tarife verhandeln. Sollte es zu keiner Einigung kommen, drohen erneute bundesweite Warnstreiks.

| Update:

Die vierte Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG hat am Dienstag in Fulda begonnen. Vertreter beider Seiten wollen bis einschließlich Donnerstag über einen neuen Tarifvertrag für rund 180.000 Konzernbeschäftigte diskutieren. Ob diese Woche ein Abschluss gelingt, ist offen. 

Sollten sie weiterhin keine Lösung finden, drohen erneute Warnstreiks oder gar eine Urabstimmung der EVG über unbefristete Streiks.

Zuletzt war Bewegung in den über Monate festgefahrenen Tarifstreit gekommen: Beide Seiten räumten unter Vermittlung des Arbeitsgerichts Frankfurt den Knackpunkt Mindestlohn aus dem Weg. Rund 2000 Beschäftigte hatten den gesetzlichen Mindestlohn bislang nur über Zulagen erhalten.

Die Bahn hat zugestimmt, diesen rückwirkend zum März als Sockel in die Tariftabellen aufzunehmen. So können sich künftige Tarifergebnisse auf diese höhere Basis beziehen. Nach dem Vergleich sagte die EVG einen geplanten 50-stündigen Warnstreik vergangene Woche kurzfristig ab.

Bahn stellt neues Angebot in Aussicht

In Fulda soll es nun in die Verhandlungen über die konkreten Tarifforderungen gehen. Die Gewerkschaft will mindestens 650 Euro mehr oder zwölf Prozent für die oberen Einkommen, außerdem eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Die Bahn hat bislang eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie sowie eine stufenweise Tariferhöhung von insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren Einkommen sowie acht Prozent für die höheren angeboten. Bei einer Laufzeit von 27 Monaten würde die erste Stufe davon aber erst im nächsten Jahr kommen. Die EVG fordert eine Tabellenerhöhung aber noch 2023.

DB-Personalvorstand Martin Seiler stellte vor Verhandlungsbeginn am Dienstag ein mögliches neues Angebot in Aussicht. „Es geht darum, in die Verhandlungen einzusteigen, inhaltlich zu reden“, sagte Seiler. „Und dann wird sich sicherlich auch das ergeben, dass wenn wir uns aufeinander zubewegen und möglicherweise auch sogar einigen, dass es dann auch ein verbessertes neues Angebot gibt.“

EVG glaubt nicht an baldigen Abschluss

Seiler betonte, dass sich die Bahn bei ihrem Angebot bereits „sehr gestreckt“ habe. „Es gilt jetzt auszutarieren, welche Elemente braucht es, um zu Lösungen zu kommen“, sagte Seiler. Arbeitgeberseitig sei alles vorbereitet, um schon diese Woche einen Abschluss zu schaffen. „Wir haben drei Tage Zeit, drei arbeitsreiche Tage, und wir sollten alles daran setzen, hier zu Ergebnissen zu kommen“, sagte Seiler.

Dass beim Treffen in Fulda schon ein Abschluss gelingt, glaubt EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch nicht. „Aber ich bin optimistisch, dass wir große Schritte vorankommen, die dazu beitragen werden, dass wir zumindest in sehr absehbarer Zeit das Ganze auch in Tarifwerke gießen können“, sagte Loroch.

Die Gewerkschaft verhandelt außer mit der Bahn mit Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen über die gleichen Forderungen. Schon zwei Mal hat sie mit bundesweiten Warnstreiks den Bahnverkehr in Deutschland weitgehend zum Erliegen gebracht.

Ein Abschluss beim bundeseigenen Konzern dürfte die Richtung auch für die Verhandlungen bei den anderen Betrieben vorgeben. Warnstreiks wären dort weiter möglich, solange nicht überall ein Kompromiss erreicht ist. Sie hätten allerdings deutlich geringere Auswirkungen als bei der Deutschen Bahn.

Die EVG ist die größere von zwei Gewerkschaften beim bundeseigenen Konzern. Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter ihrem Chef Claus Weselsky sind erst für den Herbst angesetzt. Schon Anfang Juni will die GDL aber ihre Forderungen festlegen. (dpa)

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