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Wirtschaft: C&A verlangt Verwandtschaft und Wissen

Als Clemens und August Brenninkmeyer noch als Wanderhändler mit Leinenstoffen durch die Dörfer zogen, vereinte die beiden schon ein starker Familiensinn: Ihr erster Gewinn von 1000 Gulden wurde redlich geteilt, obwohl August das Fünffache in die Firma gesteckt hatte. Das war um 1840.

Als Clemens und August Brenninkmeyer noch als Wanderhändler mit Leinenstoffen durch die Dörfer zogen, vereinte die beiden schon ein starker Familiensinn: Ihr erster Gewinn von 1000 Gulden wurde redlich geteilt, obwohl August das Fünffache in die Firma gesteckt hatte. Das war um 1840. Mehr als 160 Jahre später ist aus der kleinen Stofffirma, die die beiden Brüder 1841 gründeten, ein Milliardenkonzern namens C&A geworden: Allein in Deutschland konnte die Modekette ihren Umsatz zuletzt um etwa vier Prozent auf 2,7 Milliarden Euro und ihren Überschuss um gut 18 Prozent auf 120 Millionen Euro steigern. Im vergangenen Jahr hatte C&A deswegen gleich zweimal Grund zum Jubeln: Nach einem „der erfolgreichsten Geschäftsjahre seiner Geschichte“ eröffnete der Konzern seine 1000. Filiale. Heute beschäftigt er mehr als 32 000 Mitarbeiter in 13 Ländern.

Nicht nur die Initialen der beiden Gründer Clemens und August und ihre Strategie, industriell gefertigte Kleidung günstig und „für die ganze Familie“ unters Volk zu bringen, haben überlebt. Auch die Firmenkultur hat sich über fünf Generationen bis zu Bart Brenninkmeyer, der C&A Deutschland heute führt, erhalten und ist Teil der Firmenstrategie. Ebenso wie die streng katholischen Werte pflegt der Clan den konsequenten Zusammenhalt – auch wenn die Modekette inzwischen den Kontinent umspannt und die weit verzweigte Dynastie rund 150 Familienmitglieder zählt. Während andere Familienfirmen scheitern, wenn Unternehmen und Sippe wachsen und die Suche nach geeigneten Nachfolgern in Streit ausartet, stärkt der Zusammenhalt das Unternehmen.

Dazu gehört eine relativ strenge Personalauswahl: Wer den Konzern leiten will, muss ein Brenninkmeyer sein, dazu mehrsprachig und katholisch. Um Verantwortung für das operative Geschäft übernehmen zu können, muss ein Brenninkmeyer sich außerdem im Textileinzelhandel auskennen – vom Schneidern über das Sortieren bis zum Verkaufen. Die angehenden Manager müssen außerdem vor einem Auswahlausschuss verdienter Clanmitglieder bestehen.

Auch Bart Brenninkmeyer dürfte den Clan überzeugt haben: In Belgien und den Niederlanden baute er die Marktposition von C&A kräftig aus, bevor er seinen Cousin Dominic 2006 als Deutschland-Chef beerbte. Der hatte zuvor das Deutschland-Geschäft wieder in die schwarzen Zahlen gebracht und den Discountern Marktanteile abgenommen. Um sich von den Billiganbietern zu unterscheiden, setzte er auf höherwertige Produkte. jto

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