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Wirtschaft: Auch in Berlin wird es besser mit den Jobs

Die Arbeitslosenzahl sinkt bundesweit auf 4,372 Millionen – Forscher erwarten weiteren Rückgang

Berlin - Die gut laufende Konjunktur hat nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) im August für eine Trendwende auf dem Jobmarkt gesorgt. „Die konjunkturelle Entwicklung sorgt für Rückenwind auf dem Arbeitsmarkt“, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag in Nürnberg. Im August waren 4,372 Millionen Menschen in Deutschland ohne einen Arbeitsplatz, das waren 14 000 weniger als im Juli und 426 000 weniger als vor einem Jahr. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Zahl der Stellensuchenden stieg allerdings mit einem Plus von 5000 leicht auf 4,447 Millionen Menschen an.

Weise hob besonders hervor, dass inzwischen wieder neue Arbeitsplätze entstehen. Im Juni gab es nach Berechnungen der Nürnberger Agentur 129 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als im Juni 2005. Insgesamt lag deren Zahl bei 26,31 Millionen. Diese Stellen sind besonders wichtig, weil auf ihnen die Finanzierung der Sozialsysteme lastet. Zusätzlich sei auch die Zahl der offenen Stellen hoch. Die Arbeitslosenquote blieb im Monatsvergleich bei 10,5 Prozent. Allerdings sanken die Arbeitslosenzahlen nicht so deutlich wie sonst. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre war die Zahl von Juli auf August stets um 30 000 gesunken. Damit habe man angesichts der guten Juli-Zahlen aber rechnen müssen, sagte Weise. „Die Sommerflaute hat sich in den August verschoben“, sagte er zur Begründung.

Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sprach von einem positiven Trend, der sich verfestige. Er forderte, die Konjunktur durch zusätzliche Investitionen zu stützen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wertete die Lage als Verdienst der Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Diese habe „den Nährboden für die gute Entwicklung“ geliefert. Kritisch äußerten sich die Opposition und die Gewerkschaften. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel erklärte: „Die Stagnation hat den Arbeitsmarkt wieder erreicht.“ Er begründete dies damit, dass die Arbeitslosenzahl etwas schwächer gesunken sei als im Vergleich der Vorjahre. Die Grünen warfen der Koalition vor, sie setze nur auf „konjunkturelle Mitnahmeeffekte“ anstatt die leichte Erholung mit eigenen Akzenten zu befördern. Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte die Koalition auf, das „zarte Konjunkturpflänzchen“ nicht durch die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung zu zertreten.

Auch in der Hauptstadtregion machte sich die Konjunkturerholung bemerkbar. In Berlin suchten Ende August 293 149 Menschen eine Stelle. Das waren 1122 weniger als im Vormonat – die Arbeitslosenquote sank demnach von 17,5 auf 17,4 Prozent. In Brandenburg ging die Zahl der Erwerbslosen im August gegenüber dem Vormonat um 332 auf 216 964 zurück. Das waren 13 272 weniger als im August 2005. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 16,3 Prozent. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) erklärte, es bestehe kein Anlass zur Entwarnung. Der Haushaltsüberschuss der BA in Höhe von rund zehn Milliarden Euro müsse für aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen verwendet werden.

Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass sich die Erholung auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten fortsetzt. „Der Beschäftigungsanstieg wird sich beim verfügbaren Einkommen und damit auch beim privaten Verbrauch positiv bemerkbar machen“, erklärte Deutschland-Experte Ralph Solveen von der Commerzbank.

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