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Wirtschaft: Allein gelassen

Verbraucherschützer fordern Hilfe für die Kunden von Pleitebanken

Berlin - Am 9. Oktober brach für Adelheid Mechsner eine Welt zusammen. An diesem Tag verstaatlichte Island die größte Bank des Landes, Kaupthing. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin fror die Gelder der deutschen Kaupthing-Kunden ein. Seitdem warten sie. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie es ist, von einem Tag auf den anderen nicht mehr an sein Geld zu kommen“, sagt Mechsner. Die Berlinerin hatte 18 600 Euro auf ein Tagesgeldkonto bei Kaupthing überwiesen, Verzinsung 5,6 Prozent. Nun sitzt sie stellvertretend für die 30 000 deutschen Kaupthing-Kunden auf einem Podium des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. „Ich möchte endlich mal eine Erklärung haben, wie es denn weitergeht“, sagt Mechsner. Eigentlich müsste der isländische Einlagensicherungsfonds für Einlagen bis 20 887 Euro zahlen. Doch bisher ist unklar, ob er das auch tut.

Die Verbraucherschützer bekommen die Wut der Kaupthing-Kunden täglich zu spüren. Seit gut einer Woche haben sie eine Telefon-Hotline zur Finanzkrise geschaltet. Dort können sich Bürger informieren. „Wir sind völlig überrannt worden von dem Ansturm“, sagt Verbandschef Gerd Billen. „Über 100 000 Leute haben versucht uns anzurufen.“ Es stünden jedoch nur 150 Finanzberater zur Verfügung. Deshalb seien nur knapp fünf Prozent der Anrufer durchgekommen. Billen fordert mehr Geld für die unabhängige Beratung der Verbraucher. 40 Millionen Euro seien dafür nötig. Bisher bekämen die Verbraucherzentralen lediglich vier Millionen Euro. „Die Regierung muss aktiv werden, um das Vertrauen der Kunden zu den Banken wiederherzustellen“, sagt Billen. „Denn das ist weg.“

Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass Kunden der Kaupthing-Bank ihre Einlagen zurückerhalten, fordert Billen. „Es kann nicht sein, dass Schutzschirme für die Großen aufgespannt werden und die Kleinen im Regen stehen.“ Die Regierung befasse sich bislang vor allem damit, ob Manager von Banken, die unter den Schutzschirm der Regierung flüchteten, mit 500 000 Euro Jahresgehalt auskommen könnten. Den Sparern, die wirklich Hilfe brauchten, biete die Regierung keine an.

Bei den Kunden der bankrotten US-Bank Lehman Brothers sieht Billen dagegen vor allem die Banken am Zug. Vor allem bei der Citibank, der Postbank und der Hamburger Sparkasse (Haspa) hatten Berater ihren Kunden Zertifikate der Bank verkauft, die mit der Pleite wertlos geworden sind. „Die Banken haben ihre Kunden massenhaft falsch beraten“, sagte Billen. „Sie sind in der Pflicht, hier unbürokratisch Hilfe zu leisten“, sagt Billen.

Auf mittlere Sicht fordert der Verband eine verbrauchergerechte Finanzmarktarchitektur. So müsse bei Falschberatungen die Beweislast umgekehrt werden. Die Finanzaufsicht Bafin dürfe wichtige Informationen für Verbraucher nicht länger zurückhalten. Zudem müssten riskante Produkte gekennzeichnet werden. stek

Die Hotline der Verbraucherzentralen ist unter 0800-6648588, Montag bis Freitag von 9 bis 21 Uhr geschaltet

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