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Ashley Stratton wurde in Mount Pearl in Neufundland geboren. Das große Berlin ist für sie eine Umstellung.

© Stefan Mittelstädt

Zwei „absolute Glücksgriffe“: Kehler und Stratton gehen bei den Eisbärinnen voran

Tamina Kehler und Ashley Stratton spielen seit dieser Saison bei den Eisbärinnen. Während es im Berliner Nahverkehr zunächst Schwierigkeiten gab, starteten beide auf dem Eis direkt durch.

Von Daniel Goldstein

An diesem Wochenende empfangen die Eisbärinnen zu ihren ersten Liga-Heimspielen der Saison 2023/24 zweimal die Pokalsiegerinnen der vergangenen Spielzeit und Meisterinnen von 2022 vom ERC Ingolstadt (Sonnabend 19 Uhr/Sonntag 13 Uhr, jeweils im Wellblechpalast). Die Berlinerinnen stehen nach vier gespielten Partien etwas überraschend auf Rang zwei der Tabelle der Deutschen Frauen-Eishockey Liga (DFEL). Die Gäste aus Ingolstadt sind Fünfte, haben aber erst zwei Spiele absolviert.

In der Statistik der Topscorerinnen sind drei Eisbärinnen unter den Top fünf zu finden. Neben Spitzenreiterin Anna-Maria Nickisch liegen Tamina Kehler und Ashley Stratton mit jeweils sechs Punkten auf den Plätzen zwei und fünf. Kehler erzielte bisher vier Tore, bei Stratton stehen vier Vorlagen zu Buche.

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Punktspiele haben die Eisbärinnen in dieser Saison bestritten und stehen etwas überraschend auf Rang zwei.

Nach der vergangenen Saison hatten sie bei den Hohenschönhausenerinnen viel analysiert und waren zu einem Schluss gekommen: Verstärkung im Angriff ist dringend notwendig. Also konzentrierte sich Co-Trainerin Kathrin Fring, die auch für den Zusammenbau des Kaders zuständig ist, bei der Besetzung der Importstellen auf Stürmerinnen. Sie fand Kehler und Stratton.

Die beiden Kanadierinnen spielten in den vergangenen fünf Spielzeiten beim Team der Universität von New Brunswick in Fredericton. Nach ihrem Abschluss nahmen sie nun als beste Freundinnen das Abenteuer Eishockey in Deutschland gemeinsam in Angriff. Und bisher funktioniert das bestens.

Sie sind nicht nur sportlich eingeschlagen, vielmehr haben sie durch ihre Einstellung und Empathie sofort einen festen Platz in der Kabine eingenommen.

 Phillip Richter, Cheftrainer der Eisbärinnen, über Tamina Kehler und Ashley Stratton

„Es ist schön, dass es so gut läuft, wir werden uns darüber nicht beschweren, hoffentlich können wir da weitermachen“, sagt Tamina Kehler, die aus dem Westen Kanadas, aus British Columbia stammt. Ashley Stratton, geboren in Mount Pearl, Neufundland, weiß, warum der Start so gut war. „Wir haben nicht nur gut gespielt, sondern auch hart gearbeitet. Langsam haben wir uns aneinander gewöhnt. Es waren ja viele neue Spielerinnen zu integrieren“, sagt die 23-Jährige. „Die spielerische Umstellung fiel uns gar nicht so schwer“, sagt Kehler, ebenfalls 23 Jahre alt. „Schwieriger war es schon, sich auf der für uns größeren Eisfläche zurechtzufinden.“

Tamina Kehler hat Bachelor-Abschlüsse in Kriminologie und Psychologie und peilt die Aufnahme einer Ausbildung zur Anwältin in Berlin an.
Tamina Kehler hat Bachelor-Abschlüsse in Kriminologie und Psychologie und peilt die Aufnahme einer Ausbildung zur Anwältin in Berlin an.

© Stefan Mittelstädt

„Mit Ash und Mina haben wir einen absoluten Glücksgriff gelandet“, sagt Cheftrainer Phillip Richter. „Sie sind nicht nur sportlich eingeschlagen, vielmehr haben sie durch ihre Einstellung und Empathie sofort einen festen Platz in der Kabine eingenommen. Vom ersten Tag an haben sie unser Prinzip des Ausbildungsvereins verinnerlicht. Beide stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Wir sind unheimlich froh, sie bei uns zu haben.“

Es kommt zum Wiedersehen mit alten Bekannten

Direkt in eine solche Vorbildrolle zu schlüpfen, ist als neue Spielerin in Teamsportarten nicht selbstverständlich. „Wir versuchen, auf dem Eis ein gutes Beispiel zu geben“, sagt Stratton, die in ihrem früheren Team Kapitänin war. „Wenn du in ein neues Team kommst, fügst du dich erst einmal ein.“

Schon etwas schwieriger als die Umstellung auf dem Eis fiel beiden die im Leben abseits davon. Schließlich ging es aus einer Stadt mit rund 55.000 Einwohner*innen in die Metropole Berlin. „Das ist eine große Veränderung für uns“, sagt Stratton. „Immer so vielen Leuten auf kleinem Raum zu begegnen, ist schon eine Herausforderung. Aber es gibt so viel zu tun, das ist toll.“ Kehler ergänzt: „Wir brauchten eine ganze Weile, um uns im öffentlichen Nahverkehr zurechtzufinden, das klappt inzwischen ganz gut.“

Die beiden sind derzeit noch auf der Suche nach einem Job, um sich ihr Leben zu finanzieren. Eishockeyspielerinnen sind bekanntlich keine Profis. Einen Plan für die Zeit nach dem Eishockey haben sie aber schon. Stratton hat an der Uni einen Abschluss in Naturwissenschaften, Kinesiologie und Pädagogik gemacht und wird als Sport- und Wissenschaftslehrerin arbeiten. Kehler wiederum hat Bachelor-Abschlüsse in Kriminologie und Psychologie und peilt die Aufnahme einer Ausbildung zur Anwältin an.

Bis es soweit ist, werden sie dem Puck nachjagen. An diesem Wochenende gegen Ingolstadt. Dabei treffen sie zwei gute alte Bekannte wieder. Mit den Kanadierinnen Lea Macleod und Josie Chisholm kreuzten sie bereits in den vergangenen Jahren in der kanadischen College-Liga die Schläger. Gastgeschenke sind aus diesem Grund allerdings nicht geplant.

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