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Sport: Vorlage für die Bayern

Der Hamburger SV verliert 0:2 gegen Bayer Leverkusen und muss nun hoffen, dass die Münchner heute in Mainz verlieren

An Vergleichsmöglichkeiten fehlte es nicht. Also ging Rudi Völler zurück in die nahe Vergangenheit. „Wir haben in dieser Saison zu Hause und im DFB-Pokal gegen den HSV verloren, obwohl wir in beiden Spielen besser waren. Diesmal war der HSV sicherlich stärker als in den beiden anderen Spielen gegen uns“, stellte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen im Kabinengang der Hamburger AOL-Arena fest. Völler klang dabei keineswegs unzufrieden. Auch er weiß: Fußballspiele entziehen sich manchmal aller Logik. Da gewinnt nun mal nicht immer der, der die meisten Chancen hat, sondern der, der die Möglichkeiten effektiv zu nutzen versteht. Wie Bayer Leverkusen in Hamburg. Die 0:2 (0:1)-Niederlage im Duell der beiden bisher erfolgreichsten Mannschaften der Bundesliga-Rückrunde hat den HSV im Meisterschaftskampf vielleicht den entscheidenden Schritt zurückgeworfen. Sollte Bayern München heute in Mainz gewinnen, betrüge der Rückstand auf den Tabellenführer wieder sechs Punkte. „Die Champions League – das bleibt unser Ziel“, stellte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer trotzig fest. Leverkusen hingegen festigte seinen Platz für die Teilnahme am Uefa-Pokal.

Beim HSV griff nach dem Schlusspfiff Fassungslosigkeit um sich. „Wir hatten genug Großchancen, um schon zur Pause 4:1 führen zu können“, haderte Abwehrspieler Bastian Reinhardt. Die Hamburger hatten auch ohne die verletzten van der Vaart, van Buyten, de Jong, Wicky und Beinlich couragiert begonnen, angetrieben von dem überragenden Guy Demel. Traumwandlerisch sicher legte Sergej Barbarez immer wieder die Bälle auf Ailton ab. Zu drei hochkarätigen Torchancen kam der Brasilianer innerhalb der ersten 23 Minuten, bei seinem ersten Versuch verhinderte nur der Torpfosten die Führung der Hamburger.

Aber: Zwischendurch hatte Simon Rolfes die Leverkusener schon in Führung gebracht. Und während der HSV munter drauflos stürmte, bei der Chancenverwertung aber kräftig schluderte, blieben die Gäste erstaunlich gelassen und ließen sich auch von der hitzigen Atmosphäre auf den Rängen nicht anstecken. „Das ist das gewachsene Selbstvertrauen. Wir haben jetzt fünf Mal hintereinander gewonnen, das merkt man schon“, sagte Rudi Völler. Ruhig, sachlich, kühl und fast ein bisschen emotionslos begegneten sie dem Anrennen der Hamburger. Und erzielten kurz vor Schluss, als leichte Erschöpfungszustände beim HSV erkennbar wurden, durch Paul Freier das 2:0. „Die haben unsere Fehler clever ausgenutzt“, stellte Bastian Reinhardt deprimiert fest.

Ausgerechnet ein ehemaliger Hamburger hatte dem HSV das Toreschießen unerhört schwer gemacht. Jörg Butt, der Gästetorwart, früher eine Art Kultfigur zwischen den HSV-Pfosten, überzeugte durch „gute Reflexe, er war auch beim Rauslaufen sehr stark“, wie ihm sein Trainer Michael Skibbe zu Recht bescheinigte. Nur Dietmar Beiersdorfer wollte Butts Gala nicht ohne einen kleinen Einwand würdigen. „Den haben wir doch erst richtig warm geschossen“, sagte Beiersdorfer. Und Hamburgs Trainer Thomas Doll fand noch einen Grund, weshalb dem HSV-Fan das Wochenende nun nicht völlig verdorben sein sollte: „Das Spiel war doch eine Werbung für tollen Kombinationsfußball.“ Und zumindest von Leverkusener Seite für beeindruckende Effizienz.

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